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35 Freiwillige begleiten Schwerstkranke und Sterbende Ambulanter Hospizdienst aus Wolfen feiert Jubiläum - Benefizkonzert soll wieder stattfinden

Was im Sommer geplant ist - und warum die Arbeit mehr mit Leben als Tod zu tun hat.

Von Andrea Dittmar 20.02.2022, 12:00
Petra Starost und Elisabeth Krause-Scholz sind seit Jahren aktiv.
Petra Starost und Elisabeth Krause-Scholz sind seit Jahren aktiv. (Foto: Dittmar)

Wolfen/MZ - Ob beim Vereins- und Familienfest, Senioren- oder Adventsmarkt: Um ihren Stand wird immer ein kleiner Bogen gemacht. Aber das kennen Petra Starost und ihre Mitstreiterinnen vom Ambulanten Hospizverein Wolfen bereits. Denn ihre Arbeit wird oft mit den letzten Stunden eines Menschen verbunden.

Dabei steht für die 35 Ehrenamtlichen, die sich als Begleiter engagieren, viel mehr das Leben als das Sterben im Mittelpunkt. Und das schon seit 20 Jahren - im April 2002 wurde der Hospizverein gegründet. „Wir wollen das Jubiläum würdig begehen“, erklärt Vorstandsmitglied Petra Starost, die seit 17 Jahren aktiv ist. Ein Benefizkonzert soll stattfinden - in den vergangenen beiden Jahren war diese liebgewonnene Tradition der Pandemie zum Opfer gefallen. „Die Vorbereitung braucht viele Hände“, so Starost. Immer wieder schreibe sie Künstler oder Bands an, ob die nicht Lust hätten, für die gute Sache zu singen. „Viele sind aufgeschlossen und kommen uns da auch entgegen.“ Wer in diesem Jahr dabei sein wird - das wird allerdings noch nicht verraten.

Andere Wege zum Kontakt

Die Vorfreude auf das Benefizkonzert ist ein Lichtblick nach einer schweren Zeit: Denn die zahllosen Besuche, die die Ehrenamtlichen des ambulanten Hospizdienstes bei Schwerstkranken und sterbenden Menschen absolvieren, wurden gerade im ersten Lockdown vollkommen eingeschränkt.

Andere Wege, und wenn es über das Telefon war, wurden gesucht. Auch der Verwaltungsaufwand ist für den Verein ungleich größer geworden, beschreibt Petra Starost. Die Koordinatorin Elisabeth Krause-Scholz ist fest angestellt, alle weiteren Vorstandsmitglieder arbeiten unentgeltlich für den Verein, der im Mehrgenerationenhaus Bitterfeld-Wolfen sitzt. „Wir leisten gewissenhafte Arbeit, um alle Regelungen umzusetzen“, so Starost. Begleiter und Betroffene sollen so gut wie möglich geschützt und unterstützt werden. Und die Arbeit scheint auch Früchte zu tragen: Viele Geld- und Sachspenden seien während der Corona-Zeit eingegangen. Das Trauercafé, das einmal im Monat Raum für Gespräche bietet, kann allerdings weiterhin nicht stattfinden.

Trotzdem wollen die Mitglieder des Hospizdienstes wieder informieren: Dafür sollen die „Wolfener Hospizgespräche“ wieder aufleben, die erst 2019 angestoßen wurden. Auch da hatte Corona einen Riegel vorgeschoben. Im September soll zudem ein Tag der offenen Tür stattfinden.

Großer Einsatz für Sterbende

Um all das zu stemmen, ist der 131-köpfige Verein weiter auf Mitgliedersuche. Denn einige der Begleiter stehen noch mitten im Berufsleben, haben Familie. „Sie stellen die eigenen Befindlichkeiten hinten an“, sagt Starost. Alle Helfer sind ausgebildet, absolvieren Befähigungskurse und Fortbildungen, um die Arbeit mit den schwerstkranken Menschen zu leisten. Im Einsatz sind sie im Krankenhaus, aber auch in Pflegeheimen oder in der häuslichen Umgebung.

Damit die Ehrenamtlichen nicht allein sind mit ihren Erlebnissen oder Fragen, gibt es regelmäßig so genannte Fallbesprechungen. Ganz anonym - denn im Hospizdienst besteht die Schweigepflicht - können sie andere um Rat fragen oder selbst Rat geben. „Das ist gar nicht so schwierig, denn das Erlebte zählt mehr als der Name“, sagt etwa Sunhild Springer, die seit zehn Jahren ehrenamtlich aktiv ist.

Denn die Frauen sind sich einig: Jeder Engagierte bekommt viel mehr zurück, als er oder sie gibt. Ganz nach dem Motto „Und immer mit viel Herz“, das sich der Ambulante Hospizdienst für sein 20-jähriges Jubiläum gegeben hat.