Altenpflegeheim in Schlaitz Altenpflegeheim in Schlaitz: Senioren sitzen fest

Schlaitz - Kurz vor Weihnachten war es wieder soweit: Der Lift war kaputt - nicht zum ersten Mal. Im Altenpflegeheim des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Schlaitz ist der defekte Fahrstuhl fast schon der Normalzustand. Doch dass er über mehrere Wochen nicht benutzbar ist wie um die Jahreswende, hat nun für viele das Fass zum Überlaufen gebracht.
Keine Barrierefreiheit
Ohne Lift ist die für die Senioren so essenzielle Barrierefreiheit dahin. Essens- und Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss sind für Bewohner höherer Etagen ohne Fahrstuhl oft nicht zu erreichen. Ist er kaputt, sitzen sie praktisch in ihren Zimmern fest, denn einige können nur noch per Rollstuhl oder Rollator mobil sein. Auch für die Pfleger beginnt dann der Ausnahmezustand. Sie müssen die Mahlzeiten der Bewohner teilweise zu ihnen auf die Zimmer bringen, zusätzlich zum ohnehin stressigen Alltagsdienst. Und im Notfall müssen Patienten über die Treppe getragen werden.
Ein unhaltbarer Zustand, findet nicht nur der Schlaitzer Ortsbürgermeister Hans Jürgen Kloppe (FDP). Er ist oft im Pflegeheim, etwa um zu hohen Geburtstagen zu gratulieren. „Es kann nicht sein, dass in einem Pflegeheim der Fahrstuhl so lange kaputt ist und die Senioren so lange eingesperrt sind“, meint Kloppe.
Senioren stecken im Fahrstuhl fest
Auch Christine Fichtner ärgert sich über den Zustand. Ihre Schwiegermutter lebt im Schlaitzer Altenheim. „Der Fahrstuhl hat schon lange gesponnen. Jetzt war er sehr lange am Stück kaputt. Dann ging er wieder mal kurz, fiel dann aber gleich wieder aus.“ Es seien sogar schon Senioren steckengeblieben. „Das sind teilweise demente Leute, die sich dann gar nicht zu helfen wissen. Dort herrscht ein absoluter Notstand“, sagt Fichtner. Sie vermutet Flickschusterei und Spardruck auf Kosten der Heimbewohner.
Beim DRK-Kreisverband Bitterfeld-Zerbst ist der Lift inzwischen Chefsache. Geschäftsführer Matthias Martz sagt: „Wir haben ständig den Monteur da, aber kaum ist er weg, streikt der Fahrstuhl schon wieder - zum Verrücktwerden.“ Martz erklärt die Aussetzer der erst 1997 gebauten Anlage mit der Bauart. Der Lift wird per hydraulischer Hubvorrichtung betrieben. Das Hydrauliköl erhitze sich oft. Zudem habe die Herstellerfirma den Service aufgegeben, der nun zuständige Wartungsdienst habe keine Lösung zum Problem finden können.
„Wir sind aber fest entschlossen, eine tragfähige Lösung zu finden“, sagt Martz. Er hat eine neue Firma beauftragt, das Problem dauerhaft zu lösen. Notfalls müsse ein neuer Fahrstuhl installiert werden. „Wir scheuen keine Kosten.“ 20.000 Euro habe man schon für Reparaturen ausgeben. „Das ist auf Dauer unwirtschaftlich. Martz hofft, in zwei Monaten einen funktionierenden Fahrstuhl zu haben. Er verspricht aber auch, parallel eine Übergangslösung zu finden - damit niemand auf Dauer immobil ist. (mz)