Abwasserzweckverband Raguhn-Zörbig Abwasserzweckverband Raguhn-Zörbig: "Die Kanalisation ist kein Müllschlucker"

Raguhn - Den Verantwortlichen im Abwasserzweckverband Raguhn-Zörbig (AZV) stinkt es gewaltig.
„Die Kanalisation ist kein Müllschlucker“, erklärt Verbandsgeschäftsführer Wilfried Eschke angesichts einer ganzen Palette von Dingen, die im Abwassernetz auftauchen, dort aber nichts zu suchen haben. Die Liste reicht von Feuchttüchern über Verbandsmaterial bis hin zu Scheuerlappen. Eschkes Hilferuf findet aber allem Anschein nach kaum Gehör in den Raguhn-Jeßnitzer Ortsteilen, die vom AZV betreut werden.
Pumpe versagt fast täglich
Dort hatte der Verband „in den vergangenen sechs Monaten verstärkt Probleme durch Verstopfungen der Pumpen des Schmutzwasserkanalnetzes“. So sagt es Eschke im Gespräch mit der MZ. So hat er es auch im Raguhn-Jeßnitzer Amtsblatt niedergeschrieben. Mehr noch. „Wir haben zum Beispiel im Ortsteil Möst Handzettel verteilt, um Anwohner über die richtigen Verhaltensweisen zu informieren. Leider fruchtete unser Appell bisher nicht.“ Nach Aussagen Eschkes versagten in Möst in den vergangenen drei Wochen die Pumpen fast täglich ihren Dienst.
Verstopfte Pumpen und ein damit nicht mehr arbeitsfähiges Kanalsystem sind das eine. Das andere aber der enorm gestiegene Instandsetzungsaufwand und das deutliche Plus an Einsätzen bei den Bereitschaftsdiensten. „Die Kosten schlagen spürbar zu Buche. Sie werden letztlich von allen Anwohnern zu zahlen sein.“
Steigende Kosten wegen Mehraufwand
Ins Detail gehen kann der Verbandsgeschäftsführer noch nicht. Allerdings sei es eine logische Sache, dass Mehraufwand auch mehr Geld koste, sagt er. Am Ende eines Kalkulationszeitraums werde gerechnet. Damit wäre nicht auszuschließen, dass Gebühren angepasst werden.
Die Anwohner der Muldeorte haben es selbst in der Hand. „Es sollte doch klar sein, dass nicht alles über die Toilette entsorgt werden kann“, sagt Eschke. Neben Hygieneartikeln taucht im Kanal mitunter Unterwäsche auf. Auch Essensreste sind nicht selten. „Irgendwann bliebt das hängen, die Pumpen setzen sich zu“, bestätigt der Verbandsgeschäftsführer. Die Folgen sind durchaus dramatisch. Nicht nur, dass Pumpen ihren Dienst versagen. „Die Schächte stehen voll, das Abwasser wird nicht mehr zur Kläranlage nach Priorau transportiert. Wir müssen die Pumpen aus den Schächten ziehen und alles spülen.“
Vertrauen in den Verstand der Menschen
Selbst wenn es dazu nicht kommt, bleibt ein Problem. Alles, was im Kanal schwimmt und dort nicht hingehört, landet irgendwann in der Kläranlage und muss dort im wahrsten Sinne des Wortes mit großen Rechen abgefischt und separat entsorgt werden. Wilfried Eschke setzt auf Klarheit und den Verstand der Menschen: In die Toilette gehört neben Fäkalien eben nichts anderes als Toilettenpapier. „Das ist lösbar, zersetzt sich im Wasser. Bei Feuchttüchern zum Beispiel sieht das ganz anders aus. Die sind besonders reißfest und verursachen oft Verstopfungen in den Anlagen.“
Der Abwasserzweckverband hat Möst als Schwerpunkt der Schäden ausgemacht, dort Handzettel verteilt und das Problem zum Gegenstand der Beratungen des Ortschaftsrates werden lassen. Sorgen wegen verstopfter Pumpen gibt es aber auch in Marke, Thurland und im westlich der Halleschen Brücke liegenden Teil von Raguhn. (mz)