Abwasserzweckverband Abwasserzweckverband: Erstmals unter Zwang angeschlossen
Iserbegka/MZ. - Drei Arbeiter, drei Polizisten und zwei Mitarbeiter des Abwasserzweckverbandes (AZV) "Südfläming" waren am Dienstagmorgen vor Ort, um Landgrafs Haus ans Netz zu bringen. Zuvor war der Iserbegkaer mit einem Antrag, den Vollzug der Ersatzvornahme auszusetzen, gescheitert. "Wir haben doch eine biologische Kläranlage", sagt Ingeborg Landgraf. Das Haus werde komplett über eine Kläranlage entsorgt, die Anfang der 90er Jahre sogar mit dem Umweltpreis des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet worden sei. "Ich verstehe nicht, warum der Anschluss nun so gewaltsam durchgesetzt werden muss", klagt Frau Landgraf gegenüber der MZ. "Die behandeln uns hier wie Schwerverbrecher."
Gestritten wird darum schon seit 1998. "Damals haben wir Rückübertragung der Abwasserbeseitigungspflicht beantragt", sagt Frau Landgraf. "Eine Antwort haben wir bis heute nicht bekommen". "Die Familie Landgraf kennt unseren Standpunkt", sagt dagegen AZV-Geschäftsführerin Wildgrube, "irgendwann ist mal Schluss". Der AZV jedenfalls denkt gar nicht daran, eine Freistellung für die Entwässerungspflicht zu beantragen. Das müsste nämlich er und nicht Landgrafs tun. "Warum sollten wir", fragt Geschäftsführerin Wildgrube. Es bestehe schließlich Anschluss- und Benutzungszwang. Und laut einem Gerichtsurteil sei das Grundstück der Landgrafs nicht ordnungsgemäß angeschlossen. Selbst wenn sie das gesäuberte Wasser aus der Kläranlage gelegentlich einleiten würden, wäre ihrer Pflicht nicht genüge getan. "Sie müssen ohne Vorklärung einleiten", meint Frau Wildgrube.
Das sagt auch das Verwaltungsgericht Dessau, das Landgrafs Antrag am vergangenen Freitag abgelehnt hat. Ihnen steht zwar frei, innerhalb von zwei Wochen Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht einzulegen, doch das - meint Frau Landgraf - bringe gar nichts. "Wenn die Anlage erst einmal trocken liegt, ist sie doch kaputt", schimpft sie. "Was nützt mir dann noch die Beschwerde?" Und so kommen jetzt auf die Landgrafs statt einer autarken Abwasserentsorgung jede Menge Rechnungen zu. Der AZV hat bereits Pfändungen veranlasst, die nicht mehr zu verwende Anlage hat bei der Anschaffung schon über 5 000 Euro gekostet und die Ersatzvornahme werden Landgrafs wohl auch noch bezahlen müssen. "Es ist beschämend, wie man mit unbescholtenen Bürgern umgeht", so Ingeborg Landgraf.