Abschied aus dem Amt Abschied aus dem Amt: «Ich gehe aus freien Stücken»
Wittenberg/MZ. - "Ich hätte auch noch weiter arbeiten können und mit Hartmut Dammer als Landrat hätte es mir sicher großen Spaß gemacht", sagte Guido Till am Donnerstag, einen Tag vor seiner Verabschiedung aus dem Amt des Zweiten Beigeordneten des Landrates. "Aber ich gehe aus freien Stücken."
Dammer hatte 1994 zu dem "Dreigestirn" gehört, das Guido Till, bis Sommer ''94 Sozialdezernent in Halle, antrug, sich für die SPD in Wittenberg der Wahl zum Beigeordneten des Landrates zu stellen. (Die anderen beiden Werber waren Oberbürgermeister Eckhard Naumann und Regierungspräsident Fritz Kolbitz gewesen.) Die Wahl war damals knapp ausgegangen für Till, einer von 22 Kandidaten, davon einige Lokalmatadoren. Till schaffte es im zweiten Wahlgang mit vier Stimmen Vorsprung vor dem Jessener Ulrich Krüger.
Ob er in diesem Jahr erneut bestanden hätte, darüber mag Till nicht spekulieren. Und wenn, "dann hätte ich in sieben Jahren als 53-Jähriger und möglicherweise Dritter Beigeordneter vor dem Kreistag um meiner Versorgung Willen um Wiederwahl betteln müssen". Die Entscheidung, sich das nicht anzutun, sei bereits vor zwei Jahren gefallen. "Ich halte das Zepter für mein Leben lieber selbst in der Hand."
Jetzt fühle er sich noch jung genug, Neues zu beginnen. Das nächste Ziel ist ein SPD-Direktmandat für den Landtag. Von seiner Partei als Kandidat nominiert, hat sich Till längst in den Wahlkampf gestürzt. Knapp 5 000 Kilometer, erzählt er, hat er seit dem 13. November, seinem ersten Urlaubstag nach dem Abschied aus dem Landratsamt, mit dem Auto zurückgelegt - ausschließlich im Landkreis. Kreuz und quer ist er gefahren, hat Bürgermeister, Unternehmen und landwirtschafliche Betriebe besucht, "um zu sehen, wie es vor Ort aussieht". Sozialeinrichtungen habe er dabei bewusst außen vor gelassen: "Die kenne ich ja aus meinem Amt." Er sei sich darüber im Klaren, dass es im Wahlkreis mehrere Landtagskandidaten gibt, aber nur einer es werden kann. Wird er es selbst nicht, will sich Till sein Brot mit Unternehmensberatung verdienen. Auch dafür werden seine neu geknüpften Kontakte von Nutzen sein.
Die Übergabe der Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Deddo Lehmann (CDU) ist bereits erfolgt. "Ich hinterlasse eine gut organisierte Verwaltung", sagt Till. Die Qualität ihrer Arbeit sei in den letzten Jahren deutlich gewachsen, was auch daran zu messen sei, dass es kaum Widerspruchsverfahren gebe. Die Zusammenarbeit mit dem Kreistag bezeichnete Till als "kooperativ und konstruktiv". Wenn er in seiner Tätigkeit an Grenzen gestoßen sei, dann habe diese der Haushalt gesetzt. "Das Ziel, eine solide finanzielle Basis für soziale Angelegenheiten zu schaffen, konnten wir deshalb nicht erreichen."