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795 Pfähle im Boden 795 Pfähle im Boden: Im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen entsteht Verbrennungsanlage für Klärschlämme

Von Michael Maul 30.07.2019, 05:00
795 Pfähle wurden auf dem Baufeld bis in eine Tiefe von 20 Metern eingerammt. Darauf kommt später die Grundplatte des neuen Betriebes.
795 Pfähle wurden auf dem Baufeld bis in eine Tiefe von 20 Metern eingerammt. Darauf kommt später die Grundplatte des neuen Betriebes. Michael Maul

Bitterfeld - Ein monotones Klopfen hat in den letzten Wochen das Interesse so mancher Anwohner in Bitterfeld, Greppin und Wolfen geweckt. Was dahinter steckt, erklärt Chemieparkgeschäftsführer Michael Polk.

„Wir bauen direkt neben der Thermischen Restabfallbehandlungsanlage (TRB) auf dem Areal des Chemieparkes in Bitterfeld noch eine moderne Mono-Klärschlammverbrennungsanlage, welche nach der Fertigstellung im Jahr 2021/22 die größte Deutschlands sein wird“, sagt Polk.

„Jährlich können dort 260.000 Tonnen entwässerter Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen verwertet werden. Was jetzt deutlich zu hören war und wohl noch weiter zu hören sein wird, sind die Arbeiten für die Grundplatte des Betriebes“, erklärt Dietmar Rötsch, der Prokurist des Betriebes.

Pfähle werden mit einer Sieben-Tonnen-Ramme bis in eine Tiefe von rund 20 Metern getrieben

Denn bei dem Gelände handelt es sich um Kippenboden. Da müsse eine solide Grundlage für solch einen großen Bau geschaffen werden. Diese besteht aus 795 Pfählen, die mit einer Sieben-Tonnen-Ramme bis in eine Tiefe von rund 20 Metern getrieben werden. „Das sind die Geräusche, die man weithin hören konnte“, sagt Rötsch.

Da die riesige Ramme computergesteuert mit jedem Schlag ausrechnet, wie weit der jeweilige drei Tonnen schwere und zehn Meter lange Pfahl noch in die Tiefe muss, entsteht an der Oberfläche ein Bild wie bei einer Abrisslandschaft. Reicht ein Pfahl nicht aus, wird ein zweiter angefügt. Mit der Firma Aarsleff habe man für diese Arbeiten einen Partner gebunden, der europaweit tätig ist und als einziger solche Tiefenrammarbeiten durchführen kann, erläutert Rötsch.

Nach Abschluss der Rammarbeiten werde alles in eine Höhe gebracht und mit einer großen Grundplatte verbunden. Nach der Fertigstellung werde die neue Anlage etwa die gleichen Dimensionen haben wie die vor zwölf Jahren in Betrieb genommene Reststoffbehandlungsanlage.

Grundlage für den Bau der modernen Anlage sind verschiedene Gesetze und Verordnungen

Doch vor dem Schritt des Neubaus habe man, wie auf vielen anderen Baustellen, mit Relikten der Vergangenheit zu tun gehabt. „Von der alten Halle mussten rund 20.000 Tonnen Beton entsorgt werden und auch auf eventuelle Munitionsreste aus den Kriegen mussten wir das Gelände untersuchen lassen.“

Der Prokurist erläutert neben dem Bauvorhaben auch noch eine weitere wichtige Komponente der Rückgewinnung von wichtigen Rohstoffen. „Aus dem kommunalen Klärschlamm werden wir, aus der bei der Verbrennung entstehenden Asche, wichtiges Phosphor zurückgewinnen.“ Das sei ein wichtiger Faktor der Kreislaufwirtschaft, denn die Vorkommen an Phosphor seien weltweit rückläufig.

Grundlage für den Bau der modernen Anlage seien verschiedene Gesetze und Verordnungen, nach denen die Verwertung der Klärschlämme in der Landwirtschaft immer weiter rückläufig sei. Da derzeit in Deutschland jährlich 1,7 Millionen Tonnen Klärschlamm anfallen würden, sei ein Neubau sehr wichtig. (mz)

Die neue Verbrennungsanlage für kommunale Klärschlämme entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk von PD-Energy und Danpower im Chemiepark. Das ging 2010 in Betrieb und war eine Investition von 64 Millionen Euro.

In dem Kraftwerk, dessen Kessel wöchentlich mit rund 3.000 Tonnen Restmüll gefüttert wird, werden Strom, Dampf sowie auch Fernwärme erzeugt. Während mit dem Dampf Firmen im Chemiepark versorgt werden und ein Teil als Fernwärme in das Bitterfelder Netz fließt, wird der Strom vermarktet.

Die thermische Restabfall-Behandlungsanlage leistet zudem einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Immerhin ersetzen eine Million Tonnen nahezu rückstandsfrei verbrannter Restabfälle sage und schreibe 250.000 Kubikmeter Heizöl.

Ein Pfahl ist zehn Meter lang und wiegt drei Tonnen.
Ein Pfahl ist zehn Meter lang und wiegt drei Tonnen.
Michael Maul