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6. Literaturfreundetreffen an der Goitzsche 6. Literaturfreundetreffen an der Goitzsche: Autoren zum Anfassen

Von silke ungefroren 04.05.2014, 17:27

bitterfeld/MZ - Es war nicht nur eine tierische Lesung am Sonntag im Bitterfelder Tiergehege. Es war gleichzeitig ein tierisches Finale - als krönender Abschluss des 6. Literaturfreundetreffens an der Goitzsche, das seit Freitag in der Region stattgefunden hat: Organisatorin Marion Lange machte ihre schon seit einiger Zeit geplante Patenschaft für die Eseldame Nikola perfekt.

„Es hat sich einfach angeboten“, sagt die Autorin mehrerer Bücher. „Wenn wir ohnehin hier lesen, wollte ich Nägel mit Köpfen machen und meine Unterschrift unter den Patenschaftsvertrag setzen.“ Fortan wird sich die Mühlbeckerin nun nicht nur mit einem finanziellen Obolus um das Tier kümmern, sondern Nikola auch hin und wieder einen Besuch abstatten.

Veranstaltung seit 2008

Literatur und Natur, Engagement und Organisationstalent - all das vereint die 52-Jährige, die seit einigen Jahren zudem als das Bitterfelder Original „Leineliese“ unterwegs ist. Und obendrein schafft sie es, durch ihren Enthusiasmus viele mitzureißen. Die Idee, das Literaturfreundetreffen zu organisieren, kam mit dem Schreiben. Viele ihrer Bücher handeln von ihrer Heimat und der entstandenen Landschaft drumherum - von der Goitzsche vor allem. Alles das sollen viele kennenlernen - dachte sie und legte los.

Die Lesung „Überall ist Wunderland“ am Sonnabend in der Ratswallgalerie war gleichzeitig Auftakt der Europawoche im Landkreis, in der das Institut für Kultur und Weiterbildung Anhalt-Bitterfeld noch weitere Angebote in Bitterfeld, Köthen und Zerbst bereithält.

„Ein Winter in Aquitanien“ ist die Lesung überschrieben, bei der Annegret und Peter Hoffmann aus Friedersdorf über ihre Erlebnisse im Südwesten Frankreichs berichten. Sie findet am 7. Mai von 18 bis 19 Uhr in der Bitterfelder Galerie am Ratswall statt.

Ein weiteres Angebot ist die „Musikalische Reise durch Großbritannien und Irland“ von Marjory Conacher. Sie kann nach Köthen und Zerbst (Montag und Dienstag) am Donnerstag, 8. Mai, von 17.30 bis 19 Uhr auch in der Kreisvolkshochschule in der Bitterfelder Lindenstraße 12a verfolgt werden.

Der öffentlichen Probe für eine „musikalische Reise durch Europa“ kann am Freitag, 9. Mai, von 17.30 bis 19 Uhr in der Musikschule „Gottfried Kirchhoff“, Ratswall 22 in Bitterfeld, zugehört werden.

Drehorgel-Rolf alias Rolf Becker aus Halle schließlich hält dann am Sonntag, 11. Mai, von 15 bis 16.30 Uhr in der Ratswallgalerie seinen Vortrag „Drehorgel-Rolf - Abenteuer eines Europareisenden und Trabi-Fahrers.“  

Seit 2008 vereint sie bei den Treffen Autoren und Verleger um sich, um gemeinsam ein Programm zu gestalten, das für jedermann etwas bieten soll. Diesmal war das Ganze nicht nur in das Kulturfestival „Way-of-Arts“ integriert, sondern begann auch recht ungewohnt: mit einer musikalischen Shakespeare-Lesung im Poucher Hotel „Zur Schiffmühle“. „Obwohl dieses Metier für uns nicht alltäglich ist und wir ja auch vorher nicht gemeinsam üben konnten, kam es sehr gut an“, freut sich Marion Lange. Auch die Vorträge auf dem Schiff „Vineta“ und beim Hüttenbrunch in der Seensuchtsalm fanden begeisterte Zuhörer.

Ein Leckerbissen wurde den Gästen am Samstagabend in der Bitterfelder Ratswallgalerie geboten. Hier stellten die Autoren die Anthologie „Überall ist Wunderland“ vor. Das war gleichzeitig der Auftakt der Europawoche im Landkreis Anhalt-Bitterfeld.

Verlegertreffen im Oktober

Der Dresdner Verlag Edition Freiberg, geleitet von Heinz und Gerlinde Freiberg, veranstaltet in jedem Oktober ein Verlegertreffen und schart dabei um die 40 bis 60 Autoren zum Erfahrungsaustausch um sich. Höhepunkt dabei: Die Ausgabe der aktuellen Anthologie, die in gemeinsamer Arbeit entstanden ist. Ein halbes Jahr später, bei der Leipziger Buchmesse, wird dann immer das Thema für die neue Anthologie festgelegt. Im vergangenen Jahr war sie Joachim Ringelnatz (1883-1934) gewidmet, wie Heinz Freiberg erklärt. „Jeder, der mitwirken will, kann dann seine Gedanken dazu niederschreiben, als Erzählungen oder Gedichte, und die vereinen wir dann in dem Band.“ Im laufenden Jahr übrigens ist Erich Kästner derjenige, dem der Band gewidmet wird. Dabei soll auch diesmal der Schriftsteller nicht kopiert werden - die Zeilen sollen ihn ansprechen und grüßen, einmal mehr an das Schaffen eines großen Literaten erinnern, der 1974 gestorben ist.

Wunderbare Geschichten entstanden sind bereits in „Überall ist Wunderland“, die auf 408 Seiten zum Lesen einladen. „Ach, Ringelnatz“, heißt es da beispielsweise. „Seit ich denken kann, reimt sich bei mir Stips auf Gips, stundenlang auf Bumerang und Schnupftabakdose auf Friedrich der Große.“

Auch Marion Lange gehört seit einigen Jahren zum festen Stamm beim Verlegertreffen und hat sich in Sachen Ringelnatz verewigt. Und natürlich spielt die Goitzsche auch in dieser Geschichte wieder eine Rolle.

Erlebnismäßig indes hat sie ihre Literaturfreunde diesmal in die Dübener Heide eingeladen - auch solch ein Ausflug in die Natur gehört zu den jährlichen Treffen. Gemeinsam haben sie die Köhlerei am Eisenhammer besucht, und mit Kräuterfrau Gabiana waren sie den gesunden und heilsamen Pflanzen auf der Spur. Und damit auch die Gemütlichkeit nicht zu kurz kommt: Mit einem Sack Holzkohle - natürlich aus der Köhlerei - wurden dann am Abend auf dem Grill noch Bratwürste gebrutzelt.