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110.000 Volt im Normalbetrieb 110.000 Volt im Normalbetireb: Hochspannungsleitungen in Bitterfeld durch Unbekannte beschädigt

Von Ulf Rostalsky 30.05.2017, 12:32
Die Prüfingenieure Bernd Blaicher und David Fetzner (l.) bauen in Bitterfeld die mobile Testanlage für die beschädigten Kabel auf.
Die Prüfingenieure Bernd Blaicher und David Fetzner (l.) bauen in Bitterfeld die mobile Testanlage für die beschädigten Kabel auf. Thomas Ruttke

Bitterfeld - Bernd Blaicher und David Fetzner sind den Umgang mit Hochspannung gewöhnt. Sie sind Prüfingenieure bei Netze BW und nehmen mit ihrer mobilen Anlage Stromleitungen genau unter die Lupe. „Wir sind in ganz Deutschland unterwegs“, erzählt Blaicher in Bitterfeld. Dort hat er mit seinen Kollegen für Mitnetz Strom gleich mehrere sogenannte Baueinsatzkabel zu prüfen.

Viel Theorie steckt in den Worten des Ingenieurs, der über mehr als 35 Jahre Berufserfahrung verfügt. Vor Ort erkennbar ist ein komplexer Versuchsaufbau. „Wir lassen hier 30 Minuten Hochspannung durch die Kabel fließen.“ Die Vorschrift geht von einer anderthalbfach höheren als der üblichen Betriebsspannung aus.

Unbekannte machten sich an Hochspannungskabeln zu schaffen

Alltäglich ist die Prüfung nicht. Das Testgelände im Chemiepark ist abgesperrt. Zusätzlich machen rote Blinklichter auf die Gefahrenbereiche aufmerksam. Nicht betreten, nichts in die Versuchsfläche hineinhalten: Die Hinweise sind deutlich. Was Blaicher und Fetzner tun, hat es in sich. Dass unbekannte Dritte in den Jahren 2015 und 2016 ein Gespür dafür hatten, darf bezweifelt werden.

Diese hatten sich unter anderem im Umspannwerk Marke an den Einsatzkabeln der Mitnetz zu schaffen gemacht und dabei für großen Schaden gesorgt. Sie machten die Baueinsatzkabel unbrauchbar und hatten dabei noch großes Glück. Die Kabel sind zwischen 50 und 400 Meter lang. Im Querschnitt messen sie zwischen 120 und 240 Quadratmillimeter.

Läuft alles nach Plan, kommen sie bei Bauarbeiten und Havarien im Hochspannungsbereich bis 110 Kilovolt zum Einsatz. „Das sind 110.000 Volt“, erklärt Ralf Hobusch vom Projektmanagement Hochspannung. „Im Umspannwerk Marke war ein Kabel tatsächlich in Betrieb.“ Was hätte passieren können beim unberechtigten Hantieren, möchte er sich nicht ausmalen.

Aufwendige Instandsetzung der Baueinsatzkabel

Glück für die unbekannten Täter, Pech für den Energieversorger. Die Baueinsatzkabel mussten aufwendig repariert werden. Die Fachfirma Omexom Hochspannung schnitt schadhafte Stellen heraus und montierte in Summe zehn Kabelendverschlüsse. Die sind allesamt Sonderanfertigungen und kosten richtig Geld. Gut und gern 92.000 Euro ließ sich Mitnetz Reparatur und Prüfung kosten.

„Wir brauchen die Baueinsatzkabel“, sagt Hobusch. Wenn an Hochspannungsleitungen gearbeitet wird, wird mit ihnen die Versorgung aufrechterhalten. Der Strom wird durch sie praktisch umgeleitet. Die auf großen Trommeln aufgewickelten Kabel sind relativ gut und schnell zu transportieren. Das müssen sie auch. „Wir brauchen sie nicht zuletzt im Havariefall zur Überbrückung der Schadstellen“, betont Hobusch. Mitnetz hat nach eigenen Angaben in der Netzregion Sachsen-Anhalt sieben 110-Kilovolt-Baueinsatzkabelsätze zur Verfügung. Ein Satz besteht aus jeweils drei Kabeln.

Die roten Lampen leuchten. Nach einem klar definierten Programm nimmt nun Bernd Blaicher die Testanlage in Betrieb. Keine zwei Minuten dauert die Anlaufphase. Dann liegt die Hochspannung an. In Bitterfeld laufen die Tests wie erhofft. Eine halbe Stunde zeichnen die Rechner konstante Werte auf. Kein Spannungsabfall, keine Mängel an der Qualität. Die aufwendige Instandsetzung der Baueinsatzkabel war erfolgreich. (mz)

Die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom mbH (Mitnetz) ist eine 100-prozentige Tochter des Energieversorgers Envia. Mehr als 1.500 Mitarbeiter sind in Großteilen von Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und Brandenburg für Planung, Betrieb und Vermarktung des Stromnetzes verantwortlich. Versorgt werden 2,3 Millionen Einwohner.

Mitnetz verfügt über insgesamt 73.379 Kilometer Stromleitungen, 193 Umspannwerke und 15.619 Trafostationen.