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Ziegen werden zu natürlichen Schützern der Artenvielfalt

Von PAUL SPENGLER 18.05.2010, 18:45

NELBEN/ZICKERITZ/MZ. - "Wir halten die Ziegen, um die Flächen pflegen zu können", sagt Sandra Mann. Die Diplom-Ingenieurin für Landespflege, die als Dozentin für Naturschutz an der Hochschule Anhalt (FH) arbeitet, zählt zu den Gründern des Landschaftspflegevereins Saaletal. Seit drei Jahren kümmert sich dieser Verein um den Artenreichtum im Unteren Saaletal. Am Nelbener Grund hat der Landschaftspflegeverein neun Hektar gepachtet, um Pflanzenarten, die durch Verbuschung stark zurück gegangen sind, neuen Lebensraum zu verschaffen. Es sind Flächen, die sich aus ökonomischen Gründen nicht für landwirtschaftlichen Anbau eignen.

"Manche Pflanzen, die sich am Boden ausbreiten, atmen richtig auf", erklärt Frau Mann. Wichtige Helfer sind dabei Buren-Ziegen, die über den Winter bis zum Frühjahr in einer Scheune in der Nähe des Friedhofs in Zickeritz untergebracht sind. Rund 40 Lämmer haben die Muttertiere seit Januar zur Welt gebracht. In fünf bis sechs Wochen werden die Muttertiere mit den Jungtieren zum Nelbener Grund und weiteren Flächen gebracht. Dort bleiben sie über den Sommer, bis die Tage wieder kühler werden.

Bei einem Spaziergang auf die vom Buntsandstein geprägten Hänge am Nelbener Grund zeigt die Landschaftspflegerin Pflanzen, die wieder verstärkt zum Vorschein kommen. "Der Nelbener Grund ist ein Highlight für Pflanzenforscher", ist Frau Mann überzeugt und deutet auf den Stengellosen Tragant, der nur noch selten zu finden ist. "Jetzt sind der Tragant und der Wiesensalbei dran, danach folgt die astlose Graslilie und die Kartäusernelke, im Herbst blüht der Franzenenzian", erläutert die naturverbundene Frau.

Es gibt kleine Teppiche mit früh blühendem Thymian. Die tief gespaltenen Blätter des Feldmannstreu erinnern an eine Distel. Es sind Pflanzen, die sich mit ihren dicht behaarten Blättern vor Austrocknung schützen. Sie sind typisch für Trocken- oder Halbtrockenrasen, den Landespfleger als Reservoir für selten gewordene Wiesenpflanzen so sehr schätzen. Weit über hundert Pflanzenarten blühen in der von den Landespflegern betreuten Landschaft. "Vor allem die Rosettenpflanzen werden schnell erdrückt", zeigt die Naturschutz-Dozentin auf Pflanzen, deren Blattwerk flach über der Erdoberfläche hinweg zieht.

Der Verein für Landespflege hat sich in den vergangenen Jahren auch für andere Projekte stark gemacht. So wurden an einem Feldrand in Zellewitz bunt gemischte Hecken mit Natursträuchern wie Wildrosen, Weißdorn oder Pfaffenhütchen gepflanzt. Sie begrenzen die Erosion und bieten im Winter Unterschlupf für Hasen. In einer Allee in Zellewitz wurden vor drei Jahren mit Hilfe der Stiftung für Umwelt, Natur und Klimaschutz Sachsen-Anhalt 225 Obstbäume gepflanzt. Es sind alte und regionaltypische Sorten.

Der Landschaftspflegeverein Saaletal e. V. sucht Spender für den Kauf von Obstbäumen, heimischen Sträuchern oder Winterfutter für die Tiere. Die Bankverbindung: Konto-Nummer 4 00 07 89 02, BLZ 80 05 55 00, Salzlandsparkasse