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Nach Schenkung durch Witwe Werk des verstorbenen Künstlers Heinz Steffens wird in Bernburg digitalisiert Bilder Skizzen Gedichte Musikstücke Briefe und Fotos

Von Felix Filke 29.09.2019, 10:56
Die Kunsthistorikerin Christin Müller-Wenzel und der Museumsdirektor Roland Wiermann sichten die Arbeiten des Bernburger Künstlers Heinz Steffens. Dessen Nachlass umfasst mehr als 1 000 Werke.
Die Kunsthistorikerin Christin Müller-Wenzel und der Museumsdirektor Roland Wiermann sichten die Arbeiten des Bernburger Künstlers Heinz Steffens. Dessen Nachlass umfasst mehr als 1 000 Werke. Pülicher

Bernburg - Christin Müller-Wenzel hat jeden Tag Geburtstag. „Das ist ein bisschen wie Geschenke auspacken“, sagt die Kunsthistorikerin aus Halle über ihre Arbeit. Und es sind sehr viele Geschenke.

Sie ist derzeit damit beschäftigt, das Gesamtwerk des Bernburger Künstlers Heinz Steffens zu digitalisieren – und damit für die Nachwelt zu erhalten und zugänglich zu machen.

Mappe für Mappe holt sie aus dem Archiv und öffnet sie, Bild für Bild nimmt sie sich vor, fotografiert, sortiert, stellt Schäden fest und trägt alle verfügbaren Informationen wie Titel, Größe, Jahr und verwendete Materialien in eine Datenbank ein.

Der Nachlass umfasst über 1.000 Bilder, Skizzen, Gedichte, Musikstücke, Briefe und Fotos

Eine wahre Mammutaufgabe, denn der Nachlass umfasst mehr als 1.000 Bilder aus fast sechs Jahrzehnten, dazu zahlreiche Skizzen, Gedichte, Musikstücke, Briefe, Fotos und sogar Möbel und Arbeitsgeräte aus seinem Atelier.

„Manche Sachen, die ich in den Händen habe, sind aus den 1920er Jahren“, sagt Christin Müller-Wenzel. Das sind dann beispielsweise Ideenskizzen aus der Schulzeit des 1913 in Bernburg geborenen Künstlers, der 1982 in seiner Heimatstadt gestorben ist.

Jedes Stück, jedes neue Bild, ist dabei unterschiedlich aufwendig. So gibt es betitelte und unbetitelte Werke, solche mit Jahreszahl und solche, die sie selbst zeitlich in das Gesamtwerk einordnen muss. „Es ist immer auch wie ein Puzzlespiel.“

Investitionsbank Sachsen-Anhalt unterstützt mit Geld aus dem Programm „Digitales Erbe”

Finanziert wird das Projekt durch das Förderprogramm „Digital Heritage“ (Digitales Erbe)  der Investitionsbank Sachsen-Anhalt. Damit sollen herausragende Kulturgüter digitalisiert und dadurch gesichert werden, die wichtig für die jeweilige Stadt, Region oder das Land sind.

Kriterien, die für Heinz Steffens zutreffen – da sind sich nicht nur die Kunsthistorikerin und der Museumsdirektor Roland Wiermann sicher, sondern auch die Geldgeber.

„Heinz Steffens hat in seiner ganz eigenen Welt gelebt“, sagt Christin Müller-Wenzel. Zurückgezogen habe er Werk um Werk geschaffen, ohne damit an die Öffentlichkeit zu drängen. „Er war niemand, der am Verkauf seiner Werke interessiert war.“

Heinz Steffens lebte zurückgezogen, war nicht am Verkauf seiner Werke interessiert

Auch deswegen sei er über die Grenzen der Saalestadt hinaus nie richtig bekannt geworden und hatte nur wenige Ausstellungen.

„Wir hoffen, dass er nach der Digitalisierung den Stellenwert bekommt, der ihm gebührt“, sagt Wiermann deshalb. Denn dann können auch andere Museen ganz gezielt nach bestimmten Bildern suchen und in Bernburg anfragen.

„Die Idee war immer, dass der Nachlass von Heinz Steffens in Bernburg bleibt“, sagt der Museumsdirektor. Ermöglicht hat das die 2015 gestorbene Witwe des Künstlers. Die nämlich hatte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz als Erbin eingesetzt, die wiederum das Gesamtwerk dem Museum Schloss Bernburg als Dauerleihgabe überlassen hat.

Damit ist nun der bei Weitem größte Teil in den Händen des Museums. „Ich bin mir aber sicher, dass der eine oder andere Bernburger noch einen Steffens zu Hause hängen hat“, sagt Roland Wiermann.

Bis April 2021 soll das Digitalisierungsprojekt laufen. Danach werden die Werke im Internet für alle Interessierten zugänglich sein. Der Zugang erfolgt über verschiedene Plattformen wie museum-digital.de oder europeana.eu.

Und was passiert mit den Originalen? Die bleiben natürlich im Archiv des Bernburger Museums, sagt Wiermann. „Und werden vielleicht mal in Sonderausstellungen gezeigt.“ (mz)