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Weihnachten mit ganz besonderem Familienersatz

Von SUSANNE BERNSTEIN 19.12.2008, 16:59

BERNBURG/MZ. - Dort finden die vier Frauen und zwei Kinder zusammen, die über die Weihnachtszeit im Frauen- und Kinderschutzhaus der Kanzler von Pfau'schen Stiftung Zuflucht finden.

"Weihnachten ist bei uns eine tränenreiche und wehmütige Zeit", erzählt Frauenhausmitarbeiterin Christa Krüger. Nichtsdestotrotz versuchen die zwei Mitarbeiterinnen den großen und kleinen Bewohnern ein schönes Fest zu ermöglichen: Plätzchenbacken, das Haus dekorieren oder der Theaterbesuch. Die Frauen genießen das, glaubt man den Worten einer 54-jährigen Bewohnerin, die unerkannt bleiben möchte: "Hier im Haus sitzen wir alle zusammen und es gibt viele gemeinsame Veranstaltungen, so dass man sich wie in einer kleinen Familie fühlt."

Am 24. Dezember finden sich Christa Krüger, ihre Kollegin Mandy Seidel mit den Bewohnerinnen im Gruppenraum ein. Neben Kaffee und Kuchen gibt es eine Feierstunde, die Weihnachtsgeschichte wird gelesen und schließlich gibt es eine Bescherung. "Durch Spenden können wir den Frauen und Kindern ein persönliches Geschenk machen", sagt Christa Krüger.

Das Frauen- und Kinderschutzhaus existiert in der Saalestadt seit 1994. Der Standort wird aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich gemacht. In diesem Jahr war die Einrichtung zu fast 100 Prozent ausgelastet, wie Arne Tesdorff, der für Öffentlichkeitsarbeit bei der Stiftung zuständig ist, sagte. Heißt, dass die acht Frauen- und zwölf Kinderplätze fast das gesamte Jahr belegt waren. Zeitweise mussten auch Frauen an Häuser im Kreis verwiesen werden. Laut Tesdorff verweilen die Frauen durchschnittlich rund 100 Tage in der Bernburger Unterkunft. Gut Zweidrittel erhalten Hartz-IV. In diesen Fällen übernimmt der Landkreis die zwölf Euro Tagesmiete. Gut die Hälfte der Frauen ziehen anschließend in eine eigene Wohnung, ein Teil geht aber auch wieder in den gewalttätigen Haushalt zurück. "Wir versuchen die Frauen hier wieder stark zu machen", sagt Krüger. Häufig gelingt es, wie die 54-jährige Bewohnerin schildert: "Ich genieße die Weihnachtszeit im Frauenhaus, weil ich mich jetzt sicher genug fühle, um mir im nächsten Jahr eine eigene Wohnung zu suchen."