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Wasserkraftwerk Bernburg Wasserkraftwerk Bernburg: Investition auf Mühleninsel

Von Torsten Adam 29.04.2014, 10:09
Hagen Kolberg (2. von rechts) erläuterte Christian Kremtz (von links), Harriet Berens und Nils Berens die Wasserkraftanlage.
Hagen Kolberg (2. von rechts) erläuterte Christian Kremtz (von links), Harriet Berens und Nils Berens die Wasserkraftanlage. engelbert pülicher Lizenz

Bernburg/MZ - Zum Tag der Erneuerbaren Energien haben hunderte Neugierige die Gelegenheit genutzt, einen Blick in die Wasserkraftanlage der ehemaligen Bernburger Papierfabrik zu werfen. Inhaber Mathias Mönchmeier und Turbinenwart Hagen Kolberg, einer von zwei technischen Angestellten, führten am Samstag zum vierten Mal die Gäste über das Areal, dessen Lage gegenüber dem Schlossberg beneidenswert ist.

Die Gastgeber erklärten die Funktionsweise der Energiegewinnung aus Wasserkraft und die Fischaufstiegsanlage. Eine solche ökologische Fischtreppe soll bald auch an der zweiten Bernburger Anlage auf der Mühleninsel installiert werden. In diesem Zuge sei auch deren umfassende Modernisierung geplant. Denn die dortige Anlage sei im Gegensatz zu den Turbinen in der Ex-Papierfabrik veraltet, sagt Mathias Mönchmeier.

Millionen-Investition

Er spricht von einer Millionen-Investition. Allerdings dauere das Ringen mit den beteiligten Genehmigungsbehörden auf Bundes- und Landesebene schon einige Zeit, so dass sich derzeit nicht verlässlich sagen lasse, wann der Startschuss fällt. Familie Mönchmeier verspricht sich von der Investition, die zu 60 Prozent ökologische Fortschritte beinhaltet, einen höheren Stromabnahmepreis, den das Erneuerbare-Energien-Gesetz garantiert.

Apropos Ökologie: Mathias Mönchmeier hält die Nutzung der Wasserkraft für die umweltfreundlichste Art der Energiegewinnung. In Deutschland steckt sie dennoch erst in den Kinderschuhen, macht gerade einmal drei Prozent der Stromgewinnung aus. Vor allem auch deshalb, weil der Bau neuer Anlagen aufgrund territorialer Gegebenheiten kaum möglich ist. „Wir setzen deshalb auf die Steigerung der Effizienz“, nennt der 40-Jährige die Alternative.

Derzeit wird praktisch jeder fünfte Privathaushalt in der Saalestadt mit dem sauberen Strom versorgt. Im Vorjahr gab es allerdings just zum 20-jährigen Betriebsbestehen einen empfindlichen Rückschlag. Wegen des Hochwassers standen die Turbinen im Juni ganze 21 Tage still - so lange wie noch nie. Und Mathias Mönchmeier sorgt sich um neuerliche Zwangspausen. Denn die Überschwemmungsgefahr werde steigen, wenn der Fluss nicht mehr in dem Maße gepflegt wird wie bisher.

Wird Saale zu einer Restwasserstraße degradiert?

Das Bundesverkehrsministerium erwägt, die Saale zu einer Restwasserstraße zu degradieren. Dies stößt bei den beiden Binnenschifffahrtsverbänden auf massiven Widerstand. Hoffnung gibt es: Der neue Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bekannte jüngst während eines gemeinsamen parlamentarischen Abends, dass die Wassser-straßen-Infrastruktur in Deutschland auf Verschleiß gefahren wird und es sich nicht wiederholen dürfe, dass wie im Vorjahr aufgrund fehlender baureifer Projekte 250 Millionen Euro aus dem Wasserstraßenetat in den Bundeshaushalt zurückgegeben werden. Durch eine Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung sollen entsprechende Planungskapazitäten geschaffen werden.

Darüber hinaus soll der Wasserweg laut Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) im neuen Bundesverkehrswegeplan eine herausragende Bedeutung spielen. Ihm zufolge sollen von den fünf Milliarden Euro, die der Bund für die Verkehrsinfrastruktur in der laufenden Legislaturperiode zusätzlich zur Verfügung stellt, 350 Millionen Euro in die Binnenwasserstraßen fließen. Offen ist, ob dies die Chancen für den Bau des Saale-Seitenkanals steigert, auf den das Land Sachsen-Anhalt und die Fluss-Anrainer seit Jahren drängen. Für dieses Vorhaben werden Kosten von rund 100 Millionen Euro veranschlagt.