Vorkehrung wegen Geflügelpest in Bernburg Vorkehrung wegen Geflügelpest in Bernburg : Federvieh muss umziehen

Bernburg - Besucher des Bernburger Tiergartens dürfen derzeit die Flamingos nur aus sicherer Entfernung beobachten. Viele Enten wurden kurzfristig umgesiedelt. Anlass dafür sind die jüngsten Fälle der Geflügelpest in mehreren Bundesländern in Deutschland.
Das hochpathogene aviäre Influenzavirus H5N8 wird von Wildvögeln übertragen und bedroht damit auch die Geflügelbestände in der Region - betroffen sind vor allem Wasservögel und Hausgeflügel. „Der gesamte Salzlandkreis wird von Zugvögeln überflogen“, erklärt Amtstierärztin Marina Bradtke.
Deshalb herrscht seit Montag Stallpflicht in vielen Gebieten (siehe Beitrag „Risikogebiete“). Die Anordnung sei vorbeugend, denn „es gibt im Landkreis keine aktuelle Entwicklung“, betont Marina Bradtke, dass es in Sachsen-Anhalt bisher keine bestätigten Fälle gibt. Dennoch wolle die Behörde für das Thema sensibilisieren.
Gewässer bergen große Gefahr
Die Maßnahme diene dazu, Berührungspunkte von Wildvögeln und Hausgeflügel zu minimieren und so die Infektionskette zu unterbrechen. So ist beispielsweise offenes, ungeschütztes Futter, das auch Wildvögel erreichen können, problematisch. Dort können Übertragungen stattfinden, erklärt die Amtstierärztin. „Das gleiche gilt für Oberflächengewässer. Die Gefahr, dass sich Hausgeflügel infiziert, ist dort sehr hoch.“
Auch die Hygiene einhalten
Jedoch würde die Aktion nur dann ihren Zweck erfüllen, wenn gleichzeitig auch die Hygiene eingehalten werde. Das heißt, beispielsweise nicht mit dreckigen Schuhen, die mit dem Erreger in Berührung gekommen sein könnten, einen Stall zu betreten.
Entspannt und vorbereitet
Heiko Brauns, der in Latdorf eine Geflügelfarm betreibt, sieht die Situation entspannt, ist vorbereitet: „Wir haben den Platz. Die Tiere sind deswegen schon im Stall.“
Ramon Nückles geht ebenfalls auf Nummer sicher. Seine Hühner dürften eigentlich weiterhin im Freien laufen, denn sein Betrieb in Mukrena liegt nicht in einem Risikogebiet. Aufgrund der Nähe zur Saale und auch, weil er fürchtet, die Zugvögel könnten seine Tiere infizieren, hat er seine 450 Legehennen dennoch vorsorglich im Stall untergebracht.
„Das ist unser Kapital! Da mache ich mir schon Gedanken“, sagt Nückles, der das Federvieh deshalb bereits seit Sonntag nicht mehr ins Freie lässt. „Das sind schließlich die Einnahmen, von denen ich lebe.“ Fläche habe er genug. Bis zu 1 000 Hühner könnten hier untergebracht werden.
Eine echte Herausforderung
Im Bernburger Tiergarten ist es damit jedoch nicht getan. Hier ist der Schutz der Vögel eine echte Herausforderung für das Team um Leiter Andreas Filz. „Wir waren die vergangenen drei Tage damit beschäftigt, die Teiche leerzufangen“, berichtet er. Weil die Wasservögel sich am ehesten anstecken können, hatten diese Priorität.
„Es ist nicht so einfach, einen Weg zu finden, das möglichst gut zu erfüllen.“ Denn in dem Zoo gibt es derzeit 300 Tiere. Ein Drittel davon fällt potenziell unter die Stallpflicht. Vor allem Enten, Gänse und Schwäne mussten deshalb kurzfristig in andere Räumlichkeiten ausweichen oder anders - beispielsweise durch Netze oder Gitter - geschützt werden.
Eine harte Nuss für die Mitarbeiter, denn nicht alle Tiere, die jetzt sicher untergebracht werden müssen, vertragen sich, haben zudem unterschiedliche Bedürfnisse. „Für uns ist das eine Ausnahmesituation“, macht Andreas Filz deutlich.
Denn auch wenn keine akute Gefahr bestehe, ist sich der Tiergarten-Leiter des möglichen Ausmaßes einer Ansteckung bewusst. „Wenn irgendeiner unserer Vögel krank wird, haben wir ein Problem.“
Tiere nur mit Abstand zu sehen
Am Ende sind deshalb auch die Gäste Leidtragende und bekommen viele Tiere derzeit nicht oder nur mit einigem Abstand zu sehen. „Unsere Besucher müssen wir in dieser Situation um Verständnis bitten“, sagt Andreas Filz.
Er und auch die Besucher müssen in dieser Hinsicht womöglich einen langen Atem haben. „Das ist jetzt erst der Beginn“, weiß Amtstierärztin Marina Bradtke. Bis Entwarnung gegeben werden kann, können Monate vergehen. „Die Geflügelpest ist ein Thema, das uns mit Sicherheit in den nächsten Jahren begleiten wird.“ Denn die Krankheit sei eine wiederkehrende Gefahr.
„Wir haben nicht die Absicht, Tiere zu quälen. Wir wollen Tiere schützen“, betont sie. Aus diesem Grund werde es auch Kontrollen geben, kündigt die Medizinerin an. In dieser Woche sollten die Geflügelhalter zunächst die Möglichkeit haben, die Anordnung umzusetzen. Es gehe nicht darum, jemanden zu bestrafen.
„Es wird schlimm, wenn sich jemand nicht an die Stallpflicht hält und dann die aviäre Influenza auftritt“, appelliert sie. Dann müsse der Halter weitreichende Maßnahmen verantworten. Sperrbezirke und Beobachtungsgebiete würden eingerichtet und Tiere getötet, die mit dem Erreger in Kontakt waren.
Die Weihnachtsgans ist sicher
Angst um die Weihnachtsgans muss sich dennoch niemand machen. „Es ist nicht so, dass die aviäre Influenza über Fleisch übertragen wird“, gibt Marina Bradtke Entwarnung. Es sei grundsätzlich davon auszugehen, dass nur gesunde Tiere in die Schlachtung kommen. Die Halter müssen erhebliche Veränderungen in ihren Beständen melden, „um sicherzustellen, dass das Fleisch verkehrsfähig ist.“
Die Bevölkerung kann helfen, mögliche Vogelgrippe-Fälle aufzudecken. „Wenn an einer Stelle vermehrt tote Wildvögel vorgefunden werden, sollten die Bürger das bei uns zur Kenntnis bringen“, so Marina Bradtke. Neben Wasservögeln können auch Greifvögel von dem Erreger befallen werden. Wichtig ist, dass tote Tiere nicht berührt und auch Hunde nicht an das Federvieh herangelassen werden.
Aktuelle Informationen zur Entwicklung der Geflügelpest gibt es auf der Internetseite des Friedrich-Löffler-Instituts auf www.fli.de. (mz)

