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Sieben Meter breit, acht Meter hoch Von Schkopau bis Aken an Elbe: Schwertransport mit vier Riesen-Behältern rollt durch Salzlandkreis

Von Felix Filke 25.03.2019, 11:30
Der Schwertransport wälzt sich Meter um Meter durch die Bernburger Talstadt (hier Krumbholzstraße / Ecke Markt). Manchmal wird es extrem eng.
Der Schwertransport wälzt sich Meter um Meter durch die Bernburger Talstadt (hier Krumbholzstraße / Ecke Markt). Manchmal wird es extrem eng. Felix Filke

Bernburg - Ganz langsam geht es vorwärts. Meter für Meter rollt der Koloss durch Aderstedt. Links und rechts der Straße stehen zahlreiche Menschen und gucken zu.

Teilweise haben sie hier über eine Stunde ausgeharrt und gewartet. Angesichts dieses Auflaufs könnte man fast meinen, ein Hollywood-Star hat sich in den kleinen Ort verirrt. Dabei ist es „nur“ ein Schwerlasttransport – allerdings einer der richtig großen Sorte, so viel ist mal klar.

Viele Menschen am Straßenrand haben den Schwertransport erwartet

Vier Fahrzeuge, insgesamt fast 30 Meter lang. Die breiteste Einheit bringt es auf siebeneinhalb Meter – und auf fast acht Meter Höhe. Die riesigen Behälter sind zwar leer, trotzdem wiegt der mächtigste von ihnen immerhin 25 Tonnen.

„Es passiert ja nicht alle Tage, dass so große Fahrzeuge hier durchkommen“, sagt Karola Duft. Die Aderstedterin hat aus dem Fernsehen von diesem besonderen Treck am Sonntagmorgen erfahren. „Man muss sich das angucken, damit man mitreden kann, was so im Ort passiert.“

Und es passiert gerade eine ganze Menge. Hier wird schnell noch ein Verkehrsschild umgeflext, das zu dicht an der Straße gestanden hatte, dort werden mit einer Kettensäge einige Äste von einem Baum abgesägt, weil sie zu tief hängen.

Verkehrsschilder werden abgetrennt, Äste an Bäumen mit der Kettensäge entfernt

Die meisten Zuschauer sind fasziniert von dem Giganten, laufen nebenher und machen Fotos. Nur einer beschwert sich: „Ich bin eindeutig gegen diese Schwerlasttransporte“, sagt ein Aderstedter Anwohner. „Die machen die Straße kaputt und wir als Anlieger können das dann bezahlen. Diese Straßenausbaubeiträge sind wirklich unglaublich.“

Dass der Transport zwischen Alsleben und Weddegast an diesem Tag trotz seiner Übermaße reibungslos abläuft, dafür sorgt auch die Polizei. „Wir räumen die Straße leer“, sagt Polizeihauptmeister Frank Weinert, der vorneweg fährt und jedes Fahrzeug, das ihm entgegenkommt, zum Umkehren zwingt.

Viele sind einsichtig, manche eher weniger. Die größte Sorge bereiten ihm aber nicht die Autos, sondern die Bäume und Stromleitungen. Einzelne müssen kurzzeitig sogar abgeklemmt werden.

Ein Streifenwagen fährt voraus und zwingt alle Fahrzeuge zum Umkehren

Wolfram Schindler ist extra aus Riesa angereist, um diesen Transport mit seiner Kamera zu begleiten. „Ich interessiere mich für alles, was groß und schwer ist“, sagt der 63-Jährige und steht vor einem der Mega-Laster. „Vor allem die fünfachsigen Zugmaschinen sind etwas Besonderes.“

So besonders, dass sich die zweistündige Anfahrt für ihn gelohnt hat. In den vergangenen Jahren hat der Sachse nicht nur Schwerlasttransporte, sondern auch große Landtechnik und seltene Lokomotiven abgelichtet.

Der gesamte Konvoi ist bereits am vergangenen Freitag in Schkopau losgefahren und soll nach insgesamt vier Tagesetappen am Akener Hafen ankommen. Von dort übernimmt ein Schiff den weiteren Transport: das Ziel ist eine kleine Stadt in Belgien.

Schwertransport führt von Schkopau im Saalekreis zum Elbe-Hafen nach Aken

„Wir haben diesen Transport etwa ein halbes Jahr lang geplant“, sagt Christian Pilz, Transportleiter des zuständigen Schwerlastunternehmens Kahl aus Erfurt. Er selbst ist noch vor zwei Wochen die Strecke mit Vertretern des Grünflächenamtes abgefahren und hat geschaut, wo es eng werden könnte.

Eigentlich sollte das Ganze bereits im Oktober vergangenen Jahres über die Bühne gehen – aber damals war der Pegel der Elbe zu niedrig, dann hätte man in Aken festgesteckt.

Dass an diesem Tag nichts feststeckt, dafür sorgt vor allem Markus Dehne – er sitzt am Steuer des mächtigsten der vier Kolosse und steuert seinen Scania sicher durch die Orte. „Ich mache das seit 18 Jahren“, sagt Dehne, „das ist für mich zwar ein alltäglicher Job, aber diese Maße hier sind schon was Besonderes.“

Früher ist der 50-Jährige auch „normale“ Laster gefahren, „aber das möchte ich heute nicht mehr machen. Hier fährt man nicht nur von A nach B, hier ist jeder Tag anders.“ Da macht ihm auch die gemächliche Durchschnittsgeschwindigkeit nichts aus: die liegt nämlich bei etwa zwölf Stundenkilometern. Aber immerhin geht es vorwärts. Ganz langsam. (mz)

Aderstedt: Bevor der Koloss vorbeirollt, werden noch einige Bäume verschnitten.
Aderstedt: Bevor der Koloss vorbeirollt, werden noch einige Bäume verschnitten.
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Solch ein Gerät begegnet einem nicht jeden Tag im Straßenverkehr.
Solch ein Gerät begegnet einem nicht jeden Tag im Straßenverkehr.
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