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Vom Kumpel ausgetrickst Vom Kumpel ausgetrickst: Plötzlich wurde es ernst

Von Carsten Roloff 16.10.2019, 11:56
Horst Zimmerman leitete einst das Kulturhaus in Könnern, heute gilt seine Leidenschaft den Pilzen.
Horst Zimmerman leitete einst das Kulturhaus in Könnern, heute gilt seine Leidenschaft den Pilzen. Carsten Roloff

Bernburg - Er ist gern an der frischen Luft, liebt die Natur und sammelte in seiner Kindheit Schmetterlinge auf den Saalewiesen. Horst Zimmermann geht heutzutage zu seinen Ausflügen in die nähere Umgebung niemals ohne Notizbuch, mit einem Körbchen für die Pilze, seiner Spiegelreflex-Kamera, dem Camcorder und der Lupe aus dem Haus.

Diese Dinge gehören ganz einfach zur Ausstattung des Pilzexperten, der jedoch auch ohne größere Probleme fast alle Pflanzen im Wald und auf den Wiesen bestimmen kann und alle gefundenen Objekte fein säuberlich in sein Buch einträgt.

Bestimmung unbekannter Fundstücke dauern etwas länger

„Die Pilze sind schon etwas spezieller. Die ich nicht sofort erkenne, bestimme ich zu Hause. Da sitze ich manchmal an einem unbekannten Fundstück länger, als die ganze Suche gedauert hat“, erzählte der Könneraner, der am 3. Juli 1952 in Bernburg geboren wurde, in Mukrena aufwuchs und bis zur achten Klasse die Schule in Zweihausen besuchte.

An der EOS in Bernburg legte Horst Zimmermann erfolgreich seine Abiturprüfungen ab, doch das geplante Pädagogikstudium fiel ins Wasser.

„Ich habe den Stimmtest nicht bestanden und habe dann, statt zur Universität zu gehen, einen Job bei einem Datenverarbeitungsbetrieb auf dem Gelände der Hochschule Strenzfeld angenommen“, so der 67-jährige Rentner, der nach seiner Armeezeit ab 1981 das Kulturhaus in Könnern leitete und fast alle Kultbands der ehemaligen DDR ins kleine Städtchen lockte - von Silly, Elektra, Berluc bis hin zu City, bekannt für den Ohrwurm „Am Fenster“. Nur bei den Puhdys und Karat biss sich der rührige Organisator, der seit mehr als 20 Jahren als Pilzberater tätig ist, die Zähne aus.

Um das Thema Pilze nicht herumgekommen

Durch einen Zufall kreuzten sich die Wege von Horst Zimmermann und Helmut Thiel. Gemeinsam mit dem Bernburger erstellte der EDV-Experte für eine Planungsfirma ein floristisches Gutachten über eine Fläche in Könnern, auf der Wohnungen entstehen sollten. Das Unternehmen war so begeistert, dass es den Könneraner fest einstellte.

Der zweite positive Nebeneffekt: Helmut Thiel führte ihn in die Welt der Pilze ein. „Wenn man mit Helmut häufiger zusammen ist, kommt man um dieses Thema einfach nicht herum. Er weckte zunehmend meine Neugierde“, so Horst Zimmermann, der Fachliteratur erwarb und diese eifrig studierte.

Plötzlich auf dem Weg zur Prüfung

Auf dem Weg zum Pilzberater profitierte der Könneraner jedoch von der List seines Kumpels. „Helmut hat mich praktisch ausgetrickst und mir einen Ausflug in den Burgenlandkreis schmackhaft gemacht. Auf der Fahrt dorthin sagte er mir, dass dort meine Prüfung zum Pilzberater stattfindet.

Ich bin aus allen Wolken gefallen, weil ich nicht dachte, dass ich diese Prüfung bestehe“, so Horst Zimmermann, der diese Hürde mit Bravour meisterte und dessen Fachauskunft seit mehr als zwei Jahrzehnten regelmäßig benötigt wird.

Denn die Bestimmung der Pilze ist eine Wissenschaft für sich. Neben dem Aussehen spielen unter anderem der Geruch sowie Verfärbungen am Stiel und im Fleisch eine entscheidende Rolle. Von der Kenntnis Horst Zimmermanns haben schon einige Menschen profitiert.

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Erst Ende September konnte der Experte sich sorgende Eltern beruhigen, deren vierjähriger Sohn rohe Pilze aus dem eigenen Garten genascht hatte, die der Vater nach Telefonat mit dem Klinikum in Schönebeck in die Beratungsstelle brachte. Dabei hatte es sich um einen Karbolegerling (giftig) und einen Safranschirmpilz (essbar) gehandelt. Dem Kind war schlecht, aber der Experte konnte Entwarnung geben. (mz)