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Villateich in Gerlebogk Villateich in Gerlebogk: See zum Schnäppchenpreis

Von katharina thormann 05.03.2014, 11:02
Bis zu den Bäumen im Hintergrund wurde bis 2010 der Bereich noch als Ackerfläche genutzt.
Bis zu den Bäumen im Hintergrund wurde bis 2010 der Bereich noch als Ackerfläche genutzt. engelbert pülicher Lizenz

gerlebogk/MZ - Nur noch zur Hälfte schaut der Messpegel aus dem Wasser. Als die Holzlatte vor vier Monaten am Rande des Villateichs in Gerlebogk in den Boden gerammt wurde, lag der Wasserspiegel noch 20 Zentimeter tiefer. Dass das Wasser im Tagebaurestloch am Ortsausgang Richtung Cörmigk inzwischen in rasender Geschwindigkeit steigt und sich die Wasserfläche inzwischen mehr als verdoppelt hat, besorgt vor allem die Bewohner der angrenzenden Häuser. „So schnell kommt man zu einem Wassergrundstück“, sagt einer von ihnen, der aber seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Seit vielen Jahre wohnt er in dem Mehrfamilienhaus. Seit drei Jahren nun direkt am Wasser. „Früher mussten wir noch zum Baden etwa 100 Meter am Acker vorbei über den Feldweg laufen, heute steht alles unter Wasser“, erzählt der Ger-lebogker, der regelmäßig den Pegelstand kontrolliert. Es dürften nur noch rund 30 Meter sein, dann steht das Wasser direkt vor seiner Garage.

Gärten stehen unter Wasser

Nicht nur ihn treibt deshalb eine Frage um: Wie soll es weitergehen? Gedanken darüber machen muss sich der derzeitige Eigentümer des Grundstücks - das Land Sachsen-Anhalt - ab kommenden Monat nicht mehr. Denn das Land hat beschlossen, sich von dem ehemaligen Tagebaurestbauloch zum Schnäppchenpreis zu trennen. „Wir haben dafür keinen Nutzen, deshalb wurde es in die Liste der zu veräußernden Objekte aufgenommen“, heißt die knappe Begründung aus der Pressestelle des Finanzministeriums in Magdeburg. Da es sich um ein schwerverkäufliches, insgesamt rund 15 000 Quadratmeter großes Grundstück handele, habe man den Weg über das Internet-Auktionshaus der Deutschen Grundstücksauktionen AG gewählt. Am Donnerstag, 6. März, endet die Versteigerung. Schon jetzt hat sich ein Interessent bereit erklärt, das Mindestgebot von 1000 Euro zahlen.

Egal, wer den Zuschlag bekommt, die Anwohner hoffen sehnsüchtig, dass sich schnell etwas tut. Zumindest die Planungen laufen, bestätigt Könnerns Bauamtsleiter Mario Brauns auf Nachfrage der MZ. Ganz gleich, wer ab Baustart Besitzer des Grundstücks sein wird, „es werden größtenteils Gräben errichtet werden, auch auf Privatgrundstücken, damit das Wasser ablaufen kann“. Denn das Problem mit der Vernässung besteht nicht nur am Gerlebogker Villateich. An vielen Stellen im Ort stehen Gärten unter Wasser, haben sich kleine Seen auf den Äckern gebildet (die MZ berichtete). Damit es nicht noch schlimmer wird und es womöglich an die Substanz der Häuser geht, hat auch die Stadt Könnern die Lösung des Problems zur obersten Priorität erklärt.

Auf angrenzenden Äckern breit gemacht

Ob noch in diesem Jahr mit den Arbeiten angefangen werden kann, ist allerdings fraglich. Laut Bauamtsleiter Brauns hängt der Zeitplan davon ab, ob ein Planfeststellungsverfahren nötig wird. Wenn nicht, könnte zu den ersten Spatenstichen noch bis zum Jahresende angesetzt werden. Zuvor will sich die Stadt Könnern aber mit Vertretern des Landkreises noch einmal einen Eindruck von der Lage vor Ort verschaffen. Laut Brauns werden Vertreter der Unteren Wasserbehörde sowie der Naturschutzbehörde erwartet.

Unterdessen sei von der Stadt ein hydrologisches Gutachten in Auftrag gegeben worden. Das soll klären, wie es dazu gekommen ist, dass sich der Villateich in Gerlebogk binnen weniger Jahre auf den angrenzenden Äckern breit gemacht hat. Und auch jetzt ist die Tendenz weiter steigend.

Weitere Infos zur Auktion unter folgender Internetseite: www.diia.de