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Verletzte Tiere Verletzte Tiere: Falkner-Familie pflegt abgestürzte Greifvögel

Von Susanne Thon 09.02.2014, 20:32
Ein Graureiher
Ein Graureiher Engelbert Pülicher Lizenz

Aderstedt/Wohlsdorf/MZ - Vorsichtig schiebt Monika Kamprath aus Bernburg den Riegel beiseite und betritt die Voliere. Ihr Patient, ein Sperberweibchen, wartet schon. „Es merkt, dass es in guten Händen ist“, sagt sie. Und dem Graureiher im „Krankenzimmer“ gegenüber ergeht es da nicht anders. „Beide sind erstmal vier Wochen krankgeschrieben“, erklärt die Falknerin, die sich mit ihrem Mann Siegfried schon seit Jahren aufopferungsvoll um verletzte Tiere kümmert. Unentgeltlich.

Die zwei Greifvögel sind am Wochenende abgestürzt. Der Sperber wurde in Aderstedt gefunden, der Graureiher in Wohlsdorf. Diagnose: Flügelbruch. „Wahrscheinlich sind sie gegen irgendein Hindernis geflogen - das kann alles vom Windrad bis zur Hochspannungsleitung gewesen sein“, mutmaßt Siegfried Kamprath. Fremdeinwirkung schließt er jedenfalls aus.

Tieren zu helfen, sehen er und seine Frau, die nicht nur Falkner sind, sondern auch Jäger, als ihre Aufgabe. „Jagd heißt auch Naturschutz, Hege und Pflege.“ Und so hat das Paar nach dem Anruf aus Aderstedt am Samstagvormittag keine Sekunde gezögert. Schon am Freitag war der Sperber dort „gelandet“ - und flog nicht mehr weg. Auf der Straße kauerte er, bis sich eine Anwohnerin seiner annahm. Kampraths holten ihn ab und fuhren mit ihm zu Tierarzt Frank Enders, der sie nach Kräften unterstützt.

Unterdessen legte ein Graureiher in Wohlsdorf eine Bruchlandung hin. Seine ratlose Finderin bat via Facebook um Hilfe und wurde so auf die Kampraths aufmerksam. „Wir waren kaum zu Hause, da rief sie auch schon an“, erzählt Siegfried Kamprath. Das Paar ließ abermals alles stehen und liegen - auch die Kartoffeln fürs Mittagessen - und machte sich umgehend auf den Weg. Den Graureiher hat es schlimm erwischt. Nicht nur, dass sein Flügel gebrochen ist, „auch das Gelenk ist irreparabel kaputt. Für die Natur ist er verloren“, weiß Siegfried Kamprath, der sich schon bald nach einem neuen Zuhause für ihn umsehen wird. Wie für den einäugigen Mäusebussard, den er unlängst in Pflege hatte und der inzwischen im Ascherslebener Zoo untergekommen ist. Beim Sperber müsse man erst den Genesungsverlauf abwarten. Möglicherweise könne er in ein paar Wochen in die Freiheit entlassen werden.

Und bis dahin bleibt er bei den Kampraths, die ihn und den Graureiher aufpäppeln. Nicht nur mit einem Antibiotikum. Fütterungszeit: Es gibt Mäuse und Küken. Und dazu ein paar Vitamine verabreicht. „Die beiden müssen ja wieder zu Kräften kommen“, erklärt Monika Kamprath.

Ein Sperber
Ein Sperber
Engelbert Pülicher Lizenz