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Verdacht auf Untreue im Krankenhaus von Calbe

Von Caroline Vongries 07.05.2008, 16:59

Calbe/MZ. - Nach Angaben der Stadt "liegt der Verdacht auf Veruntreuung nahe." Krankenhausintern wird handfest von "Betrug" gesprochen. Die langjährige Verwaltungschefin soll angeblich auf Kosten ihres Dienstherren, des Krankenhauses, eingekauft haben. "Wir haben die Angelegenheit der Staatsanwaltschaft übergeben", so der Bürgermeister, der sich zu den näheren Umständen nicht äußern wollte: "Das ist ein schwebendes Verfahren."

Seitens des Krankenhauses soll belastendes Material gegen die einstige Krankenhausleiterin vorliegen. Marlis Scholz war bisher für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Stadtverwaltung hat ein Hausverbot für die einstige Führungskraft ausgesprochen. Die Geschäftspartner des Krankenhauses sind bereits in einem Rundschreiben über den Sachverhalt und auch über das Hausverbot in Kenntnis gesetzt worden. Wie bekannt wurde, soll ein weiterer Mitarbeiter in die Sache verwickelt sein.

Bereits in den vergangenen Monaten war die Verwaltungsleiterin des städtischen Krankenhauses, die gemeinsam mit dem Chefarzt das Krankenhaus in den vergangenen Jahren zu einem Musterbetrieb und zum Geriatrischen Zentrum des Salzlandkreises aufgebaut hatte, immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Stadträte aller Fraktionen hatten mit Empörung reagiert, als bekannt wurde, dass Scholz ihren eigenen Sohn bei der tariflichen Eingruppierung offenbar bevorzugt behandelt hat. Auch dieses Verfahren ist nach Informationen von Chefarzt Dr. Karl-Heinz Ulrich noch nicht abgeschlossen. Der Betroffene war vor dem Arbeitsgericht in Widerspruch zu der durch den Stadtrat abgesegneten Rückstufung beziehungsweise Änderungskündigung gegangen.

Zudem soll die Verwaltungsleiterin im nichtöffentlichen Teil der Betriebsausschusssitzungen im vergangenen Jahr einen Antrag auf übertarifliche Vergütung in eigener Sache gestellt haben. Dieser Antrag wurde nach heftiger Kritik der Stadträte dann später zurückgezogen. Für städtische Bedienstete gibt es klare tarifliche Obergrenzen, die allerdings unterhalb der ansonsten in der Branche üblichen Gehälter liegen. Chefarzt Dr. Karl-Heinz Ulrich hat als gesetzlich festgelegter Stellvertreter in der letzten Woche die Verwaltungsgeschäfte übernommen. Ulrich: "Ich habe sehr gute Mitarbeiter, die Arbeit geht weiter, unsere Betten sind voll belegt."

Das Krankenhaus in der Saalestadt befindet sich zur Zeit ohnehin in einer prekären Situation. Durch die langfristigen Krankenhauspläne des Landes steht der Standort Calbe als Geriatrisches Zentrum auf der Kippe, weil sich auch die Kreisklinik Aschersleben-Staßfurt mit dem Standort Staßfurt um diese Funktion beworben hat. Über die Zukunft der geriatrischen Versorgung im Salzlandkreis fanden zuletzt Gespräche mit Landrat Ulrich Gerstner und dem Verwaltungsleiter der Bernburger Klinik, Peter Löbus statt.

Am Freitag wollen Bürgermeister Dieter Tischmeyer und Chefarzt Dr. Karl-Heinz Ulrich in einer Belegschaftsversammlung das Personal über verschiedene Möglichkeiten zur Rettung des Standortes Calbe informieren. Eine davon wäre die Privatisierung.