Unruhe im Maßregelvollzug Unruhe im Maßregelvollzug: Patienten wehren sich gegen teures Telefonieren
bernburg/MZ - Unruhe herrscht derzeit nicht nur am Ameos-Klinikum Bernburg (die MZ berichtete), sondern auch im Salus-Landeskrankenhaus der Saalestadt. Dort sind es aber nicht die Mitarbeiter, sondern die Patienten, die aufbegehren. Grund ist eine neue Telefonanlage, die im nächsten Monat in Betrieb gehen soll. Damit verbunden sind drastisch steigende Gesprächsgebühren sowohl für die Insassen als auch ihre Angehörigen. Die derzeit 180 Patienten, die aus Sicherheitsgründen kein eigenes Handy besitzen dürfen, haben eine Unterschriftenliste an die Klinikleitung übergeben, berichtet deren Sprecher Benjamin Zschau. Doch diese habe wenig Hoffnung gemacht, dass das Vorhaben des Klinik-Betreibers, der landeseigenen Salus gGmbH, dadurch gestoppt werden kann.
Bislang können Familien, die eine heute übliche Festnetz-Flatrate haben, die Patienten kostenlos anrufen. Dies wird künftig nicht mehr möglich sein. Für eine 0900-Nummer werden künftig 29 Cent je Minute fällig. Wer vom Handy anruft, darf mit deutlich höheren Gebühren rechnen. Zwar heißt es im Informationsmaterial zur neuen Anlage, dass es günstiger sei, wenn der Patient anruft. Doch das stimmt nur bedingt. Ortsgespräche sollen 10 Cent je Minute, Ferngespräche 20 Cent kosten. Patienten, die ein Mobiltelefon anrufen, werden jedoch mit 70 Cent je Minute zur Kasse gebeten. „Das ist doppelt soviel wie bisher“, sagt Benjamin Zschau.
Salus-Sprecherin Franka Petzke sagt auf MZ-Nachfrage, dass die technischen Anlagen zur Patiententelefonie veraltet und verschlissen sind und deshalb dringend erneuert werden müssten. Aufgrund der besonderen Sicherheitsanforderungen habe sich die Salus gGmbH in Abstimmung mit dem Landessozialministerium, das die Fachaufsicht über den Maßregelvollzug führt, im Ergebnis einer Ausschreibung für das neue Betreibermodell entschieden. Dieses werde bereits seit vielen Jahren in rund 80 Prozent der deutschen Vollzugseinrichtungen eingesetzt und „hat sich nach übereinstimmender Einschätzung der Verantwortlichen hervorragend bewährt“, sagt Franka Petzke.
Die Patienten in Bernburg wollen indes die massive Verteuerung des Telefonierens notfalls auf dem Klageweg verhindern, kündigt Benjamin Zschau an.