Uhrmacher Wolfgang Brock Uhrmacher Wolfgang Brock : Ein Thüringer in Bernburg

Bernburg - „Es gab nie den Gedanken, Bernburg zu verlassen.“ Wolfgang Brock verschlug es 1987 aus dem thüringischen Zella-Mehlis nach Bernburg.
„Das hatte damit zu tun, dass ich mich selbstständig machen wollte und da musste ich mir etwas suchen, wo ich mich niederlassen konnte“, erzählt der 62-Jährige, der 1971 in Zella-Mehlis seine Lehrer als Uhrmacher begann. Nach Abschluss der Lehre qualifizierte er sich zum Meister, arbeitete in Zella-Mehlis, bis er dann sein eigenes Geschäft aufmachen wollte.
„Ich musste mich umschauen, wo ich ein Geschäft eröffnen kann. Dazu habe ich mehrere Räte von Städten angeschrieben. In Bernburg konnte ich dann Am Markt mein erstes Geschäft eröffnen“, sagt Brock.
30 Jahre im Geschäft
Damals, blickt er zurück, lag das Hauptaugenmerk noch auf der Werkstatt für die Uhrenreparatur. Das war 1987 - nunmehr vor 30 Jahren. Doch schon 1990 - nur wenige Jahre nach der Eröffnung - hatte Brock den Verkauf mit als Geschäftsmodell im Blick.
„Meine Frau Nina hat von Anfang an im Geschäft mitgearbeitet und sie ist auch hauptsächlich für das Geschäft zuständig.“
Mit den Jahren hat sich der Schwerpunkt verlagert. Die Reparaturen sind weniger geworden, der Handel mit Uhren und Schmuck habe zugenommen. Doch beides bedingt sich, sagt Brock. „Ohne den Service, dass wir die Artikel auch reparieren, die wir anbieten, kann man nicht überleben“, ist sich Brock sicher. Die Kunden greifen wieder verstärkt zu Qualität und bezahlen auch dafür, doch sie erwarten auch, dass man vor Ort dann helfen kann, wenn etwas beschädigt ist. „Es möchte niemand vier Wochen warten, bis er seine Uhr wiederhat, weil wir sie einschicken müssten, wenn wir sie nicht selbst reparieren“, so Brock.
Die schwerste Zeit sieht Brock hinter sich. Denn die war wenige Jahre nach der Eröffnung Am Markt in Bernburg. Mit dem Ende der DDR gab es eine Reihe von Möglichkeiten, doch lag auch hier die Gefahr, sich zu verkalkulieren.
Schwere Zeiten überstanden
Brocks gingen es ruhig an. Natürlich auch mit einem Gefühl der Unsicherheit. Es waren schwierige Zeiten. Nur wenige verirrten sich in das Geschäft, um Uhren zu kaufen oder Schmuck.
Doch das Durchhalten machte sich bezahlt. Nach und nach erholte sich die Wirtschaft und auch Brocks Geschäfte liefen wieder besser. 1999 erfolgte mehr und mehr die Verlagerung in ein neues Geschäft an der Lindenstraße, wo auch heute noch das Geschäft ist. Seit 2011 existiert nur das eine Geschäft noch.
Bis dahin hatten Brocks versucht, beide Standorte zu halten. Das gelang nicht. Am Markt, wo vorwiegend dann mehr die Werkstatt war, wurde geschlossen.
Heute befinden sich Geschäft und Verkauf sowie die Werkstatt an der Lindenstraße. Und es läuft gut. „Die vergangenen sechs, sieben Jahre waren die besten in meinem Geschäftsleben“, sagt Brock, dessen Verbindungen in seine Heimat Zella-Mehlis nie abgerissen sind, schließlich wohnen hier noch viele seiner Verwandten.
Kein Gedanke an Aufhören
Ans Aufhören denken Wolfgang und Nina Brock noch lange nicht. Es gibt auch keine Überlegungen, wann sie sich zur Ruhe setzen wollen. „Was soll ich dann den ganzen Tag machen“, schmunzelt Wolfgang Brock.
Natürlich würde ihm etwas einfallen. Doch Gedanken will er sich darüber noch nicht machen. „So lange ich gesund bin und mich in der Lage fühle, mache ich auch weiter“, so er 62-Jährige.
Sorgen, dass er niemanden findet, der das Geschäft weiterführt, muss er sich nicht machen. „Es gibt einen Interessenten, der das auch kann“, bleibt Brock gelassen mit Blick auf die Zukunft. Wichtig sei das auch für die Kunden, dass sie wissen, dass es auch nach den Brocks weitergeht. Die würden dem Geschäfte schließlich vertrauen und soll auch so bleiben.
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Läden eröffnen, wechseln den Besitzer oder ihren Standort, sie schließen wieder. Und doch gibt es sie noch - die Traditionsgeschäfte in der Region, die teilweise sogar verschiedenste Gesellschaftsformen mit- und überlebt haben. In Bernburg mehr als in den umliegenden Kleinstädten und Dörfern, die aufgrund der niedrigen Kaufkraft noch viel mehr mit der wachsenden Konkurrenz aus dem Internet zu kämpfen haben. Aber eben nicht jede Dienstleistung und jedes Produkt lässt sich heutzutage mit einem Mausklick online nach Hause bestellen. Was wäre das für ein Leben ohne Bäcker, Fleischer, Friseure, Modeboutique, Optiker oder Tabakhändler vor Ort?
Die MZ stellt in der Serie „Unsere Schaufenster“ einmal wöchentlich Geschäfte im Altkreis Bernburg vor, die mindestens ein Jubiläum gefeiert haben, die es also schon 25 Jahre und länger gibt. (mz)
