Trennung Gewalt Drogen Trennung Scheidung. Gewalt: Verein "Rückenwind" bietet Hilfe für Frauen in Not

Bernburg - „Warum geht die Frau nicht einfach?“. „Weshalb kehrt sie zu ihrem schlagenden Ehemann zurück?“. Mit solchen Fragen sind Kristin Hacker und Ekaterina Müller immer wieder konfrontiert. „Es ist immer noch ein schambesetztes Thema“, sagt Kristin Hacker, Teamleiterin beim Verein „Rückenwind“ im Frauenhaus Staßfurt. „Es dauert, bis sich die Frauen Hilfe holen.“ Die finden sie unter anderem in der mobilen Beratungsstelle des Vereins „Rückenwind“ in Bernburg, an der Nienburger Straße.
Am zweiten und vierten Mittwoch im Monat ist Müller in Bernburg
Seit Oktober vergangenen Jahres steht Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden, dieses Angebot zweimal im Monat zur Verfügung. Jeden zweiten und vierten Mittwoch von 14 bis 16 Uhr hat Ekaterina Müller für die betroffenen Frauen oder deren Angehörige ein offenes Ohr und bietet ihnen ihre Hilfe an. Diese richtet sich aber nicht nur an Frauen, die von ihrem Ehemann geschlagen werden.
Auch Frauen, die Opfer von Stalking sind (also, die über eine längere Zeit verfolgt und belästigt werden), können sich an Ekaterina Müller wenden, ebenso Frauen, die sich schon lange Zeit von ihrem Mann trennen wollen, den Schritt aber aus religiösen oder anderen Gründen nicht wagen.
„Im weitesten Sinne bieten wir eine soziale Beratung an“, fasst Müller zusammen. Sie weiß, dass viele Frauen Gewissenskonflikte haben, sich davor fürchten, „die Familie auseinanderzureißen“. Das betreffe Frauen jeden Alters und aus allen sozialen Schichten.
Studium der Sexualwissenschaften in Merseburg
Die gebürtige Russin hat zunächst Sprachwissenschaften und Lehramt studiert, später kamen psychologische Beratung und Psychotherapie hinzu. Und seit September 2016 studiert die 30-Jährige angewandte Sexualwissenschaften in Merseburg.
Es gehe in den Gesprächen mit den Betroffenen nicht nur um häusliche Gewalt, sondern generell um Themen wie „Trennung, Scheidung oder Umgangsrecht“, sagt Müller. Man habe ein großes Netzwerk und könne den Frauen Wege aufzeigen, die aus ihrer Notsituation herausführen können. Das kann die Vermittlung in ein Frauenhaus sein.
Kooperation mit Jugendamt und Suchtberatung
Das kann aber auch die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, einer Erziehungsberatungsstelle, dem sozial-psychiatrischen Dienst oder einer Suchtberatung sein. Dabei werden die Frauen nicht allein gelassen, sondern auf Wunsch begleitet. Besonders würden die Kinder unter der Situation leiden, weiß Ekaterina Müller aus ihrer Arbeit im Frauenhaus, wo sie sich um die Kinder kümmert.
Oft zeigen diese es nicht direkt, sondern hätten Entwicklungs- oder Verhaltensauffälligkeiten, so Müller. Daher macht sie nicht nur Hausaufgaben oder malt mit ihnen, sondern versucht herauszufinden, „welche Hilfe nötig ist, um sie zu stabilisieren“.
Bisher wurde das mobile Beratungsangebot kaum in Anspruch genommen. Wohl aber nicht, weil es keinen Bedarf gibt, sagt Kristin Hacker. Sondern, weil es vermutlich bisher nur wenig bekannt ist. Und eben, weil es oft eine Weile braucht, bis Frauen sich Hilfe holen. Man wolle den Betroffenen Mut machen, sich zu melden. „Wenn Fragen sind, sollten sie zum Hörer greifen und mit Frau Müller sprechen“, betont Hacker. Sie können zu den festen Beratungsterminen kommen oder separat Termine vereinbaren.
Gesprächsmöglichkeiten gibt es im Altkreis Bernburg zudem in Alsleben in der Kita „Gänseblümchen“. Dort finden die Beratungen aber ausschließlich nach telefonischer Vereinbarung statt.
››Die mobile Frauenberatungsstelle beim Verein Rückenwind, Nienburger Straße 24, hat jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat zwischen 14 und 16 Uhr geöffnet. Ekaterina Müller ist unter Tel. 03925/30 25 95 und 0162/1 59 97 41 sowie per Mail unter [email protected] erreichbar.
(mz)