Tattoostudio "Phoenix" in Bernburg Tattoostudio "Phoenix" in Bernburg : Ein Tattoo zu Weihnachten

Bernburg - Sein erstes Tattoo? Jahrzehnte ist’s her. Ein Herz, ein Kreuz und einen Anker habe er sich damals stechen lassen, sagt Matthias Seebo. Mit dem Ergebnis war er allerdings nicht das, was man gemeinhin zufrieden nennt. „Ich habe mir gesagt, dass ich das 1000 Mal besser könnte.“ Und wurde Tätowierer. Also nicht von jetzt auf gleich. Ganz so einfach war’s dann nämlich doch nicht.
Heute aber ist der 48-Jährige einer der Besten, mehrfach preisgekrönt, als Stammteilnehmer auf den großen Conventions dieser Welt anzutreffen, in Las Vegas, Los Angeles, Moskau. Und er betreibt das Tattoo-Studio „Phoenix“ in Bernburg. Wo gerade jetzt, um die Weihnachtszeit vermehrt Gutscheine über den Tisch gingen. Auch in diesem Jahr läuft wieder eine Weihnachtsaktion. So gibt’s den Gutschein im Wert von 100 Euro für 80. Eine kleine Tätowierung, etwa ein Schriftzug, sei dafür drin, sagt Seebo, der beim Gutscheinkauf aber lediglich den groben Preisrahmen abschätzen kann. Denn wie teuer ein Tattoo im Endeffekt wird, hängt letztlich von Größe und Platzierung und dem Motiv ab.
Porträts und Wasserfarben
Apropos: Seebos Steckenpferd sind die realistischen Motive. Und Porträtarbeiten. Kurt Cobain, Albert Einstein, ja, selbst den Marquis de Sade hat er seinen Kunden schon unter die Haut gebracht. Meist sind es aber die eigenen Kinder, die sie nicht nur im Herzen, sondern auch auf dem Körper tragen wollen. Und weil es „für ein anständiges Porträt ein anständiges Original braucht - ein Passbild reicht da nicht“, arbeitet der Tätowierer mit dem Fotografen Andreas Wolf zusammen. „Er weiß, wie ich das Licht brauche.“ Neben seinen fotorealistischen Tattoos stehen auch neotraditonelle, auf die sich seine Kollegin spezialisiert hat, hoch im Kurs. Und Watercolors, die so aussehen, als seien sie mit Aquarellfarben auf die Haut getuscht.
Grundsätzlich sei aber alles möglich - vom Leitspruch bis zum Logo. Seebo spielt dabei auf eine ganz bestimmte Kundin an. „Sie hat sich das Logo von Radio Brocken stechen lassen, um ein Date mit Robbie Williams zu gewinnen“, erzählt er. Das fand dann auch wirklich statt. Und geblieben ist das Tattoo „als schöne Erinnerung an das Treffen“. Tätowierungen haben für die meisten, die sie sich stechen lassen, eine tiefere Bedeutung, sagt Seebo. „Sie verbinden sie mit der Familie, den Kindern, dem Partner oder Verstorbenen, mit persönlichen Ereignissen - im Guten wie im Bösen.“ Echte Erinnerungstattoos eben. Wie auch der Radiomoderator Chriz Rock eins trägt. Gestochen während einer Livesendung. Doch auch wenn der Tätowierer für vermeintliche Späße wie diese zu haben ist, mangelt es ihm nicht an der in seinem Fach gebotenen Ernsthaftigkeit: „Die Leute sind teilweise recht unerfahren“, sagt er. „Viele finden Tätowierungen zwar toll, können aber nicht abschätzen, was das für Konsequenzen hat.“
Eine Frage der Position
Und Seebo ist einer, der dann eingreift. Einer mit Prinzipien. Unter 16-Jährige tätowiert er überhaupt nicht. Und bis 18-Jährige allenfalls im T-Shirt-Bereich, dort, wo es nicht für jedermann ersichtlich ist. Es geht da um Verantwortung. Einem jungen Menschen, den Unterarm zu tätowieren - auch in Hinblick auf dessen berufliche Zukunft -, nein, das könne und wolle er nicht verantworten. Auch gegenüber Erwachsenen tut er etwaige Bedenken kund, vor allem wenn es um Hals und Hände geht. Er schicke sie aber nicht weg, „wir versuchen schon, was daraus zu machen, etwas, mit dem wir beide gut leben können“, sagt Seebo, dem man den Tätowierer nicht ansieht, wenn er langärmlig gekleidet ist. Denn „Tattoos genießen immer noch mitunter einen anrüchigen Ruf, sie sind in der Gesellschaft noch nicht richtig angekommen“, also nicht in dem Maße, in dem er sich das wünscht. Dabei ist es nichts als eine Kunstform. Wenngleich „die Kunst nicht darin besteht, das Bild auf die Haut zu bringen - das ist Handwerk, das kann man lernen.“ Der Entwurf ist entscheidend, Größe und Platzierung müssen passen. Sonst wirkt das nicht, „da kann das Tattoo noch so geil gestochen sein.“
Weitere Informationen gibt’s unter 03471/62 76 65 oder im Studio, Auguststraße 38. Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr. Termine werden in der Regel mit einen Vierteljahr Vorlauf vereinbart.
Weitere Infos gibt’s im Netz: unter www.phoenix-tattoo.de. (mz)