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Tag des Kaugummis Tag des Kaugummis: Bei Wohlgemuth Süßwaren in Bernburg werden 100 Tonnen pro Monat produziert

Von Felix Filke 30.09.2019, 14:38
In jedem dieser Kessel drehen sich 60 Kilogramm Kaugummikugeln.
In jedem dieser Kessel drehen sich 60 Kilogramm Kaugummikugeln. Filke

Bernburg - Salz, Zement, Soda und Arzneimittel – das ist die typische Produktpalette, die einem spontan in den Sinn kommt, wenn man an Erzeugnisse aus Bernburg denkt. Aber Kaugummi? Das haben viele gar nicht auf dem Schirm.

Und das, obwohl die süße Klebemasse ein Erfolgsprodukt ist – seit mehr als 40 Jahren. „So wie wir die Kaugummis herstellen, ist das einmalig in Deutschland“, sagt Betriebsleiter Jochen Wohlgemuth und meint damit vor allem das Kugelkaugummi, das schon vor der Wende unter dem geschützten Markennamen Jamboree verkauft wurde.

Zu DDR-Zeiten wurde vor allem für den Export in die Bundesrepublik produziert

Damals freilich nicht an den Otto-Normal-Bürger des Ostens – in den HO-Kaufhallen und Konsums suchte man die Artikel der „Kaugummi-Bude“ vergeblich. Produziert wurde vor allem für den Westen und für Intershops. Daher sei es noch lange nach der Wende schwierig gewesen, auf dem heimischen Markt Fuß zu fassen, sagt Wohlgemuth.

Gerade in den vergangenen zehn Jahren habe aber der innerdeutsche Absatz stark zugenommen. Etwa die Hälfte der 100 Tonnen Kaugummi, die jeden Monat produziert werden, landen in den Regalen großer Supermärkte wie Edeka, Rewe oder Kaufland – die andere Hälfte wird exportiert.

„Vor allem in Südamerika ist Jamboree eine große Marke.“ Aber auch Skandinavien und Großbritannien sind wichtige Abnehmer. Während er all das erzählt, kaut der 35-Jährige – wie könnte es anders sein – auf einem Kaugummi herum. „Ich bin zwar eher salzig veranlagt, aber Kaugummi geht immer.“

Auch die Mitarbeiter in den Produktionshallen dürfen sich, wann immer sie wollen, die bunten Kugeln in den Mund stecken. „Das hat ja auch was von einer Qualitätskontrolle.“ Seine Lieblingssorte? Keine bestimmte. „Aber unsere Früchte sind schon gut.“

Bäcker Thomas Wohlgemuth aus Stuttgart hatte den Betrieb 1993 zunächst gepachtet und 2006 gekauft 

Diese Kaugummi-Früchte sind neben den Kaugummikugeln der Verkaufsschlager der Wohlgemuth Süßwaren GmbH. Da gibt es Zitronen, Birnen, Erdbeeren, Melonen und viele andere Geschmacksrichtungen: „Im Prinzip können wir alles machen, was rund ist.“

Der Stuttgarter Bäcker Thomas Wohlgemuth, Vater von Jochen, hatte den Betrieb 1993 zunächst gepachtet und dann 2006 gekauft und umfassend saniert.

Viele der Maschinen in den Produktionshallen sind allerdings noch Originale aus den Anfangsjahren der Produktion Ende der 1970er Jahre. „Wenn man die ordentlich pflegt, halten die auch noch 20 Jahre“, sagt Jochen Wohlgemuth.

Die Entwicklung steht trotzdem nicht still: Seit 2013 wird im Bernburger Werk auch Schaumzucker hergestellt – 20 Tonnen dieser Süßigkeit verlassen jeden Monat die Lagerräume. Im gesamten Betrieb arbeiten derzeit 35 Menschen in einer Schicht. Zu Spitzenzeiten vor der Wende waren es noch 180 Mitarbeiter, die in einem Drei-Schicht-System die Kaugummis herstellten.

Seit 2013 wird im Bernburger Werk auch Schaumzucker hergestellt

Was über die Jahre konstant geblieben ist, sind die Zutaten für den runden Dauerbrenner. „Unser Kaugummi besteht zu 70 Prozent aus Zucker“, sagt der Betriebsleiter. Hinzu kommt als Grundsubstanz meist ein aus Erdöl hergestellter Kunststoff, dazu Weichmacher, Feuchthaltemittel, Farbstoffe und Aromen.

Die Aromen sorgen dafür, dass die eigentlich geschmacklose Masse nach etwas schmeckt – wobei es mittlerweile kaum ein Aroma gibt, das man nicht nachstellen könnte.

Übrigens scheint die Kaugummi-Herstellung in erster Linie ein Frauenjob zu sein: „Hier sind derzeit nur fünf Männer beschäftigt.“ Aber jeder einzelne Mitarbeiter sei wichtig. „Wir leben von deren Know-how, schließlich ist Kaugummi kein Allerweltsprodukt.“ Aber zumindest eines, das es auf der ganzen Welt gibt. Dafür sorgt auch das Bernburger Kaugummiwerk. (mz)

***

Schon vor Tausenden von Jahren haben die Menschen der Steinzeit Baumharze und Teer gekaut. Auch die alten Ägypter und Griechen sowie später die Maya und Azteken hatten ihre eigenen Varianten. Das erste Patent zur Herstellung von Kaugummi wurde 1869 an den US-Amerikaner Amos Tyler vergeben. Ab den 1890er Jahren wurde William Wrigley Jr. zum weltweit erfolgreichsten Kaugummifabrikanten.

In der Kaugummifabrik an der Halleschen Straße in Bernburg gibt es auch einen Werksverkauf.
In der Kaugummifabrik an der Halleschen Straße in Bernburg gibt es auch einen Werksverkauf.
Filke