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"Tag der Architektur" "Tag der Architektur": Im Beruf ist Fingerspitzengefühl gefragt

Von Paul Spengler 27.06.2014, 17:42
Das Haus Lange Straße 13 erhielt 2013 den Sanierungspreis der Stadt Bernburg.
Das Haus Lange Straße 13 erhielt 2013 den Sanierungspreis der Stadt Bernburg. Pülicher Lizenz

BernbuRG/MZ - Architekten des Planungsbüros Junk & Reich stehen am Samstag am Bernburger Campus Technicus von 13 bis 16 Uhr bereit, um den Besuchern die architektonische Umsetzung dieses Schulprojekts mit Modellcharakter zu erläutern.

„Architektur bewegt!“ lautet das bundesweite Motto am 28. und 29. Juni beim „Tag der Architektur. In Sachsen-Anhalt stehen an diesen Tagen insgesamt 30 architektonische Bauwerke zur Besichtigung offen. Die fachlichen Erläuterungen liefern in der Regel Mitglieder der Architektenkammer. In Bernburg stehen heute von 13 bis 16 Uhr Vertreter des Weimarer Architektenbüros Junk & Reich zu stündlichen Führungen bereit, um die bauliche Struktur der Sekundarschule Campus Technicus zu erläutern. Treffpunkte sind an der Käthe-Kollwitz-Straße 12/14 bzw. an der Leipziger Straße 2/4 (Sporthalle)

„Das Publikum ist oft schon vorinformiert“, weiß der Architekt Jörg Baum aus Erfahrung. Der Büroleiter des genannten Architekturbüros aus Weimar ist einer der Experten, die Führungen übernehmen.

Formeller Anlass ist der bundesweit veranstaltete „Tag der Architektur“. Er wird über die Architektenkammer koordiniert. Der Bernburger Architekt Jörg Jürges ist Kammermitglied. Der 51-Jährige kann beispielsweise auf den Bau der Bernburger Bibliothek als Referenzobjekt verweisen. Zuvor hatte er bereits 1992 gemeinsam mit dem halleschen Planer Jörg Kowalski die Bibliothek in Halle (Saale) saniert. „Bibliotheken in dem Stil wie in Halle gibt es sonst nur noch in Kopenhagen und Paris“, denkt Jürges zurück.

Architekt braucht Fingerspitzengefühl

Für den in der Sanierung von alter Bausubstanz erfahrenen Diplom-Ingenieur muss ein Architekt im Umgang mit vorhandener Bausubstanz vor allem Fingerspitzengefühl mitbringen. „Man sollte nicht versuchen, alles zu begradigen“, verweist Jörg Jürges beispielsweise auf die ehemalige Musikschule am Saalplatz. Vor Jahren hat er dieses Objekt mit öffentlicher Förderung saniert. Heute trägt sich das Haus auch wirtschaftlich mit zwei Geschäftsräumen und fünf Wohnungen.

Jörg Jürges spricht von der „Gefahr der ersten Summe“, wenn es darum geht, die Kosten für ein Objekt zu überschlagen. Wenn erst einmal eine Zahl genannt sei, dann müsse der Planer streng darauf achten, dass diese Summe nicht wesentlich überschritten wird.

Planerischer Kniff

Zu den von ihm erfolgreich betreuten Objekten gehört auch das Haus Lange Straße 13. Es war eine völlige Ruine. 2013 wurde dieses Projekt mit dem Sanierungspreis der Stadt Bernburg ausgezeichnet. Hier hat der Architekt zu einem planerischen Kniff gegriffen, um einen wichtigen Wunsch des Bauherrn erfüllen zu können. Dort, wo vorher zwei Fenster in der verfallenen Fassade zu sehen waren, wurde nun die erforderliche Zufahrt zum Hof geschaffen. Damit dies auch zum Stil des 1748 errichteten barocken Bruchsteinbaus passte, wurde als gestaltendes Element ein Korbbogen darüber gesetzt.

Verantwortung übernehmen

Daniel Krebietke hatte mit dem Projekt des Campus Technicus nur im Außenbereich zu tun. Sein Planungsbüro „Grünplan“ bekam die landschaftliche Gestaltung zwischen der Schlosskirche St. Aegiedien und dem Campus Technicus übertragen. Krebietke spürt als Landschaftsarchitekt bei seinen Planungen die Verpflichtung, dass er „im Umgang mit Lebensraum“ Verantwortung übernimmt. „Man setzt einen Zeithorizont von ein bis zwei Generationen an, darüber sollte man sich als Planer bewusst sein“, erläutert Krebietke. Nach seiner Auffassung wird sich künftig auch in der öffentlichen Wahrnehmung immer mehr das Bewusstsein durchsetzen, dass Grünflächen auch einen wirtschaftlichen Wert darstellen.

„Je weniger Grün vorhanden ist, umso wichtiger ist die Qualität des Grüns“, sagt Krebietke. Dabei hat er beobachtet, dass inzwischen auch für manche private Kunden eine vorzeigbare Außenanlage zum Statussymbol geworden ist.

Daniel Krebietke hat mit seinem Büro „Grünplan“ die Außengestaltung zwischen Schlosskirche und Campus Technicus realisiert. Der Bernburger Landschaftsarchitekt ist sich bewusst, dass eine in die Tat umgesetzte Planung meist einen Lebensraum über viele Jahrzehnte prägt.
Daniel Krebietke hat mit seinem Büro „Grünplan“ die Außengestaltung zwischen Schlosskirche und Campus Technicus realisiert. Der Bernburger Landschaftsarchitekt ist sich bewusst, dass eine in die Tat umgesetzte Planung meist einen Lebensraum über viele Jahrzehnte prägt.
Engelbert Pülicher Lizenz