«Streithähne» werden an einen Tisch geholt
Bernburg/MZ. - Gefühle, die man hat, wenn man sich gestritten hat und ungerecht behandelt fühlt. Nancy und die anderen zwölf Schüler aus Alsleben und Könnern haben an zwei Tagen Konflikt-Situationen im SOS-Jugendtreff in Bernburg geübt und sich danach an einen Tisch gesetzt, um den Streit zu schlichten. Es wurden Regeln aufgestellt: Jeder soll bei dem Gespräch zu Wort kommen. Den anderen nicht zu unterbrechen, war auch ganz wichtig. Und die beiden "Streithähne" sollten sich auf keinen Fall anschreien.
Dr. Sabine Möley, Schulpsychologin im Schulverwaltungsamt Dessau, fungierte als Schlichter und versuchte, für beide Parteien Verständnis aufzubringen: "Die Streitenden sollen ihr Gesicht nicht verlieren", nennt Frau Möley eine wichtige Regel für den Schlichter und nennt es das "Gewinner-Gewinner-Prinzip". Und es wird gemeinsam nach Lösungen gesucht, die in einem Protokoll festgehalten und von allen Beteiligten unterschrieben werden. Natürlich bestehe immer die Gefahr, dass die Schlichtung nicht funktioniert, warnt Frau Möley.
Die Schulpsychologin habe sich die "Mediation" (Methode der Konfliktbearbeitung) auf "ihre Fahnen geschrieben", so Frau Eckert. Davon gebe es in Ostdeutschland nicht zu viele, daher sind die Plätze in den Schulungen für Erzieher begrenzt. "Schon lange wollte ich Streitschlichter an unserer Schule", sagt die Pädagogische Mitarbeiterin, die im November vergangenen Jahres selbst an einer dreitägigen Schulung in Halle teilgenommen hat. Ihre Kollegin, Ursula Priese aus Könnern, hat sich angeschlossen. Seitdem findet auch wöchentlich eine Schlichterschulung in Könnern statt, an der freiwillig sechs Jungen teilnehmen. Es sei nicht die körperliche Gewalt an der Schule, sondern vielmehr das zunehmende Mobbing unter den Schülern. Hier sollen die Streitschlichter vermitteln: "Schließlich sollen sich die Schüler in der Schule wohlfühlen", formuliert Britta Eckert ihr Anliegen, die sich durch die Unterstützung der Schulleitung und Könnerns Bürgermeister Reiner Sempert bestätigt sieht.
Schülerin Sarah Rudnick hofft, durch rechtzeitiges Eingreifen, körperlicher Gewalt auf dem Schulhof vorzubeugen. Inzwischen gehe sie selbst anders mit Konflikten um: "Die Schulung hat auch mir etwas gebracht." Über ihre Arbeit wollen die Streitschlichter Mitschüler und Lehrer in einem Schaukasten informieren, damit sie wissen, an wen sie sich in Konfliktsituationen wenden können.