Stadtbild Stadtbild in Bernburg: Die Immobilien-Wächter

Bernburg - In zwei stadtbildprägende Immobilien könnte demnächst neues Leben einziehen. Die Rede ist von den Häusern Wilhelmstraße 8 und Markt 12/13. Während seiner jüngsten Sitzung hat der Stadtrat dem Verkauf an interessierte Investoren zugestimmt, die in den nächsten Wochen nach Angaben von Wirtschaftsdezernent Holger Dittrich ihre Pläne auch der Öffentlichkeit vorstellen wollen.
Die Profis im Immobiliengeschäft
Seit der deutschen Wiedervereinigung engagiert sich die Stadtverwaltung massiv für die Verschönerung des Stadtzentrums, kauft und verkauft prägnante Häuser mit herausragender Bedeutung. „Wir sind Profis im Immobiliengeschäft“, sagt Holger Dittrich selbstbewusst, der seit 1992 im Liegenschaftsmanagement agiert.
In der Regel würden Häuser mit Sanierungsstau erworben, bei denen der bisherige Eigentümer aus welchen Gründen auch immer eine Restaurierung nicht leistet. „Im Bedarfsfall machen wir die Braut auch schöner für den Käufer“, erklärt der Dezernent. Wenn die Stadt als Zwischenerwerber auftrete, dann keineswegs vordergründig wegen der Aussicht auf einen Gewinn aus der Weiterveräußerung.
„Uns geht es in erster Linie um das Stadtbild“, stellt Dittrich klar. Die Verwaltung wolle sich einfach nicht mit Gebäuden abfinden, die in der Innenstadt verwahrlosen. In den vergangenen drei Jahren seien etwa ein Dutzend entsprechender Grundstücke gekauft worden, um deren weiteren Verfall zu stoppen.
Mit dem „Blokker“ ging es ziemlich schnell
Eine dieser „Schlüssel-Immobilien“, wie Dittrich sie nennt, ist die Wilhelmstraße 8. Nach der Wende war hier das Haushaltswarengeschäft Blokker ansässig, über zehn Jahre stand das Eckhaus leer. Als sich die Gelegenheit ergab, das Gebäude zu erwerben, schlug die Stadt zu.
Wenige Tage vor dem Notartermin gab es dann - wie der Zufall will - einen ernsthaften Interessenten. „Für einen Kaufverzicht der Stadt war es da zu spät“, so der Dezernent.
Inzwischen hat sie es an den Investor abgetreten. Dieser darf nun auch mit finanzieller Hilfe rechnen. Für Teilabbrüche und die Sanierung der Außenhülle auf dem 479 Quadratmeter großen Grundstück werden aus dem Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ maximal 180.000 Euro gewährt, beschloss der Stadtrat einstimmig.
Markt 12/13 ist notariell noch nicht bestätigt
Ebenso ohne Gegenstimme segnete dieser den Verkauf des auch aus der Gründerzeit stammenden Hauses Markt 12/13 an der Ecke Fährgasse ab, das die Stadt selbst erst im Vorjahr an Land gezogen hatte. 1894 war es von der Bernburger Aktienbrauerei errichtet worden. Im Erdgeschoss, der „Börsenhalle“, wurde damals das eigene Gebräu vertrieben.
Ins erste Obergeschoss zog ein Bett- und Tischwäschegeschäft ein, ganz oben wurden Wohnungen eingerichtet.
Notariell besiegelt ist der Handel indes noch nicht, derzeit ist der Kaufinteressent nach eigenen Angaben noch in Gesprächen mit Banken hinsichtlich der Finanzierung der beträchtlichen Investition. Diese kann laut Stadtratsbeschluss mit höchstens 270.000 Euro aus dem Denkmalschutz-Fonds unterstützt werden.
Der potenzielle Käufer plant hier „hochwertigen, aber bezahlbaren Wohnraum“. Sechs Wohnungen mit Größen zwischen 85 und 180 Quadratmetern samt Terrasse beziehungsweise Balkon sollen hier entstehen. Er lobt das Engagement der Stadtverwaltung, „das ich so woanders noch nicht erlebt habe“.
Wachsendes Interesse wird von der Stadt verfolgt
So ist Bernburg eine der wenigen Städte, die sich an fast allen Städtebau-Förderprogrammen beteiligen, um privaten Bauherren ein Engagement auch finanziell schmackhaft zu machen (siehe Beitrag „Elf Häuser auf Prioritätenliste für 2017“). „Wir haben eine ganze Reihe von Grundstücken gekauft, suchen beispielsweise noch einen Investor für das ehemalige Theatercafé“, verrät Dittrich und ergänzt, an anderer Stelle in vielen guten Gesprächen zu sein.
„Ich habe den Eindruck, dass das Interesse an Immobilien in Bernburg wachsend ist. Dabei spielt sicherlich die Niedrigzins-Phase eine Rolle.“
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Elf Häuser auf der Prioritätenliste für 2017
Der Stadtrat Bernburg hat für dieses Jahr eine Prioritätenliste beschlossen, die Auskunft darüber gibt, welche bevorstehenden Häuser-Restaurierungen mit Städtebau-Fördermitteln unterstützt werden sollen. Aus dem Denkmalschutz-Programm stellt die Stadt 2017 eine halbe Million Euro für private Bauherren bereit.
Als Gebäude 1. Priorität klassifiziert worden sind die Schloßstraße 8a (ehemaliges Theatercafé), der Saalweg 1, die Breite Straße 58, die Nicolaistraße 18 und der Markt 12/13.
Als Gebäude 2. Priorität aufgelistet sind die Annenstraße 23, die Leipziger Straße 6, der Saalweg 11, die Schloßstraße 1 (ehemals „Schmidts Ausspann“), die Wilhelmstraße 8 sowie die Krumbholzstraße 15.
Nicht mehr auf der Prioritätenliste steht die Nienburger Straße 19. Das per Zwangsversteigerung von der Bernburger Wohnstätten GmbH (BWG) erworbene frühere Institut für Lehrerfortbildung soll 2017 zunächst erst einmal gesichert werden. Gestrichen wurden auch die Friedensallee 53, weil die Sanierung des Objektes bereits abgeschlossen ist, und die Wilhelmstraße 1b. Hier soll in diesem Jahr zunächst von der BWG der Anbau abgebrochen werden, Verkauf und Sanierung sind nach Angaben der Stadtverwaltung dann für 2018 geplant.
Aus dem Förderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ sollen 2017 insgesamt gut 1,5 Millionen Euro in Bernburgs Bausubstanz fließen. Während Bund und Land jeweils 40 Prozent der Kosten übernehmen, liegt der städtische Eigenanteil bei 20 Prozent. Für das Schloss sind 469.000 Euro reserviert, weiteres Geld wird in die Errichtung des Wachgassen-Portals (80.000 Euro), den Teilabbruch der Alten Kanzlei Breite Straße 24/25 (32.400 Euro) und die Restaurierung der Treppengeländer am Rathaus II (25.000 Euro) gesteckt.
Ein größeres Bauvorhaben ist auch der Ausbau von Kugelweg samt Kleiner und Großer Einsiedelsgasse und Kleiner Wilhelmstraße (118.000 Euro). Für diesen Bereich werden bis zum Jahr 2019 Kosten von insgesamt 1,3 Millionen Euro veranschlagt.
Über das Programm „Städtebauliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahme Altstadt Bernburg“ will die Stadt den Abbruch der Breiten Straße 42a (100.000 Euro) und die Sicherung der Breiten Straße 24/25 (78.7620 Euro) finanzieren - ausschließlich mit Erlösen aus Grundstücksverkäufen und Ausgleichsbeträgen.
(mz)