Sperrgebiet Erdbeerbeet Sperrgebiet Erdbeerbeet: Absperrband gegen gefräßige Rehe

Aderstedt - In Aderstedt herrscht Ausnahmezustand - könnte man meinen, wenn man durch die örtliche Gartensparte am Ortsausgang in Richtung Osmarsleben spaziert. Rot-weißes Absperrband flattert dort auf Augenhöhe über so manchem Holzzaun im Wind, seltsame Rohre stecken in der mit Netzen überdeckten Erde.
Die vermeintliche Sperrzone soll aber nicht Menschen abschrecken, sondern vor allem die gefräßigen Tiere. Denn wer in der 1946 gegründeten Gartensparte „Erholung“ in Aderstedt Kartoffeln und Bohnen anbauen möchte, der muss zwangsläufig damit rechnen, seine Ernte teilen zu müssen.
Rehe haben Heißhunger auf Erdbeerblüten
Diese schmerzliche Erfahrung hat auch Familie Krahl in der vergangenen Saison machen müssen und nun mächtig aufgerüstet, was bei so manchem Spartenbesucher fragende Blicke hinterlässt. Doch diese drastischen Mittel waren nötig.
„Die Rehe, die nebenan im Kalksteinbruch leben, fressen alles, was grün ist“, erzählt Roland Krahl, Vater des Gartenbesitzers Denny. Ganz besonderen Heißhunger hatten sie wohl auf die Erdbeerblüten.
Damit die Kompottschalen in diesem Jahr nicht wieder leer bleiben müssen, haben sich die Krahls informiert, wie man die Rehe am besten abschreckt. Die Lösung: das rot-weiße Absperrband, das die Tiere nun daran hindern soll, dass sie überhaupt die rund 400 Quadratmeter große Fläche betreten.
Aufgeben in Aderstedt ist keine Option
Und damit nicht genug. Auch an anderen Stellen lauern hungrige Mäuler. Die Gaststätte in der Gartensparte würde wohl nicht „Wühlmaus“ heißen, wenn sich nicht gerade diese Tierart durch den Boden wühlen und nach Lust und Laune bedienen würde.
Zum Beispiel auch an den Rüben, die eigentlich für die Kaninchen und sechs Schafe der Familie gedacht waren.
„Sie haben sie von unten komplett ausgehöhlt“, erzählt Roland Krahl. Inzwischen haben die findigen Kleingärtner aber auch dafür eine Abhilfe gefunden. Nämlich mit Solar betriebene, röhrenartige „Krachmacher“, die die Tiere durch die erzeugten Töne vom Rübenbeet fernhalten.
Netz gegen Vögel wurde auch gespannt
Fehlte nur noch ein Schutz von oben. Schließlich haben es die Krahls auch mit gierigen Vögeln zu tun, die sich den Samen aus dem Boden picken. Mittlerweile ist ein Netz gespannt, um die Ernte zu sichern.
Alles ein ganz schöner Kraftakt für Rüben, Erdbeeren und Co. Aber Aufgeben kam für die Krahls nicht in Frage.
„Wir teilen uns gut ein“, erzählt der 61-Jährige, der selbst viele Jahre einen Garten in Ilberstedt bewirtschaftet hat. „Mein Sohn ist von klein auf damit aufgewachsen“, sagt Krahl. Nun wird das Wissen - auch was den Ernteschutz vor Tieren angeht - an den Enkel weitergegeben.
Offenbar scheint so viel Erfindergeist jetzt Früchte zu tragen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Rehe, Vögel und Mäuse haben sich im Sperrgebiet schon länger nicht mehr blicken lassen.
Bleibt Roland Krahl nur noch ein kleiner Wunsch: „Ich würde mich freuen, wenn sich noch ein paar Kleingärtner finden, die dort auch einen Garten übernehmen. Denn mehrere Gärten stehen leer.“
Was die gefräßigen Tiere angeht, brauchen sich interessierte Kleingärtner zumindest keine Sorgen mehr zu machen. Erfinderfamilie Krahl gibt gern ein paar erprobte Tipps weiter. (mz)