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Schurken überfallen Kneipe und fesseln Ortsvorsteher

Von SUSANNE WEIHMANN 25.05.2010, 17:01

BEESEDAU/MZ. - An Wetterschwankungen ist man als Schotte hinlänglich gewöhnt. Nicht zufällig heißt ein schottischer Ausspruch: "Ihnen gefällt unser Wetter nicht? Warten Sie einfach eine Viertelstunde ab, dann gibt es ein anderes." Daher verwundert es nicht, dass die "Güstener Schotten" vor ihrem Auftritt zum Beesedauer Räuberfest gelassen auf die zunächst drückende Hitze und das bald darauf hereinbrechende Unwetter reagierten. "Uns ist nie zu warm und nie zu kalt", sagte Frank Lehmann alias Mc Doc. Und gegen die Hitze könne man ja Bier trinken, meinte er mit einem Augenzwinkern.

Seit 2004 gibt es die "Güstener Schotten", die etwas andere Schalmeien-Kapelle. "Wir versuchen Musikstücke zu spielen, die sich ansonsten auf den Schalmeien nur schwer spielen lassen", erklärt Oberschotte und Organisator Lehmann. Das kann Rock'n'Roll, Samba oder etwas typisch Schottisches sein. Man richte sich da nach Veranstaltung und nach dem Publikum, sagt "Mc Doc".

150 Auftritte im Jahr

Was einst mit einer Karnevals-Idee in Güsten begonnen hatte, ist inzwischen zu einem echten "Export-Schlager" geworden: Auf 150 Auftritte kommt die aus 13 Männern und einer Frau bestehende Gruppe, darunter eben auch den auf dem vom Beesedauer Heimatverein organisierten Räuberfest, wo sie am Pfingstmontag - neben dem Ex-Frontmann der Band Tänzchentee "Trom-Peti" (Thomas Börner) - für Stimmung im Festzelt sorgten.

Da feierten die Beesedauer und ihre Gäste aber bereits seit zwei Tagen und schienen dessen auch noch nicht müde zu sein. Bereits am Samstag hatten die Kinder ihr Räuberfest mit einer Mini-Playback-Show, an der 16 Mädchen und Jungen aus der Grundschule und dem Hort Beesenlaublingen teilnahmen, gefeiert. Sie standen unter anderem als "Die Atzen", "Lady Gaga" und "Unheilig" auf der Bühne. Den Wanderpokal für den Gewinner der Mini-Playback-Show sicherten sich "Die Atzen" mit ihrem Party-Kracher "Hey, das geht ab". Aber auch alle anderen Nachwuchs-Musiker konnten sich über einen Pokal, Bücher und andere Sachpreise freuen.

Fahrgeschäfte und Buden

Indes erfreuten sich auch die Fahrgeschäfte und Buden auf der Festwiese großer Beliebtheit bei den jüngsten Festbesuchern. Abends sorgte dann Denny S. alias Wolfgang Petry mit seiner Double-Show für die Unterhaltung der erwachsenen Gäste im Festzelt, das sich nach Aussagen von Mike Beau, dem Vorsitzenden des Heimatvereins, merklich füllte, nachdem Bayern München im Champions-League-Finale den ersten Gegentreffer kassiert hatte. Der Frust darüber war bei den Fußball-Anhängern aber spätestens im Festzelt vergessen: "Denny S. brachte die Stimmung zum Kochen", sagte Beau.

Viel Zeit zur Erholung blieb nach dieser Nacht aber nicht, denn bereits am Pfingstsonntagvormittag fiel die Räuberbande in das Dorf ein, so wie jedes Jahr zu Pfingsten. Unter den Burschen in den zerrissenen Kleidern um Räuberhauptmann Rinaldo Rinaldini (Michael Sellmann) herrschen raue Sitten und so wundert es nicht, dass schon bald der erste von ihnen am Pranger stand und mit gut gereiften Tomaten beworfen wurde. Das konnte den Rest der 52-köpfigen Räuberbande aber nicht davon abbringen, später die Dorfkneipe auszurauben, den Dorfschulzen (Lothar Nordmann) zu fesseln und dessen Tochter (Frank Apitz) zu entführen.

Räuber ziehen zum Saaledamm

Anschließend zogen die Räuber, begleitet von den vielen Zuschauern des Spektakels, zum Saaledamm. Die Räuber, die sich zu diesem Zeitpunkt möglicherweise schon als sichere Sieger wähnten, konnten später von der Polizei überwältigt und der Räuberhauptmann "erschossen" werden. So oder so ähnlich sollen sich die Szenen bereits im Mittelalter abgespielt haben, denn das Räuberfest wurde zum 114. Mal in Beesedau veranstaltet.

Dabei kommen zu dem traditionellen Volksfest in dem zu Könnern gehörenden Ortsteil längst nicht mehr nur Einheimische. "Wir haben auch viele auswärtige Gäste. Das ist natürlich auch eine Anerkennung für unsere Arbeit", bemerkt Mike Beau zufrieden. Vor allem der Räubertanz am Sonntagabend, denn so ein Triumph will natürlich auch gebührend gefeiert werden, zog viele Gäste an. Bei Live-Musik der Band "ME'Six", die unter anderem Titel von Andrea Berg und Heino, Westernhagen und Keimzeit sowie das "Räuberlied" spielte, wurde im Festzelt das Tanzbein geschwungen, ehe es Montag musikalisch mit besagten "Güstener Schotten" und "Trom-Peti" weiterging.

Damit ist das Fest aber noch immer nicht vorbei: Am kommenden Freitag, dem 28. Mai, finden im Festzelt um 19 und 21 Uhr noch zwei Kino-Vorstellungen statt und am Samstag ab 20 Uhr mit dem "Räuberkränzchen" die traditionelle Dankeschön-Veranstaltung für alle Beteiligten.