Abschlussklassen im Stress Schüler müssen das erste Mal Rechenschaft ablegen
Seit über einem Jahr läuft der Schulunterricht unter Coronabedingungen. Wie sich die Schüler des Gymnasiums Carolinum auf die Prüfungen vorbereiten und warum

Bernburg - Der Schulhof am Gymnasium Carolinum ist voller Menschen. Dicht an dicht stehen Schüler, Lehrer und Gäste und verfolgen voller Begeisterung das Programm, das traditionell für den letzten Schultag der 12. Klassen vorbereitet wurde. So hätte es normalerweise am heutigen Freitag am Carolinum ausgesehen. Aber normal ist in diesen Zeiten nichts mehr. Corona diktiert den Alltag. Auch und vor allem an den Schulen. Der letzte Schultag wird kurz und in kleinem Kreis auf absoluter Sparflamme gefeiert. Unter Einhaltung aller Hygieneregeln.
Seit über einem Jahr müssen auch die Schüler und Lehrer des Bernburger Gymnasiums damit leben und sich danach richten. „Das funktioniert auch gut“, schätzt Schulleiter Steffen Schmidt ein. „Die einzigen, die momentan permanent Präsenzunterricht haben, sind die Abschlussklassen. Diese Klassen sind aber auch in je zwei Lerngruppen aufgeteilt, die in unterschiedlichen Räumen agieren“, so Steffen Schmidt weiter. Der Lehrer geht von Raum zu Raum und begleitet den Unterricht.
„Hier werden die Regeln eingehalten.“
Für alle Schüler der anderen Klassen ist Wechselunterricht angesagt. Einen Tag in Präsenz, einen Tag Homeschooling. Er sei froh darüber, dass seine Lehrerkollegen bei allem so gut mitziehen und, dass sowohl Schüler und Eltern viel Verständnis für die Situation aufbringen, sagt Steffen Schmidt dankbar. Insgesamt habe sich herausgestellt, dass die Schule kein Pandemietreiber sei, schätzt der Schulleiter ein. „Hier werden die Regeln eingehalten.“
720 Schüler besuchen das Gymnasium Carolinum. Allein am Donnerstag wurden 320 von ihnen getestet. „Darunter war ein positiver Schnelltest“, sagt Steffen Schmidt. „Der Schüler ist abgeholt worden und hat sich ins Testzentrum nach Roschwitz begeben, wo ein PCR-Test vorgenommen wird. Über das Ergebnis werde ich informiert.“ Er selbst teste sich seit Weihnachten täglich, sagt er. Bisher stets mit negativem Ergebnis.
Natürlich habe es unter den Schülern schon mehrere positive Coronatestergebnisse in den vergangenen Monaten gegeben, räumt er ein. In den meisten Fällen habe sich aber herausgestellt, dass die Ansteckung vom häuslichen Umfeld ausging.
Gut, dass Prüfungen abgelegt werden können
Am Montag beginnt am Gymnasium mit dem Fach Geschichte die Prüfungsphase. Zunächst stehen bis zum 7. Mai die schriftlichen Prüfungen an. Dafür stünden drei Räume zur Verfügung, die mit maximal 15 Schülern besetzt werden, informiert Steffen Schmidt. Dass die Prüfungen überhaupt abgelegt werden, findet Steffen Schmidt gut. „Die Schüler müssen dabei das erste Mal komplex Rechenschaft ablegen und eine Prüfungssituation bewältigen. Das ist eine wichtige Erfahrung und ich glaube, die Schüler wollen die Prüfungen auch“, schätzt er ein.
Die Zeugnisausgabe werde wieder im Kurhaus organisiert. „Pro Abiturient zwei Begleitpersonen, die Zeugnisse werden nicht mit Handschlag übergeben, sondern abgelegt und dann übernommen“, erklärt er das mögliche Szenario. „Wir werden es so würdevoll wie möglich gestalten. Im vergangenen Jahr haben wir dafür viel Lob erhalten“, erinnert sich der Schulleiter.
Ganz ohne Spaß verlief indes die letzte Schulwoche, die traditionell als Mottowoche deklariert ist, nicht. Am Donnerstag war Lehrertag, das heißt die Schüler haben sich als Lehrer verkleidet und verschiedene Persönlichkeiten imitiert. Sabina Aliev kam beispielsweise in einem Muskelprotz-Kostüm in die Schule, das ihren Geschichtslehrer darstellte. (mz/Thomas Weißenborn)