Schmalstes Haus ist zurück Schmalstes Haus ist zurück: Es bleibt ein altes Foto als Erinnerung

Bernburg - Es war kaum breiter als zwei Meter und doch war es lange die Attraktion auf Bernburgs Saalplatz: das mit Abstand schmalste Haus der Stadt. Von diesem ist seit der millionenschweren Sanierungen des Saalplatzensembles nichts mehr zu sehen.
Doch Bernburgs Stadtfotograf Simon Kirchhof und Stadtführer Carl-Heinz Schmidt haben es gemeinsam im neuen Stadtkalender 2020 für die Nachwelt am Leben erhalten, inklusive des Hinweises auf den Kostümverleih, der darin betrieben wurde. Denn wie gewohnt, sind auch bei der sechsten Auflage wieder alte und neue Bilder miteinander verschmolzen.
Schmalstes Haus ist zurück: Keine leichte Aufgabe, die Originalposition zu finden
Gar keine leichte Aufgabe für Fotograf Simon Kirchhof. Um jeweils den perfekten Standort zu bekommen, den die Fotografen vor vielen Jahren bei den historischen Aufnahmen hatten, musste er sich so einiges einfallen lassen.
Zum Beispiel kletterte er beim Bild der Bernburger Schlosskirche auf ein Baugerüst, das glücklicherweise gleich gegenüber aufgebaut war und wo die Hausbesitzer nichts dagegen hatten.
Knifflig war unterdessen das Verschmelzen des alten und neuen Bildes vom Bernburger Wasserturm. Denn der „dicke Wilhelm“, wie er liebevoll von vielen Saalestädtern genannt wurde, war ursprünglich weniger hoch, als er heute zu erleben ist. Dadurch passten die beiden Bilder anfangs gar nicht zusammen.
„Damals befand sich darin noch die Sparkasse und das Landratsamt“, erzählt Stadtführer Schmidt.
Einen seltenen Blick auf das Bernburger Schloss bekommen die Kalenderbetrachter, wenn sie gleich den Januar aufblättern. Denn darauf zu sehen ist der bis auf die Grundmauern niedergebrannte Christiansbau. „Damals befand sich darin noch die Sparkasse und das Landratsamt“, erzählt Stadtführer Schmidt.
Bei dem verheerenden Brand im Jahr 1894 kamen der Landrat und sein Kutscher zu Tode, als sie versucht haben sollen, wichtige Akten vor den Flammen zu retten. Aber nicht nur auf diesem Bild sieht man, wie sehr sich die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. „Besonders gut ist es am Regierungsgebäude zu erkennen“, sagt Schmidt.
Regierungsgebäude hatte einst zwei Balkons
Das haben die beiden Kalendermacher mit Absicht in die diesjährige Ausgabe genommen. Schließlich soll nun mit der umfangreichen Sicherung des Daches begonnen werden. Was einige bisher vielleicht nicht wussten: Das Gebäude hatte einst zwei Balkons. Und zwar in der Zeit, als die Straßenbahn noch über den Markt unterwegs war. Wann sie abgerissen wurden, darüber darf genauso gerätselt werden wie über den Standort von Klein Venedig. Denn diesen Bereich hatte Bernburg zu bieten, wenngleich er kurz vor seinem Abriss nicht mehr ganz so ansehnlich war. Zu finden ist die Häuserfront auf dem Kalenderblatt für den April.
Vielleicht hätten auf den Seiten der folgenden Monate noch andere Motive Platz gefunden, „ein paar waren aber einfach nicht machbar, wegen der Perspektive“, sagt Stadtfotograf Kirchhof.
Egal, wohin er sich stellte, das Bild vom Askania-Hotel wollte einfach nicht zusammenpassen. Und dennoch sind den beiden Kalendermachern die Motive für die kommenden Jahre noch nicht ausgegangen. Schon jetzt sind sie auf Fotopirsch für die Ausgabe für 2021.
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Zu haben ist der Bernburger Stadtkalender 2020 ab sofort für 15 Euro in der Thalia-Buchhandlung an der Lindenstraße. (mz)