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Salzlandkreis Salzlandkreis: Nienburg war der Nabel Anhalts

Von andreas braun 19.03.2012, 18:27

nienburg/MZ. - Eine mittelalterliche Karte, von Benediktinermönchen angefertigt, zeigt die nach damaligem Wissensstand ganze Welt. Und Nienburg ist als einzige Stadt im Land Anhalt zu sehen. Es ist die so genannte Ebstorfer Weltkarte, die um 1300 entstand und im gleichnamigen Kloster in der Nähe von Lüneburg zu sehen ist. "Das muss ja etwas bedeuten", schlussfolgert Bauer.

Das tut es auch. Joachim Grossert vom Verein für Anhaltische Landeskunde hat sich damit befasst. "Außer Nienburg sind in den Grenzen des heutigen Sachsen-Anhalts Naumburg, Quedlinburg, Halberstadt, Halle und Magdeburg benannt. Das zeigt die außerordentliche Bedeutung des Nienburger Benediktiner-Klosters", sagt Grossert. Und das auch noch, nachdem das Kloster im 12. Jahrhundert die Reichsunmittelbarkeit verloren hatte. Es war reich und mächtig. Die historische Dimension für die Erwähnung Nienburgs sieht Grossert in der Zeit. Um 1300 existierten hierzulande keine Landkarten. Zwar hatten Römer und Griechen Jahrhunderte vorher weitaus genauere Karten gezeichnet, aber man müsse es einfach aus Sicht der damaligen Zeit sehen. "Für die Mönche, die die Weltkarte nach ihren Vorstellungen zeichneten, war es eine enorme Leistung", so Grossert.

Das Original wies eine stattliche Größe auf. Es war im Durchmesser 3,57 Meter groß. Es bestand aus 30 wertvollen Pergamentblättern, die aus Schafshäuten hergestellt und zusammengenäht wurden. 534 Städtebilder, 60 Gebirge, 60 Inseln und 162 Flüsse sind darauf verzeichnet. Dazu auch Menschen, Monster, Tiere, Fabelwesen. Das alles entsprach dem damaligen Weltbild und ist daher als Landkarte im herkömmlichen Sinn nicht zu verstehen. Sie gibt aber einen Einblick in die Vorstellungswelt der Mönche. Die Erde ist als Scheibe mit drei Kontinenten dargestellt. Mittelpunkt der Karte bildet Jerusalem. Die Ebstorfer Weltkarte verschwand 1550 von der Bildfläche. Sie wanderte bis 1830 in eine Abstellkammer. Dass nun Nienburg überhaupt weiß, wie bedeutend es im Mittelalter war, ist Christine Reizig, einstige Pfarrerin in Nienburg, zu verdanken und auch Joachim Grossert. Beide waren 2008 bzw. 2009 in Ebstorf und wurden auf die Stadt auf der größten und umfangreichsten Karte des Mittelalters aufmerksam.