Salzlandkreis Salzlandkreis: Henne und Küken glucken nachts im Kirschbaum
Bernburg/MZ. - "So etwas habe ich noch nicht erlebt und meine Familie hält seit 50 Jahren Hühner", gesteht Weise, hat aber eine simple Erklärung für das ungewöhnliche Nachtquartier auf der Baumkrone in drei Metern Höhe: "Ich vermute, es liegt an der Wärme. Die Tiere finden es im Stall zu heiß und flüchten deshalb auf den Baum."
Vergebliche Suche nach Küken
Wie die vier Wochen alten Küken in der Abenddämmerung dort hinauf kommen, kann sich Weise dennoch nicht erklären. "Sie flattern zwar schon ein bisschen, aber es sind doch keine Affen", sagt Weise, der drei Nächte lang vergebens nach seinem gackernden Geflügel suchte. Zuerst dachte Weise, der Fuchs hat die Henne und deren Junge gerissen.
"Aber sie waren jeden Morgen wieder da", erzählt der 58-Jährige und auch, wie er auf den auserkorenen Schlafplatz stieß: "Am Montagabend stand ich neben dem Stall, um nach den Jungen zu sehen. Sie waren wieder nicht da. Doch auf einmal machte es: piep." Weise schaute nach oben und entdeckte zwischen Blättern und Ästen seine verschollen gegeglaubte Hühnermama mit dem Nachwuchs quietschvergnügt im Baumwipfel. Die Küken hatten sich an den Rücken der Mutter gekuschelt und schlummerten.
Wie Gerd Weise diesen für Hühner unüblichen Schlafplatz seinen Enkeln erklären soll, weiß er nicht. Wegen ihnen hatte er die Henne überhaupt erst brüten lassen. "Wir haben nicht oft Junge, in diesem Jahr nur, damit meine Enkel sehen, wie die Tiere heranwachsen", erzählt der Bernburger.
Insgesamt leben in seinem Hühnerstall 13 Hühner, ein Hahn und die sportliche Glucke mit ihren neun hüpfenden Jungen. Denn während der vierten Nacht, in der die Hühnermutter den Kirschbaum bezwang, konnte Weise beobachten, wie die Küken die Baumspitze erreichten: im Hüpfen. "Die Glucke machte es vor und sie folgten."
Platzmangel in der Krone
Für die kommenden Tage sagen Meteorologen eine weitere Hitzewelle voraus. Für die Glucke und deren Küken ist das kein Problem. Sie glucken des Nachts auf ihrem angenehm temperierten Stammplatz im Kirschbaum. Nur wenn die übrige Hühnerfamilie hinter das Versteck kommt und ihnen folgt, könnte es zukünftig eng werden in der Krone des Weise'schen Kirschbaums.