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Salzlandkreis Salzlandkreis: Bundeswehr hat guten Zulauf

Von HEIKO WIGRIM 28.02.2011, 19:41

BERNBURG/MZ. - Für Sarah Jachmann ist der Beruf eines Soldaten zwar ein besonderer, aber doch einer, der auch für sie in Frage kommt. Die 20-Jährige aus Poley hat deshalb einen Termin mit einem Wehrdienstberater gemacht, um zu sehen, ob die Bundeswehr für sie wirklich ein akzeptabler Arbeitgebern sein kann. Auf die Streitkräfte als berufliche Chance ist sie durch ihren Freund gekommen. "Er leistet gerade seinen neunmonatigen Grundwehrdienst ab." Aber auch Mitspielerinnen in ihrer Fußball-Mannschaft sind bereits beim Bund. "Was sie erzählt haben, hat mein Interesse geweckt."

Sarah Jachmann ist kein Einzelfall. "Wir können uns über das Interesse junger Leute an der Bundeswehr nicht beklagen", sagt Norman von Palubitzki. Der Hauptmann ist Bereichsleiter für Personalgewinnung für Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Zehn Beratungsbüros gehören zu seinem Bereich. Sitz des in Sachsen-Anhalt für Bernburg zuständigen Büros ist Wittenberg. Um mit allen am Wehrdienst interessierten jungen Männern und Frauen sprechen zu können, werden regelmäßig Außensprechstunden durchgeführt. Meist in den Arbeitsagenturen der Kreisstädte - wie beispielsweise letzten Donnerstag in Bernburg.

Büroleiter in Wittenberg ist Oberleutnant Stefan Schöneborn. "Wir sind neben Wittenberg und Bernburg auch für die Altkreise Bitterfeld, Köthen sowie die Stadt Dessau-Roßlau zuständig", erklärt Schöneborn. Die Beratung vor Ort übernehmen die Wehrdienstberatungs-Feldwebel. In Bernburg ist dies Hauptfeldwebel Dandy Lothar Reißmann.

Hat jemand Interesse am Beruf Soldat, und will wissen, was konkret für ihn möglich ist, "kommen unsere Beratungsfeldwebel ins Spiel". Der Feldwebel erklärt anhand der vorgelegten Zeugnisse und Vorstellungen im Einzelgespräch, welche Verwendung innerhalb der Bundeswehr realistisch ist. "Wenn dann alles passt, geben wir die entsprechenden Bewerbungsunterlagen aus und helfen auch bei der Ausfüllung."

"Bei unseren monatlichen Sprechstunden in der Bernburger Arbeitsagentur stoßen wir schon seit einigen Monaten auf ein recht großes Interesse", berichtet Oberleutnant Schöneborn. "Unser Feldwebel ist hier richtig ausgelastet." Letzten Donnerstag beispielsweise hatte er elf Gesprächstermine vereinbart. "Es kommt aber auch noch Laufkundschaft hinzu."

Die Erfahrungen in Bernburg decken sich nach von Palubitzkis Worten mit dem Bundestrend. "Das Interesse am Arbeitgeber Bundeswehr ist ungebrochen hoch." Durch Veröffentlichungen in den Medien sei eine gewisse Unsicherheit ausgelöst worden. "Dadurch hat sich aber das Informationsbedürfnis nur noch verstärkt."

Als Motiv für einen Wechsel zur Bundeswehr sei von vielen Bewerbern angegeben worden, dass sie aus ihren derzeitigen Zeitarbeitsverhältnissen heraus wollen, berichtet Schöneborn. "Sie wissen, dass die Bundeswehr über längere Zeit einen sicheren Arbeitsplatz bietet mit einem attraktiven Gehalt und vielfältigen Möglichkeiten."

Momentan kommen viele Haupt- und Realschüler zur Bundeswehr, um dort eine Berufsausbildung zu machen, sagt von Palubitzki. Wer diesen Weg geht, verpflichtet sich für neun Jahre. Nach einer militärischen Grundausbildung wird dann in etwa zwei Jahren ein Beruf erlernt und mit einer Gesellenprüfung abgeschlossen. "Wer einen guten Realschulabschluss mitbringt, kann sich zum Meister ausbilden lassen." Damit ist eine Verpflichtung über 13 Jahre verbunden.

Die Bundeswehr nimmt auch Freiwillige, die keine Berufsausbildung machen wollen. Diese Bewerber verpflichten sich für vier Jahre.

Ob Heer, Marine oder Luftwaffe - eingesetzt werden die Bewerber entsprechend ihrer Voraussetzungen, Wünsche und der vorhandenen Kapazitäten. "Natürlich kommen die Bewerber nicht zu uns, weil sie unbedingt in einen Auslandseinsatz wollen", meint von Palubitzki. Sie kommen, weil sie studieren oder eine Berufsausbildung, oder einen sicheren, unkündbaren Job haben wollen. "Sie müssen sich aber auch klar sein, dass dazu auch der Auslandseinsatz gehört." Auch hier helfe das Beratungsgespräch, alle Facetten des Dienstes beim Bund zu erläutern, auch die gefährlichen Seiten.

In Bernburg kommen Männer wie Frauen zu den Beratungsgesprächen. "Im letzten Jahr war es sogar so, dass wir etwas mehr Frauen hatten, die sich freiwillig zum Dienst in den Streitkräften melden wollen", berichtet Oberleutnant Schöneborn. Frauen haben meist bereits konkretere Vorstellungen über ihren Einsatz als die Männer. "Seit Jahresanfang ist das Verhältnis aber recht ausgeglichen."

Am gefragtesten bei den weiblichen Bewerbern ist die Marine - auch wegen der schicken Uniformen. Die Bewerberinnen erfahren aber bei den Gesprächen auch, dass ein Einsatz auf dem Wasser mitunter 200 Tage lang dauert. Die Wehrdienstberater schaffen in den Gesprächen klare Fakten.

"Die meisten Bewerber hier in Bernburg haben bereits klare Vorstellungen, was sie machen wollen", sagt Schöneborn. Von 60 Beratungsgesprächen entscheiden sich 40 junge Leute für eine Bewerbung beim Bund. "Das ist ein sehr gutes Verhältnis", meint von Palubitzki. "Wer sich nicht bewirbt, hat entweder erkannt, dass der Dienst in den Streitkräften doch nicht das ist, was er sich vorgestellt hat." Oder ihm wird mitgeteilt, dass seine Voraussetzung dafür nicht ausreichen.

2010 hat das Beratungsbüro Wittenberg insgesamt 400 Bewerber für die Bundeswehr rekrutieren können. "Davon kamen 50 aus dem Bereich Bernburg", sagt Schöneborn.

Wie sich die Nachwuchsarbeit nach der Aussetzung der Wehrpflicht und der Umstrukturierung der Bundeswehr darstellt, ist heute nicht nicht abzusehen.

Informationen über den Dienst in den Streitkräften gibt es bei der Wehrdienstberatung Wittenberg unter Telefon 03491 / 45 93 41.