Salzlandkliniken Salzlandkliniken: Die Demografie rüttelt an den Klinikstandorten
BERNBURG/MZ. - Der Aufsichtsrat sowie der Holdingsprecher der Salzlandkliniken, Peter Löbus, haben auf die schwierige Situation in den Krankenhäusern reagiert. Seit Mittwoch ist die Berliner Journalistin Angelika Volk die Pressesprecherin der Holding. Angesichts der Krisensituation in der Holding sei es wichtig, die Arbeit zur Umsetzung des gemeinsamen Klinikkonzeptes nach außen zu kommunizieren. Zugleich soll die Holding mit einer Stimme auftreten, so Löbus. Das bedeutet zugleich, dass nur Angelika Volk Auskunft zu den vier Krankenhäusern in Aschersleben, Staßfurt, Schönebeck und Bernburg geben wird. Den Geschäftsführungen vor Ort, die nach wie vor die Verantwortung vor Ort tragen, sei es untersagt worden, sich gegenüber der Presse zu äußern, macht Löbus deutlich.
Das Fass zum Überlaufen brachten offenbar Vorwürfe des Aschersleber Landtagsabgeordneten Detlef Gürth, der Löbus vorwarf, das Klinikkonzept an den jeweiligen Standorten nicht genügend vorgestellt zu haben. Indirekt stellte er Löbus als Sprecher der Holding in Frage. Zugleich macht Gürth Löbis für den starken Patientenrückgang im Klinikum Aschersleben-Staßfurt verantwortlich.
Gegen diese Vorwürfe wehrt sich Löbus. Gemeinsam mit Aufsichtsratschef Gerald Bieling sei er mehrfach in Staßfurt und an den anderen Standorten gewesen, um für das Konzept zu werben. "Drei Stunden haben wir in Staßfurt beim Oberbürgermeister René Zok gesessen", sagt Löbus. Er sei auch angesichts der wirtschaftlich schwierigen Situation nicht untätig geblieben. Bereits Anfang August, ab da habe er Einblick in die Unterlagen aller Krankenhäuser gehabt, habe er reagiert und durch eine Haushaltssperre im Klinikum Aschersleben-Staßfurt "die Notbremse" gezogen. Dazu sei er verpflichtet gewesen. Außerdem sei die Versorgung aller Patienten ohne Abstriche gewährleistet und alle Kliniken seien zahlungsfähig.
Akut sei das Problem durch einen starken Patientenrückgang im letzten Quartal geworden. Alle Krankenhäuser des Landes hätten Rückgänge bei den Patientenzahlen zu verzeichnen. In Aschersleben-Staßfurt sei dieser Rückgang jedoch gravierend gewesen und bedeute Einnahmeneinbußen von rund zwei Millionen Euro. "Wenn ich sage, dass dort Personalkosten von 1,5 Millionen Euro monatlich anfallen, macht das die Situation deutlich", so Löbus, der konkretere Zahlen nicht nennen wollte. In Bernburg und Schönebeck, so Löbus, gebe es solche Probleme nicht. "Wir haben hier zeitig die Weichen gestellt", so Löbus, der Geschäftsführer des Bernburger Klinikums. Allerdings müssten an allen Standorten "die Hausaufgaben gemacht werden".
Dafür ist es aus seiner Sicht auch zu früh. Vielmehr müsse man jetzt eine Untersuchung der Solaris Revisions GmbH abwarten, die helfen soll, das Gesamtsystem der Salzlandkliniken zu sichern. Dazu gehöre bislang auch der Erhalt des Krankenhausstandortes Staßfurt. Bis zum Kreistag am 22. Dezember soll ein erstes Teilgutachten vorliegen. "Man kann von einer Prognose sprechen", sagt Joris Pelz von der Prüfgesellschaft. "Und es ist keine Bernburger sondern eine bundesweit tätige Gesellschaft", sagt Löbus. In Staßfurt sei von Bernburger Wirtschaftsprüfern die Rede gewesen. "Die Holding wird von unserer Berliner Niederlassung betreut", so Pelz.
Zugleich verweist Löbus auf ein demografisches Problem im gesamten Land, auf das man reagieren müsse. Der Rückgang der Bevölkerung mache sich in der Krankenhauslandschaft bemerkbar. Hinzu komme der akute Ärztemangel. "Wir werden nicht mehr an jedem Standort alle Leistungen mit Medizinern und Hochleistungsmedizin vorhalten können", macht Löbus deutlich. Wenn in den nächsten Jahren ein Geburtenrückgang von 30 Prozent erwartet werde, müsse man Kreißsäle an allen Krankenhäusern mit Ärzten und Hebammen überdenken.