"Salzigen Tour" in Bernburg "Salzigen Tour" in Bernburg: Zwischen Förderturm und Solfeld

Bernburg - Nein, unter Tage ins Salz ging es nicht bei der „Salzigen Tour“ am Samstag. Doch es ging hoch hinaus. Auf luftige 65 Meter. Bei der erstmals vom Tourismusverband Elbe-Börde-Heide veranstalteten Erkundungstour ging es auf den Förderturm, an dem Bernburger Salz prangt und der die Saalestadt überstrahlt. Einen Monat lang geht es durch die ganze Region im Salzlandkreis, um der Spur des Salzes zu folgen.
Vom Turm aus hatten die etwas über 20 Teilnehmer an der Tour einen Blick bis zum Petersberg auf der einen Seite und bis zum Brocken auf der anderen. „Glück auf“ ist der Begrüßungsspruch der Bergleute. Glück hatten die Besucher, denn das Wetter ließ den Weitblick zu, als sie auf dem Turm waren.
Beeindruckt von dem Motor, der bis zu 20 Tonnen Last aus über 400 Metern Tiefe ans Tageslicht holt, zeigte sich Peter Taubert, der extra aus Leipzig angereist war. Er war einer Einladung seines alten Studienfreundes Holger Naumann gefolgt, der als Wirtschaftsförderer des Landkreises tätig ist -, und war erstaunt über das, was er kennenlernte.
So erfuhren er und die anderen Gäste von Stefan Mutz, dem Leiter Produktion und Technik über Tage, und Frank Herker, Leiter Schächte, in der kurzweiligen Führung einiges über das Steinsalzwerk, worüber man sich sonst keine Gedanken macht, wenn es um Salz geht. „Sie kommen täglich mit Bernburger Salz in Berührung und nehmen es gar nicht wahr“, so Mutz.
Aus dem „Weißen Gold“ aus den Tiefen unter Bernburg werden 300 Produkte und Artikel hergestellt und verpackt. Das Salz, was es in Supermärkten gibt, zählt dazu, aber auch Tabs oder Salz für den Geschirrspüler. Wer hartes Wasser hat, greift gern zu einem Produkt, dass als Wasserenthärter dient. Andere Kunden kommen gleich mit dem Lkw oder Bahnwaggons. Großbäckereien wie Harry holen in Lkw das Salz und das wird gleich verarbeitet.
Doch nicht nur aus der Tiefe kommt das Salz mit einem Reinheitsgrad von 95 Prozent die nächsten 30 Jahre garantiert, aber wohl auch noch die nächsten 100 Jahre. Nicht weit vom Werk entfernt ist das Solfeld Gnetsch, wo Kavernen für die Lagerung von Erdgas ausgespült werden. Die hierbei entstehende Sole wird im Salzwerk als Siedesalz verarbeitet und erreicht einen Reinheitsgehalt von 99,9 Prozent, sagt Mutz.
Die hier entstehende Wärme werde genutzt, um damit Energie in einer Kraft-Wärme-Kopplung-Anlage zu produzieren. Das sei wichtig, sei doch die Förderung, Verarbeitung und Verpackung von Salz ein Energie aufwendiger Prozess. Durch die Anlage spare man also. Und Wärme falle immer an, da die Siedesalzanlage 365 Tage läuft. „Die meisten Betriebe, die Wärme erzeugen, wissen nicht, wohin damit. Wir nutzen sie, um Energie nicht teuer bezahlen zu müssen“, so Mutz.
Wie ist der Gasspeicher geschützt?
Für die Truppe ging es nach zwei Stunden weiter zum Solfeld, um sich hier kundig zu machen, welcher Zusammenhang zwischen dem Salzwerk und dem Untergrundspeicher (UGS) besteht. Eigentlich, machte der Leiter des UGS Winfried Becker klar, gebe es noch einen dritten Partner. Das ist v. Denn die Sole, die beim Bau von riesigen Kavernen anfällt, geht nicht nur zur Siedesalzanlage, sondern auch zu Solvay zur Sodaherstellung. Gut 5.000. 000 Kubikmeter umfasst eine Kaverne und die siebenfache Menge an Sole falle an. In Bernburg gebe es da die Abnehmer, was ein Glücksfall sei, denn für den UGS ist die Sole lediglich ein Abfallprodukt.
Beim Rundgang über das Gelände des UGS, der zur Gasspeicher GmbH der Verbundnetz Gas-Gruppe gehört, waren Fragen zur Sicherheit das zentrale Thema. Wie sicher ist denn das Werk geschützt? Was kann im schlimmsten Fall passieren? Viele hatten noch einen Zwischenfall aus dem Jahr 2002 in Erinnerung, als an einem Ventil der Mitgas GmbH Gas austrat und es zu einer Explosion kam.
Ein recht umfassendes Sicherheitssystem sorge dafür, sagte Becker, dass auftretende Probleme schnell erkannt werden. Dann riegele sich die Zufuhr ab und selbst wenn dann etwas passiere, sei es ein sehr begrenztes Areal. Über eine Milliarde Kubikmeter Erdgas sind in den 33 Kavernen gespeichert. Der Grund, dass in Deutschland überhaupt Erdgas gespeichert wird, ist, weil viel Erdgas benötigt wird, aber Deutschland selbst wenig eigenes Erdgas fördert.
Es gab einiges zu erfahren, was man nicht gewusst habe, sagt Irene Mihlan, Geschäftsführerin des veranstaltenden Tourismusverbandes. Für das erste Mal war sie auch sehr mit dem Besuch zufrieden. Man wolle das ausbauen und auch die kommenden Jahre fortsetzen. Man hoffe darauf, weitere Partner zu begeistern, um das Angebot zu erweitern. (mz)

