Rudern Rudern: Bernburgerin ist Weltmeisterin im Zweierkajak

Bernburg/Potsdam/MZ - Helga Mühlbergs Karriere als Kanutin begann mit einem Zufall. Denn eigentlich turnte sie bei Chemie Bernburg, bis ihr eine Freundin von ihrem Kanu fahrenden Bruder erzählte. Helga Mühlberg wollte diesen Sport sofort selbst ausprobieren und so erlernte sie mit 14 Jahren das Paddeln im Rennkajak. Zwei Jahre später holte sie ihren ersten DDR-Meister-Titel im Viererkajak der weiblichen Jugend.
Die gebürtige Bernburgerin wurde 1940 in der Saalestadt geboren. Hier wuchs sie auf und besuchte die Heinrich-Heine-Schule. Anschließend absolvierte sie eine Ausbildung zur Drogistin und arbeitete sich „nebenbei“ im Kanusport immer weiter nach oben. „Ich hatte zwar Ausdauer und die kräftetechnischen Voraussetzungen, aber eigentlich war ich zu klein fürs Kanu“, sagt Helga Mühlberg, geborene Ulze, rückblickend. „Ich musste immer kämpfen, um in die Mannschaft zu kommen.“
Trainer Mühlberg führte sie an die Weltspitze
Nachdem sie die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1960 knapp verpasst hatte, entschied sich die damals 21-Jährige mit ihrem Bernburger Trainer, zum SC Potsdam zu wechseln. Ihr Trainer, Horst Mühlberg, führte sie dort in die Weltspitze des Kanusportes. Und irgendwann funkte es plötzlich zwischen den beiden; die Hochzeit folgte 1969.
Auch in Potsdam war Helga Mühlberg neben dem Training noch berufstätig, nämlich als Kamerafrau bei der DEFA. Die Grundlagen dafür hatte sie während ihrer Ausbildung zur Drogistin erlernt. Zudem holte sie ihr Abitur nach, um Sport studieren zu können.
1966 bei den Weltmeisterschaften in Berlin-Grünau
Ungeachtet dessen trieb sie auch ihre sportliche Karriere voran - und errang mehrere Medaillen bei DDR-Meisterschaften. „1963 war ich dann erstmals in der Weltspitze angekommen“, so Helga Mühlberg: „Bronze im Viererkajak bei der Weltmeisterschaft in Jugoslawien“. Ihren größten Erfolg erzielte sie 1966 bei den Weltmeisterschaften vor der eigenen Haustür, in Berlin-Grünau. Gemeinsam mit Anita Kobuß gewann die damals 26-Jährige dort Gold im Zweierkajak über 500 Meter.
„Ich habe noch zwei Jahre weiter gemacht, dann musste ich aus gesundheitlichen Gründen aufhören“, erzählt Helga Mühlberg, der keine Olympia-Teilnahme vergönnt war. Doch sie kehrte 1968 keineswegs dem Kanusport den Rücken zu, sondern widmete sich vielmehr als Lehrerin und Trainerin der Ausbildung von Nachwuchstalenten. Mehr als 30 Jahre unterrichtete Helga Mühlberg an den Kinder- und Jugendsportschulen in Rostock, Brandenburg an der Havel und Potsdam. 1999 folgte zwar der Ruhestand, aber keineswegs eine ruhigere Zeit. Vier weitere Jahre betreute sie als Trainerin am Landesstützpunkt Potsdam den Kanunachwuchs und war darüber hinaus bis 2012 als Kampfrichterin tätig.
„In der Stadt hat sich sehr viel verändert"
Und heute? Helga Mühlberg ist mittlerweile 73 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann in Potsdam. Sie ist nach wie vor sehr interessiert am Kanusport. So kam sie bislang auch jedes Jahr zum Treffen der Kanu-Altmeister nach Bernburg. „In der Stadt hat sich sehr viel verändert. Vor allem die Lindenstraße ist jetzt richtig schön “, stellt Helga Mühlberg fest. Der einzige „Schandfleck“ sei ihrer Meinung nach die Wilhelmstraße. „Das war früher das Aushängeschild der Stadt und heute ist da so viel Leerstand“, bedauert sie.
