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Räuberfest mit King Kong

Von Susanne Weihmann 05.06.2006, 19:46

Strenznaundorf/MZ. - Wie seit mindestens 93 Jahren übernahmen die Ganoven über Pfingsten das Regiment in der kleinen Gemeinde am südlichen Zipfel des Landkreises. Dorthin ist von Größenwahn nach langer Reise aus Afrika zurückgekehrt. "Im Wald da sind die Räuber", verbreitete sich akustisch schnell unter den Zuschauern am Schachtberg, nicht nur, weil es im Unterholz knallte.

Das Schauspiel, bei dem erwachsene Männer in die Rolle von Räubern schlüpfen, wollten sich auch dieses Mal hunderte Besucher nicht entgehen lassen. In dem knapp einstündigen Räuberspiel müssen sich Sklaven, die sich Gottfried von Größenwahn aus Afrika mitgebracht hat, einem Deutschkurs unterziehen und umlackieren lassen. Die Tochter des afrikanischen Medizinmannes "Kuhle Bambule" - eine süße Schoko-Braut - tanzt mittendrin Schlambada.

Nicht zuletzt muss sich die Gemeinde dem Räuberhauptmann "Marcus Fürchtenix" und seiner Bande erwehren. Der Räuberhauptmann wird schließlich nach vielen Schlachten auf der Festwiese überwältigt und mit dem Tod durch den Strang verurteilt. Dieses Ritual ist hier seit Jahrzehnten üblich, nicht aber die erzählte Geschichte. Denn für viele Zuschauer macht es den Reiz aus, jährlich auf die "Freilichtbühne" am Schachtberg zu pilgern, um jedes Jahr eine andere Geschichte zu hören. Gleich ist nur, dass zum Schluss die Räuber überwältigt werden und die Laiendarsteller - alle aus Strenznaundorf und Umgebung - viel Applaus für ihre Darstellung bekommen. Den meisten Applaus gab es für einen "lebensgroßen" King Kong, der plötzlich aus dem "Dschungel" auftauchte. Da wurden sogar die Räuber kurzzeitig zur Nebensache.

Unter den staunenden Zuschauern wurde eifrig spekuliert: "Den steuern bestimmt zwei Leute", vermutete eine Besucherin. Kaum zu glauben, aber ein Mensch, nämlich Marcel Meißner, bewältigte das Monstrum allein. Doch Meißner ist bekannt für solcherart Bauten zum Räuberfest. Jedes Jahr lässt sich der Ingenieur für Maschinenbau etwas anderes einfallen. Viel Mühe und stundenlange Arbeit stecken in diesen Konstruktionen.

Mindestens genauso viel Arbeit steckt in dem Stoff, über den sich seit über zehn Jahren Jörg Keil das Gehirn zermartert. "Wir haben das Spiel seit der Wende perfektioniert", erläutert der Regisseur, "Drehbuchautor" und Darsteller des Medizinmanns in einer Person. Daher sei es von Jahr zu Jahr schwieriger geworden, die Darstellung noch einmal zu toppen.