Proteste in Bernburg Proteste in Bernburg: Widerstand gegen geplanten Schlachthof

Bernburg/MZ - Der geplante Großschlachthof in Bernburg (Salzlandkreis) stößt bei zahlreichen Bauern, Umweltschützern und auch Anwohnern auf Ablehnung. „Ein Betrieb in derartiger Größe lässt sich nur betreiben, wenn die Schweine von Großbetrieben kommen. Eine derartige Agrarstruktur lehnen wir ab“, sagte Bauernbund-Präsident Kurt-Henning Klamroth.
Der italienische Fleischkonzern Bresaole Pini beabsichtigt nach MZ-Informationen, in einem Gewerbegebiet an der Autobahn 14 für 25?Millionen Euro einen Schlachthof zu bauen, in dem in der Endausbau-Stufe stündlich 1?000 Schweine geschlachtet werden könnten. Dadurch sollen bis zu 2?500 Jobs entstehen. Das Unternehmen hat laut Magdeburger Wirtschaftsministerium einen Förderantrag gestellt (die MZ berichtete). Laut Stadt laufen die Verhandlungen zur Ansiedlung noch.
Allerdings hat der Stadtrat schon beschlossen, dem Investor eine Fläche zur Verfügung zu stellen.
Der Bauernbund, der vor allem kleine Höfe vertritt, warnt vor einer weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft. „Die Wertschöpfung muss bei bäuerlichen Betrieben in der Region bleiben“, sagte Klamroth. Auch die Landeschefin der Umweltschutzorganisation BUND, Undine Kurth, übt Kritik: In den benötigten großen Mastbetrieben mit mehreren tausend Tieren fänden „in der Regel tierwidrige Aufstallungen“ statt.
Da noch unbekannt ist, was die italienische Firma konkret plant, hält sich der Bauernverband Sachsen-Anhalt, der die Mehrzahl der Landwirte vertritt, mit einer Einschätzung zurück. Einerseits könnten heimische Mäster vielleicht durch steigende Schweinepreise und die Region durch neue Arbeitsplätze profitieren, so Sprecher Christian Apprecht. Andererseits sei es fraglich, „ob mitten im viehärmsten Bundesland dieser Schlachthof entstehen muss. Denn lange Transportwege sind weder für die Schweine erwünscht, noch ökologisch sinnvoll.“
In Bernburg will sich eine Bürgerinitiative gegen den Schlachthof formieren. In 20 Geschäften liegen Unterschriftenlisten gegen das Projekt aus. Allein im Laden von Schlachthofgegner Holger Böttger haben bereits mehr als 100 Bernburger unterschrieben. Eine Ascherslebener Schülerin hat derweil eine Online-Petition über change.org unter dem Titel: „Lehnen Sie den Akkordschlachthof in Bernburg ab!“ verfasst. Bis Montagabend hatten mehr als 7.700 Menschen aus ganz Deutschland unterschrieben.
Im Land gibt es derzeit zwei Schlachthöfe. Im Tönnies-Werk in Weißenfels werden täglich 15 000 Schweine geschlachtet. Halberstädter Wurstwaren verarbeitet am Tag bis zu 800 Schweine.