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2.500 neue Jobs in Aussicht 2.500 neue Jobs in Aussicht: Bald riesiger Schlachthof in Bernburg?

Von Steffen Höhne und Torsten Adam 10.03.2014, 16:31
Im derzeit größten Schlachthof Sachsen-Anhalts, bei Tönnies in Weißenfels, werden täglich 15 000 Schweine zerlegt.
Im derzeit größten Schlachthof Sachsen-Anhalts, bei Tönnies in Weißenfels, werden täglich 15 000 Schweine zerlegt. Peter Lisker Lizenz

Bernburg/MZ - Seit mehreren Monaten wird verhandelt, nun könnte die Ansiedlung bald unterschriftsreif sein: Das italienische Fleischwaren-Unternehmen Bresaole Pini beabsichtigt, in Bernburg einen riesigen Schlachthof mit angeschlossenem Verarbeitungsbetrieb zu bauen. Direkt am Kreuz von A 14 und B 6n in einem Gewerbegebiet will das Unternehmen nach MZ-Informationen 25 Millionen Euro investieren und bis zu 2 500 Arbeitsplätze schaffen. In der letzten Ausbaustufe könnten stündlich bis zu 1 000 Schweine geschlachtet werden.

Das Unternehmen hat laut Magdeburger Wirtschaftsministerium einen Förderantrag für den Fabrikbau bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt gestellt. Bresaole Pini wollte sich am Montag auf MZ-Anfrage nicht äußern.

Noch keine Unterschrift

„Noch ist die Ansiedlung nicht in trockenen Tüchern“, sagte am Montag Bernburgs Wirtschaftsdezernent Holger Dittrich. Laut dem stellvertretenden Oberbürgermeister Paul Koller hat Sachsen-Anhalts Investitions- und Marketinggesellschaft (IMG) die Italiener im Herbst 2013 nach Bernburg vermittelt. „Für uns spricht die absolut verkehrsgünstige Lage, da fährt kein einziger Viehlaster durch die Stadt“, sagt Dittrich. Nach MZ-Informationen kam auch eine Fläche bei Schönebeck in die engere Auswahl, Bernburg soll sich aber wegen der besseren Verkehrsanbindung inzwischen als Favorit herauskristallisiert haben. Für den neuen Betrieb müsste das Klärwerk in Bernburg erweitert werden.

Einen ähnlich modernen Schlachthof betreibt die Gruppe seit 2010 bereits im polnischen Kutno - rund 120 Kilometer westlich von Warschau. Im Zentrum der polnischen Schweinemast wurden 30 Millionen investiert.

Produkte für Europa und Asien

Bresaole Pini, im Jahr 1985 in Norditalien gegründet und auch Hersteller von Fleischverpackungsmaschinen, expandierte in den vergangenen Jahren in Europa. Tochterfirmen betreiben inzwischen auch Schlachthöfe in Polen, Ungarn, Rumänien und der Slowakei. Die künftig in Bernburg hergestellten Produkte sollen in Europa und Asien verkauft werden. Dort wächst die Fleisch-Nachfrage.

Branchenkenner sind dennoch überrascht über die Großinvestition. Durch den geplanten Mindestlohn werden die Gehälter in der Fleischindustrie deutlich steigen. In vielen großen deutschen Schlachthöfen werden bisher viele Polen und Rumänen als einfache Bandarbeiter eingesetzt. Diese werden über sogenannte Werkverträge beschäftigt.

Nur zwei Schlachthäuser blieben bestehen

Nach der Wende hat es in Sachsen-Anhalt ein regelrechtes Schlachthof-Sterben gegeben. Von den einst 17 regionalen Schlachthäusern sind nur noch zwei geblieben: der Mittelständler Halberstädter Landwurst GmbH (Harz), der täglich zwischen 400 bis 800 Schweine schlachtet, und Tönnies in Weißenfels (Burgenlandkreis). Der Fleisch-Konzern aus Rheda-Wiedenbrück (Nordrhein-Westfalen) schlachtet in Weißenfels nach eigenen Angaben täglich etwa 15 000 Schweine. Aktuell seien am Standort rund 2 200 direkt oder indirekt Beschäftigte tätig. Die nötigen Schweine werden aus ganz Ostdeutschland angeliefert. Das geplante Werk von Bresaole Pini in Bernburg hätte ähnliche Dimensionen.

Der Geschäftsführer der Halberstädter Landwurst GmbH, Stefan Kaufhold, sieht dies mit Sorge: „Durch einen so großen neuen Schlachthof in unmittelbarer Nähe steigt der ohnehin hohe Konkurrenzdruck weiter.“ Der 200-Mann-Betrieb beliefere derzeit vor allem Kunden in der Region. Auch der Fleischerverband Sachsen-Anhalt, der vor allem kleine Fleischerbetriebe vertritt, spricht von einem „harten Wettbewerb“.

Viele kleine Betriebe verschwunden

Nur noch etwa zehn kleine Fleischer in Sachsen-Anhalt schlachten noch selbst. Die Handwerksbetriebe beziehen ihr Fleisch, welches sie weiterverarbeiten, von den Schlachthöfen. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Fleischer, die vor allem mit den Supermarktketten konkurrieren, deutlich gesunken. Im südlichen Sachsen-Anhalt gab es nach Angaben der Handwerkskammer Halle im Jahr 1993 noch 670 Fleischerbetriebe. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 201.

Das italienische Unternehmen hat 2010 bereits im polnischen Kutno eine große Fleischfabrik eröffnet.
Das italienische Unternehmen hat 2010 bereits im polnischen Kutno eine große Fleischfabrik eröffnet.
Bresaole Pini Lizenz
Dieses Grundstück im Bernburger Gewerbegebiet West wird dem italienischen Unternehmen Bresaole Pini für den Bau eines neuen Schlachthofes angeboten.
Dieses Grundstück im Bernburger Gewerbegebiet West wird dem italienischen Unternehmen Bresaole Pini für den Bau eines neuen Schlachthofes angeboten.
Engelbert Pülicher Lizenz