1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Projekt in Aderstedt: Projekt in Aderstedt: Traum von Heimatstube geht in Erfüllung

Projekt in Aderstedt Projekt in Aderstedt: Traum von Heimatstube geht in Erfüllung

Von detlef valtink 02.03.2014, 19:30
Ilona Müller (von links), Elisabeth Krüger, Annelies Hoffrichter, Erika Stolzenburg und Rosemarie Landgrabe gehörten zu den ersten Neugierigen.
Ilona Müller (von links), Elisabeth Krüger, Annelies Hoffrichter, Erika Stolzenburg und Rosemarie Landgrabe gehörten zu den ersten Neugierigen. pülicher Lizenz

aderstedt/MZ - Geschichtsinteressierte Aderstedter haben den Schwung der 950-Jahrfeier aus dem vorigen Jahr genutzt und einen langgehegten Traum realisiert - den Aufbau einer Heimatstube. Diese wurde jetzt in der 1. Etage der Villa in der Hauptstraße feierlich eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben. Wie wichtig den Einwohner diese öffentliche Einrichtung ist, wurde daran deutlich, dass neben verschiedenen Honorationen rund 30 Aderstedter der Zeremonie beiwohnten und ihre neue Stube ausgiebig und gründlich begutachteten.

Grundstein gelegt

„Ja - das Ergebnis kann sich sehen lassen“, ist auch Ortsbürgermeisterin Karin Brandt (parteilos) davon überzeugt, dass das Angebot künftig bei den Aderstedtern und den Gästen der Gemeinde auf große Resonanz stoßen wird. So gibt es derzeit erst einmal etliche Chroniken, alte Fotos, Modellbauten, Festschriften oder Handwerkskunstgegenstände zu sehen. Doch, und daran ließ die Ortsbürgermeisterin keinen Zweifel aufkommen, ist jetzt erst einmal nur ein Grundstein gelegt worden, auf dem es aufzubauen gilt. So wird die Heimatstube zunächst einmal monatlich ihrer Pforten öffnen. Wie am 23. März in der Zeit von 15 bis 17 Uhr.

Erntekronenseminar und Handarbeitsangebote

Wer zwischendurch diese besuchen möchte, sollte das über die Gemeinde terminlich vereinbaren. Seitens der Kommunalpolitiker wird davon ausgegangen, dass viele Menschen im Ort großes Interesse daran haben werden, die Heimatstube für ihre Freizeitgestaltung zu nutzen. So soll es noch dieses Jahr unter anderem ein Erntekronenseminar geben und werden Handarbeitsangebote entwickelt. Aber auch für Weihnachtsfeiern oder Geburtstagsveranstaltungen kann der Raum genutzt werden. Karin Brandt rechnet damit, dass das bewusst etwas „angestaubte“ Ambiente, zudem auch altes Geschirr und Gläser gehören, seine Reize hat. Und mit modernisierter Küche und Sanitäreinrichtung sind auch die notwendigen Rahmenbedingungen gegeben. „Und wir werden die Ausstellung immer wieder erweitern und auffrischen“, kündigt die Ortsbürgermeisterin an. Das Projekt sei nie fertig und erhebe auch keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Zumal viel über die ehrenamtliche Arbeit, wie schon bei der Realisierung des Projektes, abgesichert werden muss. Denn eigentlich gibt es denn Wunsch und den Traum solch eines Angebotes schon seit dem Jahr 2000.

In der Heimatstube kann auch akustisch der Geschichte nachgespürt werden. Dort gibt es die auf zwei CDs zusammengetragenen Ergebnisse von Interviews in Aderstedter Mundart - eine Spielzeit von 152 Minuten. Die Ausschnitte vermitteln ein Gefühl für die damalige Zeit, insbesondere die Mitte des vergangenen Jahrhunderts, für die Arbeits- und Lebensbedingungen, in der Landwirtschaft, im Forst und im Steinbruch. Vorgestellt wurden sie zur 950-Jahrfeier.

Aber es standen entweder keine Räume zur Verfügung oder es fehlte am Geld. Auch der Plan, eine Heimatstube in einem Saal einer ehemaligen Gaststätte aufzubauen, musste verworfen werden. Erst mit dem Anspruch, rund um die Villa, wo schon zahlreiche Einrichtungen ihr Domizil haben, die gesellschaftliche „Mitte“ von Aderstedt aufzubauen, konnten Nägel mit Köpfen gemacht werden. Als Anstoß diente die Initiative eines Fernsehsenders, auf die aufbauend viele Menschen unzählige Stunden ihrer Freizeit opferten, um die Stube fertigzustellen. Zu ihnen zählen auch Jana und Bernd Scholz, die es nicht ertragen wollten, dass bedingt durch die Jubiläumsaktivitäten im vorigen Jahr das Projekt ein wenig auf der Strecke blieb. Sie haben sich gesagt: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Und halfen mit, den Raum zu modernisieren, eine Trennwand zu entfernen und Farbe ins Spiel zu bringen. „So um die 40 Stunden sind bestimmt zusammengekommen“, weiß Bernd Scholz. Immer stündchenweise seien sie helfen gewesen - dies sehr gerne, auch weil Bernd Scholz als Hausmann sich seine Zeit gut einteilen konnte, und es auch wieder tun würde, wenn es gelte, für den Ort etwas auf die Beine zu stellen. Dabei war es sicherlich eine zusätzliche Motivation, dass der Aderstedter von Natur aus sehr stark auf die Heimatgeschichte und deren Aufarbeitung fixiert ist. Soviel Engagement bleibt auch in der „Mutterstadt“ nicht unbemerkt. „Aderstedt hat wieder unter Beweis gestellt, dass es ein lebendiger Stadtteil ist und die Menschen keine Angst um die Zukunft ihres Ortes haben müssen“, meint Bernburgs Vize-Stadtoberhaupt Paul Koller. Ihn freue es besonders, dass die Zahl der Kinder steige und auch zeitnah geplant sei, im Ort noch einige Investitionen zu realisieren. Das kommt auch Karin Brandt entgegen, die sich für Aderstedt vieles wünscht, nur eines nicht: Stillstand.

Ausgestellt sind auch viele alte Fotos mit Bezug auf die Heimatgeschichte.
Ausgestellt sind auch viele alte Fotos mit Bezug auf die Heimatgeschichte.
pülicher Lizenz
Auch alte Zeichnungen sind zu sehen.
Auch alte Zeichnungen sind zu sehen.
pülicher Lizenz