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Pilze sammeln im Salzlandkreis Pilze sammeln im Salzlandkreis: Auf in den Wald

Von Anke Losack und Kerstin Beier 16.08.2014, 22:13
Der Steinpilz gilt als edelster Speisepilz in unseren Breiten. Er hat einen nussartigen, milden Geschmack. Der Steinpilz ist vereinzelt schon ab Juli in den Nadelwäldern unter Kiefern und Fichten zu finden, in größeren Mengen ab August bis etwa Oktober.
Der Steinpilz gilt als edelster Speisepilz in unseren Breiten. Er hat einen nussartigen, milden Geschmack. Der Steinpilz ist vereinzelt schon ab Juli in den Nadelwäldern unter Kiefern und Fichten zu finden, in größeren Mengen ab August bis etwa Oktober. Archiv/ MZ Lizenz

Bernburg/Molmerswende/MZ - „Wir gehen auf eine Pilzschwemme zu“, freut sich Helmut Thiel. Der Pilzsachverständige aus Bernburg beobachtet seit etwa einer Woche, dass die Pilze sprießen. „Vor allem der Harz ist voll davon“, weiß er von seinem Bernburger Pilzberater-Kollegen Berthold Randel, der derzeit dort unterwegs ist. Aber Achtung: Recht häufig überall anzutreffen sei momentan der Gallenröhrling, der sehr leicht mit dem Steinpilz zu verwechseln ist. Ein einziger davon, so der Experte, verdirbt mit seinem gallebitteren Geschmack die gesamte Pilzmahlzeit. Obwohl die Saison gerade erst beginnt, hatte er bereits einige Beratungen, berichtet der 79-Jährige, der das Ehrenamt seit 40 Jahren ausübt.

Laut dem Bundesartenschutzgesetz dürfen Pilze nur für den heimischen Gebrauch gesammelt werden. Etwa zwei Kilogramm geben Pilzberater meist an. Mit gesammelten Pilzen darf nach dem Gesetz nicht gehandelt werden. Man kann sie höchstens verschenken.

Am besten nimmt man ein scharfes Messer mit, weil Pilze angeschnitten werden sollten, um festzustellen, ob Maden darin sind. Zum Sammeln ist ein Behältnis zu empfehlen, das luftig ist - zum Beispiel ein Korb oder ein Karton. Auf keinen Fall eine Plastiktüte, denn die Pilze sollten nicht gequetscht werden und schwitzen. Dadurch könnten sich auch bei essbaren Pilzen Gifte entwickeln, so dass man beim Essen eine sogenannte unechte Pilzvergiftung bekommt. Man sollte sich auch nicht darauf verlassen, dass - wenn ein Pilz etwa von Schnecken oder Wild angefressen wurde - dieser nicht giftig ist. Tiere fressen auch für Menschen lebensgefährliche Pilze.

Dass manche Pilze giftig sind, das weiß wohl jedes Kind. Dennoch weisen Pilzberater immer wieder darauf hin, dass nur solche Pilze gesammelt werden sollten, die man als Speisepilze kennt. Unwohlsein, Kreislaufprobleme und Brechreiz sind typische Kennzeichen, dass man giftige Pilze verzehrt hat. Sie können Nerven- oder Blutgifte enthalten.

Pilze, die man zubereiten will, sollten frisch und nicht angefault sein. Das gilt übrigens auch für Pilze, die man im Laden kauft. Sie sollten nach dem Kauf oder Sammeln schnell zubereitet werden oder in flacher Schicht kühl und luftig gelagert werden. Denn auch wer Pilze zu sich nimmt, die verdorben sind, riskiert Vergiftungserscheinungen.

Pilze roh zu kosten, ist erlaubt und ungefährlich. Größere Mengen sollte man aber nie essen. Beim Zubereiten sollten sie auf mehr als 70 Grad erhitzt werden. Pilze sind ansonsten schwer verdaulich. Pilzberater empfehlen daher auch, keinen Alkohol dazu zu trinken. Dies kann bei empfindlichen Menschen zu Unverträglichkeit führen.

Fast täglich im Wald

Auch Karin Tegeler treibt es momentan fast täglich in den Wald. Die Ausbeute der ehrenamtlichen Pilzberaterin aus dem Mansfelder Ortsteil Molmerswende: Pfifferlinge und Steinpilze. „Speisepilze gibt es schon genügend“, sagt sie.

Klassischerweise gelten die Monate September und Oktober als Pilzsaison. Je nachdem, wie viel es im Sommer regnet, kann die Saison aber früher beginnen. Wie in diesem Jahr. „Der Wechsel von Regen und warmem Wetter ist für das Pilzwachstum günstig“, sagt Karin Tegeler. Auch die jetzt herrschenden kühleren Temperaturen seien für das Pilzwachstum ideal, ergänzt Helmut Thiel. Schon jetzt können einige Sorten gesammelt werden. „Es gibt in jedem Wald Pilze“, sagt Karin Tegeler.

Im Land beraten 79 Pilsachverständige. Im Salzlandkreis stehen sechs Pilzberater zur Verfügung:

Reinhard Geiter, August-Bebel-Straße 43, Staßfurt, Telefon 0151/50 53 15 94

Volker Lerch, Rosenburger Weg 2, Sachsendorf, Telefon 039295/2 71 41

Berthold Randel, Ilberstedter Straße 81, Bernburg, Telefon 03471/35 27 75

Helmut Thiel, P.-Schneider-Str. 9, Bernburg, Tel. 03471/62 23 44

Dagmar Stange, Schulstraße 9, Hecklingen, Tel. 03925/285697

Horst Zimmermann, Külzstr. 23, Könnern, Tel. 034691/2 06 06

Ausbildung zum Pilzcoach

Unbedingt beim Suchen dabei haben sollte man ihrer Meinung nach ein Pilzbestimmungsbuch. „Und man sollte sich schon vorher mal informieren, welche Pilze man sammeln kann“, so Karin Tegeler. Denn in den Wald zu gehen, ohne den Knollenblätterpilz zu kennen, hält sie für sehr gefährlich. Über die giftigen Exemplare, die beim Verzehr zum Tode führen können, Bescheid zu wissen, sei wichtig. Um Eltern und auch Kinder über Pilze zu informieren, bietet die ehrenamtliche Pilzberaterin eine Ausbildung zum Pilz-Coach an. „Sie soll dazu dienen, Wissen über Pilze zu verbreiten.“ Aber auch Begeisterung fürs Thema wecken. Denn mit Pilzen könne man mehr machen, als sie zu essen. „Ich trockne sie und verwende sie zum Färben von Stoffen“, erzählt sie.