Pferdemarkt in Neugattersleben Pferdemarkt in Neugattersleben: Tierkauf per Handschlag

neugattersleben/MZ - 63 Mal krähte der Hahn. Das sicherte dem Tier am Samstagmorgen den Sieg. Zwischen neun und zehn Uhr, als es im Wettkampf darum ging, den Weckruf so oft wie möglich verlauten zu lassen, war der 6. Mitteldeutsche Pferde-, Kleintier-, Trödel- und Vogelmarkt in Neugattersleben bereits im vollen Gange. Hunderte geparkte Autos im Ort zeugten davon. Die ersten Händler hatten ihre Stände da schon längst aufgebaut. Das Feilschen um die Pferde begann vor dem großen Ansturm der Besucher. 5200 Eintrittskarten wurden verkauft.
„Ein Pferd wird immer noch per Handschlag verkauft“, erklärte Veranstalter Eckhard Linse-Wall das Geschäft und verwies nicht ohne Stolz auf die Größe des Marktes. „Bis zum Kaiser-Wilhelms-Turm stehen die Pferde“, sagte der diplomierte Landwirt, der sein Unternehmen auf dem alten Adelsgut, das sieben Hektar umfasst, seit 1992 führt.
Nicht alle Pferde stehen zum Verkauf
Unter den Händlern war Rainer Kühn, um seine Rösser vorzustellen. Hier gehe es allerdings vor allem darum, Kontakte zu knüpfen. „Das ist wie auf einer Messe“, sagte er. Die Begeisterung für die Vierbeiner präge ihn „seit der Geburt“, so der Akener über seine Passion. Neben Warm- und Kaltblütern waren auch Esel und Ponys zu erwerben.
Andrea Kuhne-Hätsch, Züchterin aus Güsten, hatte ihre schwarzen Friesen mitgebracht. Doch standen die beiden Pferde Cäsar und Carlos keineswegs zum Verkauf. Sie zeigten vielmehr ihr Können beim Geschicklichkeitsfahren, das der Reit- und Fahrverein des Ortes organisiert hatte.
„Vielleicht können wir günstig etwas kaufen“, machte sich Andreas Volkmann auf der Suche. Der Pferdebesitzer wollte sich auf dem Markt umschauen. Seine Frau Annett nahm bei den Ständen mit Reitzubehör einen Sattel ins Visier, während sich die elfjährige Tochter Anika für ein Fohlen begeisterte. Die Familie aus Aken war bereits im vergangenen Jahr nach Neugattersleben gekommen, als im Schlosspark der Pferdemarkt stattgefunden hatte - als Ersatz für die aufgrund der Hochwasserfolgen abgesagte Traditionsveranstaltung in Havelberg.
Zelte waren nicht nötig
Doch nicht nur die Pferde zogen die Besucher in Scharen an. Auch die Vogelhändler hielten, wie jeden Monat, ihre Börse ab und hatten zu Mittag das Tagwerk vollbracht. Doch zeigten sie auch noch am Nachmittag einige besonders schöne Exemplare in eigens errichteten Volieren. Unweit davon waren weiße Charolais-Rinder im Freilauf ihrer Stallung zu sehen. Die Zuchtherde, die auf dem Hof zu Hause ist, umfasst 100 Tiere. Auch das liebe Federvieh kam nicht zu kurz und Verkäufer aus nah und fern boten in einer überdachten Marktecke Enten, Hühner und Tauben feil. Amtstierarzt Christian Lutter sorgte dafür, dass alle Marktteilnehmer die Tierschutzbestimmungen einhielten.
Insgesamt waren auf dem Gelände 103 Stände aufgebaut - von Trödlern und Textilhändlern über Gemüseverkäufer und Handwerker. Auch das gastronomische Angebot war vielfältig. Der Duft von Gebratenem und Frittiertem, von Fisch und Käse weckte den Appetit der Besucher, die von verschiedenen Musikern wie der Schalmeienkapelle aus Grimschleben seit der Mittagszeit gut unterhalten wurden.
Große Festzelte sollten, nach der Erfahrung im Vorjahr, vor Regen schützen. Doch wären sie diesmal gar nicht nötig gewesen. „Da können die Veranstalter zufrieden sein“, sagte Gast Robert Schwacha zum Fest, das am Abend bei schönem Wetter endete.
