Ehrenamt Personalnot gefährdet Einsatzbereitschaft der Feuerwehr Bernburg
Stadtwehrleiter aus der Saalestadt schlägt Alarm: Es gibt immer weniger Freiwillige, dafür aber eine große Zahl an Einsätzen.

Bernburg/MZ - Damit hätten wohl die wenigsten gerechnet. Anstatt an 365 Tagen im Jahr, zu jeder Tages- und Nachtzeit als Retter in der Not zu Bränden, Hochwasser und Unfällen auszurücken, schlagen die Verantwortlichen der Freiwilligen Feuerwehr Bernburg nun selbst Alarm.
Denn beim Blick auf die Zahl der aktiven Retter wird es langsam brenzlig, wie bei der jüngsten Jahreshauptversammlung des Löschzugs I, also der Feuerwehren Bernburg, Aderstedt und Gröna, zur Sprache kam.
Allein in 2020 hatten drei freiwillige Retter ihren Dienst quittiert, zum diesjährigen Jahresende kommen nun drei weitere hinzu, sodass dann nur noch 48 Löschkräfte in Notfällen im Bernburger Stadtgebiet ausrücken können.
„Die Gründe sind unterschiedlich. Zum einen scheiden sie altersbedingt aus, ziehen weg, orientieren sich um oder schaffen es nicht, die nötigen Ausbildungen zu absolvieren“, zählt Bernburgs Ortswehrleiter Mario Spandau auf.
Im Jahr 2020 wurde die Feuerwehr Bernburg zu 337 Einsätzen alarmiert
Auch ihm macht diese Entwicklung große Sorgen. Denn: „Die Zahl der Einsätze liegt auf einem stabil hohem Niveau“, sagt er. Allein in 2020 wurden die Retter 337 Mal um Hilfe gerufen, 141 Mal wegen Bränden. Mit 196 deutlich häufiger zu technischen Hilfeleistungen, etwa zur Unterstützung des Rettungsdienstes, wenn versperrte Wohnungstüren geöffnet werden mussten, um Patienten versorgen zu können.
Vor einer großen Herausforderung stehen die Retter zudem wegen der zunehmenden Wetterextreme. Erst die Dürre und die Feldbrände, zu Beginn dieses Jahres dann die enormen Schneemassen, die etliche Einsätze verursachten.
„Wir haben dabei auch Aufgaben übernommen, die eigentlich nicht ureigen sind für Löschkräfte“, zählt Spandau etwa die Hilferufe von Lasterfahrern auf, die auf den verschneiten Straßen feststeckten und dabei wichtige Zufahrtsstraßen blockierten. Natürlich wurden diese dann von den Rettern aus den Schneemassen befreit.
Doch solche Wetterextreme und die hohe Anzahl an Einsätzen zehrt an den Kräften der immer weniger werdenden Freiwilligen. „Wir sind schon teilweise unterbesetzt ausgerückt“, muss Bernburgs Stadtwehrleiter Tilo Timplan eingestehen.
„Auch durch den Wegbruch der Wehrpflicht sind Retter ausgeblieben, die bei uns ihren Wehrersatzdienst absolviert haben.“
Tilo Timplan, Stadtwehrleiter in Bernburg
Dementsprechend groß ist nun die Herausforderung, neue Freiwillige für die Bernburger Feuerwehr zu finden. „Das ist unser größtes Problem, nachdem wir nun das Technikproblem gelöst haben“, sagt Timplan und spielt dabei unter anderem auf die Anschaffung eines neuen Drehleiterfahrzeugs an, das im kommenden Jahr das alte ersetzen soll.
Auch ein Tanklöschfahrzeug ist bestellt. „Wir sind froh, dass auch die Verwaltung das Technikproblem erkannt hat und uns dabei unterstützt“, so Ortswehrleiter Spandau. Allerdings bleibt die Frage, wer künftig die Technik im Notfall bedienen soll, wenn es nicht genug Freiwillige, gerade in der Kernstadt Bernburg, gibt?
„Es ist ein allgemeines Problem im ganzen Land, das nicht jeder auf das Ehrenamt Lust hat. Auch durch den Wegbruch der Wehrpflicht sind Retter ausgeblieben, die bei uns ihren Wehrersatzdienst absolviert haben“, weiß Timplan und arbeitet deshalb schon an möglichen Lösungen. Denn andernfalls wächst das Risiko, dass im Notfall nicht mehr genug Retter zur Hilfe ausrücken.
Wer sich ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr Bernburg engagieren möchte, kann immer montags ab 19 Uhr zum Dienstabend in der Wache unverbindlich reinschnuppern.
