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Orientalischer Abschied Orientalischer Abschied: Tanzstudio von Julianna Friedrich braucht Nachfolgerin

Von Conny Schreiber 22.05.2017, 12:25
Julianne Friedrich (2.v.r) gibt ihr Tanzstudio auf.
Julianne Friedrich (2.v.r) gibt ihr Tanzstudio auf. Conny Schreiber

Bernburg - „Ich stand 1971 mit 17 am Berliner Flughafen Schönefeld, sprach kein Deutsch und niemand holte mich ab“, schildert Julianna Friedrich ihre ersten Eindrücke.

Die junge Tänzerin, die in Budapest aufwuchs, bekam ihr erstes Engagement in der DDR und zwar in Bernburg. Aber wie dort hinkommen?

Irgendwie gab es Kommunikationsprobleme mit dem Abholen, die junge Frau hatte aber Glück. Eine Mitarbeiterin erbarmte sich ihrer und ließ sie bei sich übernachten, bevor es dann am nächsten Tag weiterging.

Anfangs nur ein Zimmer

Ein Zimmer in der Wilhelmstraße war ihr erstes Quartier. Drei Jahre später lernte sie ihren Mann Wolfgang kennen, der ihr bis heute die Treue hält. Beide heirateten 1975 in Budapest, Sohn Thomas kam wenig später auf die Welt.

Mittlerweile hat auch er eine eigene Familie mit zwei Kindern. „Mein Mann hat immer Verständnis für meinen Beruf und die vielen Entbehrungen gehabt“, sagt sie und ergänzt: „Ohne ihn wäre vieles nicht einfach gewesen“.

Im Bernburger Theater war sie erst einmal Gruppentänzerin des Ballettensembles, bevor sie sich dann zur Solotänzerin weiterentwickelte.

„Ich war das Dornröschen - der Traum einer jeden Tänzerin“, schwärmt Friedrich. Sie tanzte auch den Nussknacker und das Zwiebelchen im gleichnamigen Kinderstück. Dabei gab es so manche Blasen an den Füßen, zertanzte Schuhe, Schmerzen und jede Menge Pflaster.

„Augen zu und durch“, rät sie auch heute noch ihren Schützlingen, die von ihr unterrichtet werden. Nach der Schließung des Bernburger Theaters war sie dann sechs Jahre als Inspizientin am Wittenberger Theater tätig und für alles verantwortlich, was mit dem Spielablauf zu tun hat. „Das war schon eine aufregende Zeit“, gibt sie zu.

Vor 12 Jahren mit dem Tanzstudio begonnen

Seit 2005 betreibt Julianna Friedrich ihr eigenes Tanzstudio am Zepziger Weg und bemüht sich derzeit um eine Nachfolgerin.

„Es ist traurig, wenn es nicht weitergeht“, gibt sie zu bedenken. Sie möchte den Staffelstab an Jüngere übergeben und zieht noch einmal Bilanz. Ihre Laufbahn verdankt sie ihrem einstigen Kinderarzt, der ihren damaligen Drang nach ständiger Bewegung spürte und der Mutter riet, sie mit vier Jahren tanzen zu lassen.

Die Solotänzerin der Budapester Staatsoper unterrichtete sie dann später im klassischen Ballett, Jazz- und Stepptanz.

Leicht fällt ihr der Abschied nicht. „Ich will zwar kürzer treten, aber noch nicht für immer aufhören, mein Körper braucht seinen Sport“, lacht sie. Tanzhungrige können bei ihr die Kunst des orientalischen Tanzes auch weiterhin in der Kreisvolkshochschule erlernen. (mz)