Nach Feuer in Gartensparte Nach Feuer in Gartensparte: Wirt will Lokal wieder aufbauen

bernburg/MZ - Auch gut zwei Wochen nach dem verheerenden Feuer in der Gaststätte Mittelstraße hängt noch ein beißender Brandgeruch über der Kleingartenanlage in der Bernburger Talstadt. Zwei gemauerte Schornsteine erheben sich wie anklagende Mahnmale über den verkohlten Trümmern des Vereinshauses, das einmal der Treffpunkt der Laubenpieper war. Ein Anblick, der Manfred Elflein die Tränen in die Augen treibt. Der Gastwirt meidet deshalb den Ort, der seine berufliche Existenz war.
Als ihn die Polizei in der Nacht zum 23. August abholte und er nach dem Aussteigen aus dem Funkstreifenwagen das lichterloh brennende Gebäude sah, spielte sein Kreislauf nicht mehr mit. Der 57-Jährige brach zusammen, musste eine Woche lang im Krankenhaus bleiben. Die seelischen Schmerzen sind inzwischen kaum gelindert. Zumal auch seine direkt daneben stehende Laube ein Raub der Flammen wurde, samt der nach dem vorjährigen Hochwasser neu eingebauten Küche.
Die Polizei geht davon aus, dass die Kneipe vorsätzlich angezündet worden ist. Auch wenn die Ermittlungen zur Ursache noch nicht gänzlich abgeschlossen sind. Für eine Brandstiftung sprechen Ereignisse der Vergangenheit. Im April 2012 brannten in der Gartensparte drei Lauben nieder. Die Hitze und das Löschwasser zogen auch den Buffetraum der Gaststätte in Mitleidenschaft. Anfang dieses Jahres ging dann auf dem Areal ein umbauter Wohnwagen auf mysteriöse Weise in Flammen auf. Und am Morgen des 19. März fand Elflein an der Türklinke des Lokals einen unangezündeten Brandsatz. Bei der gelben Flüssigkeit in einem Saftbehälter, in der als Brandbeschleuniger ein Papiertuch steckte, handelte es sich laut Untersuchungen des Landeskriminalamtes um brennbare Nitro-Verdünnung.
Wer macht so etwas? Der Kneiper kann sich darauf keinen Reim machen. „Ich habe nie jemandem geschadet, war immer korrekt“, sagt Elflein mit leiser Stimme. Dass das Feuer vor zwei Wochen nicht durch eigenes Verschulden entstanden war, da sei er sich „hundertprozentig sicher“. Er habe gegen 23 Uhr mit einer Angestellten die Gaststätte verlassen, die Elektrogeräte in der Küche seien schon zwei Stunden vorher abgeschaltet worden. „Wir hatten noch das Buffet für zwei am nächsten Tag geplante Familienfeiern vorbereitet“, berichtet der 57-Jährige. Dann kam alles anders.
„Am schlimmsten bestraft sind die Gartenfreunde“, glaubt Elflein. Weil durch das Feuer auch der Verteilerkasten an der Gaststätte zerstört wurde, gibt es in den Parzellen seitdem keinen Strom mehr. Nach dem schlimmen Hochwasser im Juni 2013 hatten sich die meisten Vereinsmitglieder entschlossen, weiterzumachen. In unzähligen Arbeitsstunden räumten sie nicht nur den Dreck aus den eigenen Parzellen weg, sondern halfen bei der Schadensbeseitigung in ihrem Lokal, in dem das Wasser 90 Zentimeter hoch gestanden hatte. Nach dem erwähnten Feuer im April 2012 und einem Einbruch vier Monate später, bei dem unbekannte Täter die gesamte Inneneinrichtung verwüstet hatten, war es für Elflein die dritte Renovierung binnen kürzester Zeit. Dennoch hat er den Mut auch jetzt noch nicht verloren: „Ich würde das Vereinsheim gern wieder aufbauen“. Auch wenn er den Schaden an seinem Inventar wohl nicht gänzlich ausgeglichen bekommt. „Ich war unterversichert“, bekennt er und räumt ein, nach den ganzen Erneuerungen in Folge der Flut die Versicherungssumme nicht entsprechend erhöht zu haben. Aber viele Menschen hätten ihm inzwischen Hilfe zugesagt, sollte das Haus wieder aufgebaut werden.
Dafür setzt sich auch der Vereinsvorstand ein, sagt Vorsitzender Marcus Barnebeck. Letztlich müssten aber alle Mitglieder darüber abstimmen, ob sie einen Ersatzneubau wollen. Von der Gebäudeversicherung dürfe der Verein wohl eine Zahlung erwarten. Aber erst einmal müsse in den nächsten Monaten das Trümmerfeld beräumt werden.
Barnebeck wie Elflein sind sich im Klaren darüber, dass ein Wiederaufbau an der Ablehnung einer Baugenehmigung durch die Stadtverwaltung scheitern könnte. Denn die Kleingartenanlage liegt mitten im Überflutungsgebiet. Der Wirt glaubt, dass ohne neue Gaststätte einige Laubenpieper hinwerfen werden: „Im Verein sind viele ältere Leute. Die wollen in der Bergstadt nicht noch einmal neu anfangen.“
Bernburgs Wirtschaftsdezernent Holger Dittrich sagt, dass eine Baugenehmigung grundsätzlich nicht unmöglich sei: „Ich mache aber keinen Hehl daraus, dass dreimal darüber nachgedacht werden muss, ob das noch einen Sinn ergibt.“ Am Montagnachmittag empfing er Gartenvorstand und Gaststättenpächter zu einem „sehr guten Gespräch“ im Rathaus. Nun solle zunächst mit den Vereinsmitgliedern beraten werden, welche Möglichkeiten es für die Zukunft der Gartensparte gibt.
