Mühle nach Explosion abgebrannt
BERNBURG/MZ. - Welche Masse an Energie dort umgewandelt wird, lässt der ohrenbetäubende Lärm erahnen. "Wir gewinnen hier etwa vier Millionen Kilowattstunden Strom jährlich", erklärt Besitzer Mathias Mönchmeier. Die fünf Turbinen haben die Mönch-
meiers vom Vorbesitzer übernommen, der das Wasserkraftwerk 1994 nach gut 25 Jahren Ruhezeit wieder in Betrieb genommen hatte. "Zu DDR-Zeiten war die Wasserkraft zu unrentabel", erklärt der 34-jährige Betriebswirt den zwischenzeitlichen Stillstand.
Seit Mai 2007 gehört die alte Saalemühle nun der Familie Mönchmeier, zu deren Besitz bis dahin nur die gegenüberliegende alte Papierfabrik gezählt hat. In der Papierfabrik werden drei leistungsstarke Turbinen von der Saale angetrieben. Beide Wasserkraftwerke liegen an derselben Staustufe und erzeugen jährlich zwölf Millionen Kilowattstunden Ökostrom. Dieser wird in das Netz der Bernburger Stadtwerke eingespeist. "Das macht zwischen 15 und 20 Prozent des in Bernburg verbrauchten Stromes aus", erklärt Mönchmeier die Leistungsfähigkeit seiner zwei Wasserkraftanlagen. Mit dieser Menge an regenerativem Strom werden jährlich rund achteinhalb Tonnen Kohlendioxid eingespart, erklärt der gebürtige Westfale, der über seinen Vater Rainer Mönchchmeier in das Geschäft mit der Wasserkraft eingestiegen ist.
Der graue Klotz - das sind rund 4 400 Quadratmeter auf sieben Etagen in zwei miteinander verbundenen Gebäuden. Tatsächlich wurde die erste Mühle auf der Saaleinsel 1847 gebaut, ist aber nur wenige Jahre später, 1879, nach einer Mehlstaubexplosion komplett abgebrannt. "Der Mehlstaub ist hochexplosiv", sagt Mönchmeier. 1888 wurde die wieder aufgebaute Mühle in Betrieb genommen. 1912 erfolgte der Anbau der neuen Industriehallen. "Die Mühle ist angeblich der erste Industriebau aus Beton an der Saale überhaupt", erzählt Mathias Mönchmeier.
Was sich für den Betrachter von außen erst auf dem zweiten Blick erschließt, wird beim Gang in die beiden Gebäude deutlich. Lange Beleuchtungsreihen, heller Parkettboden und offene Räume im Neubau. Ein Besuch im Altbau wirkt als hätte man einen Zeitsprung gemacht. Die Fußböden und Decken, die von gut einem halben Meter breiten Balken getragen werden, sind aus dunklem Holz. Hier und da sind große Lasthaken in den Balken versenkt. Eine so genannte Sackrutsche aus kanadischem Hartholz windet sich wie eine Makkaroni spitzkurvig und steil durch alle Etagen. "Angeblich haben sich Müller, wenn sie genug getrunken hatten, auch die Rutsche runtergestürzt. Das endete zum Teil mit schlimmen Verletzungen", erzählt der 34-Jährige.
Im nächsten Jahr soll die alte Saalemühle eine komplett neue Wasserkraftanlage erhalten. Zwei Turbinen sollen die alten rund 40 bis 50 Jahren alten fünf Maschinen ersetzen und sogar rund 20 Prozent mehr Leistung bringen. Um die Saalemühle auch einmal als Wohnimmobilie nutzen zu können, sollen die Turbinen dann nur noch im Anbau der Saalemühle untergebracht werden, um Vibrationen und Krach abzupuffern. Allein die neue Wasserkraft wird eine Investition in Höhe von rund zwei Millionen Euro, sagte der Wassermüller. Der Umbau der Immobilie soll später folgen, auch "um einen Schandfleck Bernburgs zu beseitigen".