Mit hölzernem Schwert Mit hölzernem Schwert: Wie Peter Pan gegen das Böse gekämpft hat

Bernburg - Der Anlass war ein trauriger. Bei der Beerdigung eines Familienangehörigen auf dem Bernburger Friedhof III hat er vor 14 Jahren den entscheidenden Hinweis erhalten. „Meine Frau hat mir leise ins Ohr geflüstert. Schau mal, da liegt Peter Pan. Das hat mich neugierig gemacht“, berichtet Verleger Michael Schuster aus Baalberge.
Bei diesem Peter Pan handelte es sich jedoch nicht um die vom englischen Kinderbuchautoren James Matthew Barrie geschaffene weltberühmte Fabelfigur, sondern um Alfred Nathan.
Der Kabarettist wurde 1909 in Berlin geboren und starb 1976 während eines Campingurlaubs am Hohenwarthe-Stausee. Die Biografie über den Künstler mit dem Titel „Lachen gegen Tod und Teufel – der Kabarettist Peter Pan“ ist seit dieser Woche im Buchhandel.
„Das Schreiben des 156 Seiten umfassenden Werkes hat eigentlich nur anderthalb Jahre gedauert“
Michael Schuster hat sich nach dem Tipp auf Spurensuche begeben. Er sprach mit den Familienangehörigen Alfred Nathans und wertete den Nachlass des Künstlers aus. „Das Schreiben des 156 Seiten umfassenden Werkes hat eigentlich nur anderthalb Jahre gedauert. Aber die Recherche allein hat trotz der Unterstützung des Internets gut vier Jahre in Anspruch genommen“, erzählt Schuster, der unter anderem Archive in Frankreich, Spanien und den USA durchstöberte.
Eine Sisyphus-Arbeit, auch weil der Berliner nicht der Superstar seiner Zeit auf der Bühne war. Alfred Nathan, der jüdische Wurzeln hat, gab im Alter von 19 Jahren sein Debüt auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“, spielte fünf Jahre in der deutschen Hauptstadt in Kabarettgruppen, die der linken Szene nahe standen. Dabei lernte er auch Erich Weinert und Ernst Busch kennen.
1942 gelingt die Flucht vor den Nazis nach Spanien
Nach der Machtübernahme der Nazis wurde der Jude ausgewiesen, emigrierte nach Frankreich und stand in Paris auf der Bühne des „Chez elle“. Als Deutscher kam der Kabarettist 1939 trotzdem ins Internierungslager und musste hilflos mit ansehen, wie die meisten Juden von den Faschisten in die Vernichtungslager deportiert wurden. 1942 gelang ihm über die Pyrenäen die Flucht nach Spanien, wo er bis 1957 unter dem Künstlernamen Pierre Michel als Chansonier seine Brötchen verdiente.
„Er hat wie die Märchenfigur Peter Pan gegen das Böse gekämpft. Er wusste, dass ihm dabei nur das hölzerne Schwert des politischen Kabaretts zur Verfügung stand“, sagt Michael Schuster. Nach seiner Rückkehr in die ehemalige DDR blieb Alfred Nathan dem Theater treu, stand fast jeden Tag auf der Bühne, unter anderem 1959 auch im Bernburger Kurhaus. Dort lernte er seine letzte große Liebe kennen und zog 1972 wegen Dagmar Krüger von Berlin in die Saalestadt. n(mz)

