Maximilian Planer Maximilian Planer vom Bernburger Ruderclub: Spalier für den Ruder-Weltmeister am Bootshaus an der Saale

Bernburg - Es ist äußerst selten, wenn Bernburgs Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos), selbst von stattlicher Statur, den Blick nach oben richten muss, um seinem Gesprächspartner in die Augen sehen zu können. Am Sonnabendnachmittag war solch ein Moment, als ihm mit Maximilian Planer ein echter Recke gegenüberstand.
Goldmedaille im Achter bei der Ruder-WM in Florida
Der 26-Jährige ist mit 1,98 Meter nicht nur sehr groß, er hat auch Großes vollbracht: Von der Ruder-Weltmeisterschaft in Florida kehrte der Bernburger mit einer Goldmedaille zurück - errungen im Achter, dem Flaggschiff in dieser Sportart. Ganz klar, dass dieser Erfolg, der ganz sicher zu einem der größten für einen Sohn der Saalestadt zählt, gebührend gewürdigt werden muss.
Und so bereiteten die Mitglieder des Bernburger Ruderclubs (BRC) ihrem Aushängeschild beim traditionellen Saison-Abrudern einen begeisternden Empfang. Die Nachwuchssportler bildeten vor dem Bootshaus mit ihren Rudern ein Spalier, als ihr großes Vorbild um die Ecke auf die Saale-Promenade einbog.
„Ich habe immer den Rückhalt im Verein und in der Familie gehabt“
„Ich bin überwältigt“, freute sich der Journalistik-Student über den herzlichen Empfang, zu dem auch viele Freunde und Bekannte sowie die Spitzen der Kommunalpolitik gekommen waren. Eine solche Saison wie 2017 hatte er selbst nicht für möglich gehalten. „Nach dem schwierigen Vorjahr habe ich mich noch im Herbst mit Zweifeln herumgeschlagen, wie und ob es weitergeht. Ich habe aber immer den Rückhalt im Verein und in der Familie gehabt“, gab er bereitwillig Einblick in sein Seelenleben.
Es ging weiter. Und wie! Als Mitglied des Paradebootes der deutschen Ruderflotte eilte der Bernburger von Sieg zu Sieg: Europameister, Weltcupgesamtsieger, Weltmeister, die schnellste jemals über die olympische 2000-Meter-Distanz geruderte Zeit, ungeschlagen in der ganzen Saison. „Mehr war nicht zu erreichen in diesem Jahr“, sagte der Hüne gegenüber der MZ.
Traum von Goldmedaille bei Olympia 2020
Für die Zukunft trifft dies gleichwohl nicht zu. Eine Olympiamedaille 2020 in Tokio mit dem deutschen Achter - das wäre was, verrät Maximilian sein Maximalziel. Dem dortigen Kräftemessen der Weltelite räumt er noch höhere Bedeutung ein als den in den jedem nichtolympischen Jahr stattfindenden Weltmeisterschaften. „Denn Olympia ist nur alle vier Jahre.“
Bevor der Bernburger davon träumen darf, steht aber erstmal ganz viel harte Arbeit bevor. Im Frühjahr 2018 gibt es die nationale Qualifikation, dann werden die Karten neu gemischt, wer Deutschland im Achter vertreten darf. „Das wird die größte Hürde, da wieder reinzukommen“, weiß der 26-Jährige um die breite Konkurrenz.
Im Prinzip würden sich 16 Sportler um acht Plätze streiten. Also eine 50:50-Chance. „Falls es für mich nicht reichen sollte, wäre es auch kein Beinbruch, wieder im Vierer zu fahren“, sähe Maximilian Planer auch in dieser Bootsklasse gute Medaillenchancen für sich.
16 Sportler konkurrieren um acht Plätze im Boot
Der junge Bernburger hat aber schon jetzt mehr erreicht, als die meisten Sportler der Region jemals zuvor. Selbst den eigenen Papa hat er übertroffen. Zwar nicht mit der Körperlänge, da fehlen noch fünf Zentimeter, aber mit der sportlichen Leistung. Vater Steffen, Chef des Landesruderverbandes, hatte 1985 den Junioren-Weltmeistertitel nach Bernburg geholt, damals ebenfalls mit dem Achter.
Einer von den 40 Kinder und Jugendlichen im knapp 200 Mitglieder zählenden BRC ist Vinzent Böttcher. „Natürlich ist Maximilian Planer ein Vorbild für mich“, sagte der Zwölfjährige, laut Trainer Maik Wartmann der schnellste Einer-Fahrer seiner Altersklasse in Sachsen-Anhalt. Selbst einmal Weltmeister zu werden, daran vermag der Junge derzeit aber noch nicht zu denken, er hat sich vorerst bescheidenere Ziele gesteckt.
„Es gibt nichts Schöneres, wenn die hier vom Landessportbund geförderte Talentgruppe solch ein Vorbild vor Augen hat. Das ist ein Ansporn, wohin der Weg führen kann“, sagte Kreissportbund-Geschäftsführer Thomas Gruschka. Sechs Kinder im Alter von neun und zehn Jahren erhalten derzeit diese besondere Förderung, so BRC-Vorsitzender Gerhard Hartkopf.
Neben dem Talent, das Maximilian Planer die Eltern Susanne und Steffen mit in die Wiege gelegt hatten, kommt es aber auch auf Fleiß und Durchsetzungsvermögen an, um solche Erfolge feiern zu können, schätzte OB Henry Schütze ein. „Die Region ist stolz auf dich“, sagte Landrat Markus Bauer (SPD), der eine Ehrenurkunde des Salzlandkreises überreichte.
Gemeinsam mit dem Weltmeister durfte er eines von zwei neuen Booten auf den Namen Tigger taufen, das andere erhielt den Namen Dori. Die beiden Einerboote für den Nachwuchs hatten Landessportbund, Stadt, und Kreissportbund-Förderverein finanziert.
Wird Deutschland-Achter die Mannschaft des Jahres?
Eine renommierte Auszeichnung steht Max Planer am Jahresende womöglich noch bevor. Nicht nur er selbst rechnet sich gute Chancen aus, mit seinem Achter in diesem nichtolympischen Jahr bei der Sportlerwahl zur Mannschaft des Jahres in Deutschland gekürt zu werden. Eine Überraschung wäre das nicht, schließlich haben Maximilian und Co. das Maximale herausgeholt - mehr geht nicht. (mz)
