1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Polizisten beleidigt und bespuckt: Mann aus Nienburg Saale wird wegen Beleidigung und Nötigung verurteilt: Neun Monate Haft nach Angriff auf Polizisten

Polizisten beleidigt und bespuckt Mann aus Nienburg Saale wird wegen Beleidigung und Nötigung verurteilt: Neun Monate Haft nach Angriff auf Polizisten

Von Felix Filke 29.06.2020, 08:56
Das Amtsgericht in Bernburg
Das Amtsgericht in Bernburg Archiv/Pülicher

Bernburg/Nienburg - Es sollte eigentlich ein ganz normaler Einsatz werden. Als die beiden Polizeibeamten an einem Januarmorgen dieses Jahres an eine Haustür in Nienburg klopften, hatten sie einen konkreten Auftrag: Sie sollten Christiane Schneider (alle Namen geändert) verhaften, weil diese eine Geldstrafe nicht gezahlt hatte. Doch aus der Routine wurde schnell eine Ausnahmesituation.

Die Tür wurde von Christiane Schneiders Lebensgefährten Timo Stiller geöffnet. „Anfangs war er freundlich“, berichtet die erfahrene Polizistin im Zeugenstand des Bernburger Amtsgerichts. „Aber als er hörte, was wir vorhaben, kippte plötzlich die Stimmung.“

Wüste Beschimpfungen soll der gelernte Dachdecker ausgesprochen haben, Worte wie „Drecksviecher“, „Bullenschweine“ und „Fotzen“ sollen gefallen sein. Auch Drohungen wie „Ich finde euch und mache euch fertig“ soll Stiller gegen die Polizistin und ihren jungen Kollegen geschleudert haben.

Erst als Verstärkung angerückt war, beruhigte sich die Lage

Doch damit nicht genug: „Er hat mir ins Gesicht gespuckt, das war sehr eklig“, so die 45-jährige Beamtin. Auch einen Baseball-Schläger habe er plötzlich in der Hand gehabt, ihn aber nicht eingesetzt. Erst als die Verstärkung angerückt war, beruhigte sich die Situation und Christiane Schneider ging letztlich mit den Beamten mit.

Timo Stiller gibt die Beschimpfungen zu, das Spucken will er jedoch nicht absichtlich gemacht haben. Er habe einfach verhindern wollen, dass die ihm unbekannten Personen nicht in seine Wohnung kommen.

„Mein Mandant fühlte sich überfordert und Rede ergab Gegenrede“, startet der Verteidiger einen Erklärungsversuch. Auf dessen Nachfrage, ob Polizisten in einer derart hochkochenden Lage nicht deeskalierend auftreten müssen, antworten beide Beamten, dass der Angeklagte überhaupt nicht mit sich habe reden lassen. „Er hatte sich sehr auf mich eingeschossen“, so die 45-Jährige.

„Sie haben einfach die Beherrschung verloren“, sagt der Staatsanwalt 

Während der gesamten Verhandlung ist es Stiller anzumerken, dass er sich nur schwer beherrschen kann. Er wippt stark mit den Beinen und spricht immer wieder in sich hinein. Das bleibt auch dem Staatsanwalt nicht verborgen: „Sie haben einfach die Beherrschung verloren.“

Dazu passe auch die lange Vorstrafenliste, die 24 Einträge enthält und Vergehen wie Beleidigung, Nötigung und Volksverhetzung enthält. Er fordert neun Monate Haft ohne Bewährung.

Zumal der Angeklagte zwei Tage nach der Tat bei der Justizvollzugsanstalt Halle angerufen hat – dort war seine Lebensgefährtin inzwischen inhaftiert – und gesagt haben soll, dass er ein Loch in die Mauern der JVA sprengen wird, um sie zu befreien.

Richter André Stelzner folgt dem Antrag des Staatsanwalts und verhängt eine Freiheitsstrafe von neun Monaten wegen Beleidigung, Nötigung und tätlichen Angriffs gegen Polizisten. „Polizeibeamte sind nicht die Fußabtreter für alle Situationen“, sagt er. Und weiter: „Der Gipfel ist das Anspucken ins Gesicht – das geht gar nicht. Das ist ehrverletzend, beleidigend und eklig.“ (mz)