Makarenko-Haus in Bernburg Makarenko-Haus in Bernburg: Denkmal-Status offenbar ein Irrtum

Bernburg - Der von Solvay angekündigte Abriss des Makarenko-Hauses am Bernburger Rheine-platz hat in der Bevölkerung eine breite Debatte ausgelöst. Vor allem deshalb, weil das Gebäude seit 1998 als Baudenkmal ausgewiesen war. Offenbar ist dies jedoch ein Irrtum, wie Stadtratsvorsitzender Jürgen Weigelt (CDU) jetzt gegenüber der MZ sagte. Nach Angaben des langjährigen Museumsdirektors ist das Makarenko-Hauses nämlich nicht Bestandteil des ersten Bahnhofs der Saalestadt.
Genau darauf bezieht sich jedoch die Denkmal-Begründung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie. So heißt es darin unter anderem: „Klassizistisches Gebäude der Bahnhofsgaststätte des Bahnhofs am Rheineplatz; als letztes erhaltenes Zeugnis des 1846 am Rande der Bergstadt erbauten und 1865 stillgelegten ersten Bernburger Bahnhofs ein wichtiges Dokument der Bernburger Stadt- und Wirtschaftsentwicklung sowie der regionalen Eisenbahngeschichte im 19. Jahrhundert.“
Falsche Geschichtsschreibung?
Offenbar ist diese Geschichtsschreibung falsch. Denn Jürgen Weigelt betont, dass es sich bei dem Gebäude - zu DDR-Zeiten Klubhaus der Sodawerker und Makarenko-Haus genannt - eigentlich um das sogenannte „Ziervogel’sche Haus“ handelt. Dieses sei nach dem schrittweisen Abbruch des gesamten dreiteiligen Bahnhofskomplexes erst nach dem Jahr 1874 als Neubau errichtet worden und habe das ehemalige Bahnhofsverwaltungsgebäude mit Diensträumen und -wohnungen ersetzt. Die einstige Bahnhofsgaststätte, später „Saupe’s Hotel“, sei 1896 abgerissen worden. „Von den vier Eingangstüren vom Bahnhofsvorplatz über eine Freitreppe zum Bahnsteig existierten bis in die Mitte der 1880er Jahre lediglich noch zwei der ehemals vier bogenförmigen Eingangstüren. Auch diese wurden durch einen späteren Erweiterungs- bzw. Anbau an das ,Ziervogel’sche Haus’ endgültig beseitigt“, teilte Jürgen Weigelt weiterhin mit.
Auch wenn er den Abbruch dieses stadtbildprägenden Gebäudes bedauere, müsse zusammenfassend festgestellt werden, dass die Immobilie keine Reste des alten Bernburger Bahnhofs enthält. „Sollte die Denkmal-Eigenschaft des ehemaligen ,Ziervogel’schen Hauses’ 1997 damit begründet worden sein, wäre dies schlichtweg ein Irrtum“. (mz)